KW7 - Sams Märchen vom GrundAInkommen

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 10. Februar 2025


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❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 1,499 Wörter und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Montag, der 10. Februar 2025 und die KW7 startet.

🦉 Sams Märchen vom GrundAInkommen

Was ist passiert? OpenAI-Gründer Sam Altman veröffentlichte in der Nacht zum Montag einen Blogpost namens “Three Observations” (Drei Beobachtungen). Darin teilt der KI-Vorreiter drei Annahmen über die ökonomische Wirkungsweise von Künstlicher Intelligenz und zieht den meiner Meinung nach richtigen Schluss, dass die Errungenschaften einer möglichen künstlichen Superintelligenz vermutlich sehr ungleich verteilt sein könnten.

Erstens konstatiert Altman, dass die Intelligenz, die ein Grundlagenmodell erreicht, in etwa dem Logarithmus der Ressourcen, welche zum Training und zur Abfrage zur Verfügung stehen, entspricht. Seiner Beobachtung nach lässt sich das bisher über verschiedene Größenordnungen nachvollziehen und er geht davon aus, dass es dabei bleibt. Natürlich steckt hierin auch die Rechtfertigung für weitere noch größere Investitionen seiner Firma und immer neue Rückflüsse - neudeutsch würde man sagen, The scaling laws keep working.

Weiterhin beschreibt er, dass die Kosten für die Nutzung einer gewissen KI sich jedes Jahr in etwa zehnteln würden. Dabei profitiert KI natürlich von Moore’s Law, welches die Rechenzeit schneller und günstiger macht, aber die KI-Systeme werden noch deutlich schneller effizienter. Zumindest lässt sich das in den letzten zwei Jahren ganz gut beobachten.

Letztlich schließt Altman, dass der sozioökonomische Nutzen einer sich linear verbessernden KI exponentieller Natur sei. Was er tatsächlich meint, ist natürlich der Umkehrschluss zur ersten Erkenntnis. Er hätte seinen Blogpost auch genauso gut andersherum schreiben können. Denn wenn die Verbesserung der KI der Logarithmus der benötigten Ressource ist, dann braucht man natürlich irgendeinen “Kicker” um genau diese zu rechtfertigen. Würde der Impact einer linearen Verbesserung exponentiell Wirkung entfalten, stimmt die Gesamtrechnung nämlich wieder.

Spannender als die Debatte, ob Altmans Rechnung aufgeht oder nicht, finde ich den Punkt der Ungleichheit, den er aufwirft. Altman beobachtet richtig, dass Technologie zwar immer wichtige Wohlstandsindikatoren wie Gesundheit, Bildung, Lebensdauer und weniger absolute Armut positiv beeinflusst hat. Die Gewinne aus neuen Technologien bleiben aber stets ungleich verteilt. Vom Feudalherren über die Industriebarone, Öl-Magnaten und heute Tech-Milliardäre, stets verfügte eine kleine Zahl der Bevölkerung über die Mehrheit des Kapitals.

Wenn KI so viel ökonomischen Impact haben sollte, wie viele Forscher glauben, könnte sie diese Ungleichheit noch weiter erhöhen, weil, wer über Zugang zu Rechenzeit, Daten und Energie verfügt, sich unendlich viele virtuelle Arbeiter schaffen könnte. Tech-Milliardäre könnten sich aus dem Nichts ganze News-Redaktionen, Film-Studios, Orchester, Denkfabriken, Forschungslabore oder Pharmaunternehmen erschaffen. Während ein Großteil der Bevölkerung um ihren Job bangen muss.

Altmans Lösungsidee ist wenig innovativ. Er denkt über ein “Rechenzeit Budget” nach, welches jedermann bekommen könnte um für faire Verteilung und freie Entfaltung zu sorgen. Altman gilt auch als Befürworter des Universal Basic Income. Aus Sicht von US-Milliardären ist das UBI aber (meiner Meinung nach) keine Philanthropie, sondern eiskaltes Kalkül. Denn jede Art von UBI würde vermutlich aus Steuermitteln finanziert werden. Die effektive Besteuerung der Superreichen aber lässt zu Wünschen übrig. Würde also Steuereinkommen nach ganz unten verschoben, wo es sofort wieder konsumiert würde verschoben, wer würde wohl davon profitieren? Und wo das von Altman ersonnene “Compute Budget” wohl in Rechenzeit umgesetzt werden würde, steht in den Sternen. Oder in “Stargate”?

Das sind die weiteren News der Woche: 

🌧️ Cloud verhagelt BigTech Earnings: Die Aktien der großen Hyperscaler (Microsoft, Google, Amazon) gaben fast alle nach ihren Quartalsergebnissen nach. Grund dafür waren vor allem verpasste Wachstumsprognosen im Cloud-Geschäft. Weil die Plattformen AWS, Azure und Google Cloud Plattform ihre Kapazität nicht schnell genug ausbauen können, wächst man nicht so schnell wie erwartet, wenn auch generell sehr dynamisch. Um den Engpass zu navigieren kündigten alle Plattformen massive Investitionen an. Google wird mehr als 75 Milliarden US-Dollar in Data Center stecken. Microsoft sprach schon vorher von 80 Milliarden und Amazon ist auf Kurs die 100 Milliarden zu knacken.
🔗Bloomberg | Amazon | Google | Microsoft

💰 Macron plant 109 Mrd. EUR für KI: Im Vorfeld des Pariser KI-Gipfel kündigte der französische Präsident KI-Investitionen an, die gemessen an der Wirtschaftskraft Frankreichs mit dem US-Projekt Stargate vergleichbar wären. Der größte Sponsor scheint in Frankreich der arabische Investor MGX aus Abu Dhabi zu sein, der auch an Stargate beteiligt ist. Weiteres Geld kommt von einer Vielzahl von Asset Managern und Private Equity-Unternehmen. Ein großer Teil der Investitionen wird vermutlich in Data Center Infrastruktur gehen.
🔗 Financial Times

🌻 KI würde Links-Grün wählen: Was passiert, wenn man die KI den Wahl-o-Mat füttern lässt? Das hat sich (unter anderen) auch Social Media Berater Felix Beilharz gefragt. Das Ergebnis: Künstliche Intelligenzen bevorzugen die Grünen und linke (SPD, Die Linke) bzw. links-liberale Parteien wie Volt. Die CDU schaffte es bei keiner KI auf den Spitzenplatz. Die AfD landete fast immer auf dem Letzten. Selbst die Musk-KI Grok sah es kaum anders. Der verwendete Prompt stellte als Prämisse nicht nur das Wohl Deutschlands und seiner Bürger, sondern auch das Wohl der gesamten Menschheit und einen lebenswerten Planeten auf. Das beeinflusst natürlich das Ergebnis. Wer das kritisiert, darf aber gern mal den Prompt teilen, der die AfD auf den Spitzenplatz befördert.
🔗 Felix Beilharz | Wahl-o-Mat

✋ Musk nicht an TikTok interessiert: Wie ich im Doppelgänger schon erklärt habe, glaube ich nicht, dass Musk ein logischer Käufer für TikTok wäre. Es interessiert ihn einfach nicht, auch weil er es selbst nicht nutzt. Laut Reuters hat Regierungsrambo Musk nun erklärt, dass er keinerlei Gebot für die US-Sparte des chinesischen Social Networks abgegeben hat.
🔗 Reuters

🫱🏻‍🫲🏾 Kanye West dreht durch, die Xte: In den vergangenen Tagen hat Rapper Kanye West ein weiteres mal die Gelegenheit genutzt öffentlich durchzudrehen. Dabei hat er nicht nur bewiesen, wie es um seine geistige Gesundheit steht, sondern auch, dass X das perfekte Medium ist, um im Minutentakt extrem anti-semitische, frauenfeindliche und Nazis und Hitler verehrende Posts rauszuballern. Zuvor hatte das Netzwerk Instagram ihn gesperrt. West deaktivierte schließlich seinen X-Account bedankte sich beim Hausherren Elon Musk: “I appreciate Elon for allowing me to vent… It was like an Ayahuasca trip.”
PS: Wests Online Shop yeezy_com zeigt gerade einen einzigen Artikel: Ein weißes T-Shirt mit Swastika-Symbol. West hatte die Seite zuletzt mit einem Super Bowl Ad beworben.
🔗 NBC | Hollywood Reporter

🪙 Klarna kuschelt mit Crypto: Das schwedische Fintech will nach Berichten der Financial Times bereits im April an die Börse gehen und strebt eine Bewertung von 15 Milliarden US-Dollar an. Um der IPO-Story Phantasie zu verleihen, entledigte Klarna sich nicht nur vieler Mitarbeiter, sondern framte sich selbst auch zum KI-Gewinner. Nun zündet Gründer Siemiatkowski den Turbo und gibt bekannt, dass man mit dem Crypto-Markt liebäugelt.
🔗 Sifted | Financial Times

Chart der Woche: Das ECHTE Stargate

500 Milliarden US-Dollar sollen mit dem Projekt “Stargate” unter Präsident Trump in Künstliche Intelligenz investiert werden. Das wären in jedem Jahr seiner Amtszeit circa 100 Mrd US-Dollar. Doch etwas Perspektive ist wichtig. Denn diese Summe entspricht gerade mal den zusätzlichen Capital Expenditures (CapEx) also Investitionen in Anlagegüter der vier großen MAMA Unternehmen. Diese werden 2025 insgesamt allein 315 Milliarden investieren. Natürlich handelt es sich sowohl bei den Big Tech Investitionen als auch dem Stargate Projekt, das vornehmlich OpenAI dienen soll um sehr sinnvolle strategische Anschaffungen. Aber man sollte nicht auf die Investitionsshow der Trump-Regierung reinfallen, die vor allem bestehende Projekte und planbare Investitionen in MAGA Geschenkpapier einwickelt.

Auch wichtig: Mit den fast 50-prozentigen CapEx-Steigerungen wird auch der Energie- und Wasser-Fussabdruck von Big Tech noch einmal deutlich größer.
🔗 Sherwood

🎧 Hörenswert: Tech & Tales mit Damian von Boeselager (Gründer VOLT) (ca. 55 min)

Damian von Boeselager ist Mitgründer der Partei Volt. Mit Elisabeth L’Orange spricht er im Tech & Tales Podcast über Künstliche Intelligenz und die Zukunft von Deutschland. Seine Parteifreundin und Spitzenkandidatin Maral kann man in der aktuellen Ausgabe von Jung & Naiv hören und sehen.
🔗 Spotify | Apple | Website

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 10. Februar: McDonald’s (BMO), monday.com (BMO), Zoom (AMC), Agora (AMC)
Dienstag 11. Februar: Shopify (BMO), Coca Cola (BMO), SMCI (AMC), Upstart (AMC), DoorDash (AMC), Lyft (AMC), Zillow (AMC)
Mittwoch 12. Februar: Reddit (AMC), AppLovin (AMC), RobinHood (AMC), TheTradeDesk (AMC), Cisco (AMC)
Donnerstag 13. Februar: DataDog (BMO), coinbase (AMC), twilio (AMC), DraftKings (AMC), aribnb (AMC), paloalto Networks (AMC), Roku (AMC)
Freitag 14. Februar: Moderna (BMO)

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