KW6 - Der Drache erwacht (Oder schlafen wir nur?)

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 3. Februar 2025


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🛗 Der KI Drache erwacht - Waren wir blind?

Was ist passiert? Das chinesische OpenSource Grundlagenmodell DeepSeek R1 war die letzten Tage in aller Munde. Mit (angeblich) kaum 6 Millionen US-Dollar an Trainingskosten und ohne Zugang zu den besten NVIDIA Chips, soll eine junge chinesische Firma ein KI-Modell erschaffen haben, das die Leistung westlicher kommerzieller Modelle in den Schatten stellt. KI-Highflyer-Aktien verloren zweistellig an Marktkapitalisierung. Insgesamt wurde mehr als eine Billion an Marktwert vernichtet.

Ein zweiter Blick lohnt sich (wie immer). Denn einerseits vernachlässigt die Kostenrechnung viel Vorarbeit und verbucht wirklich nur die finalen Trainingskosten. Zudem scheint das Modell auf erhebliche Vorarbeit eines größeren Modells, eventuell auch anderer westlicher Modelle zu basieren. Ohne diese Investitionen, gäbe es auch kein günstiges China-Modell. Dennoch haben die Forscher aus dem Reich der Mitte verschiedene innovative Methoden genutzt, um ein super-effizientes Modell zu erschaffen. Sie nutzen die knappe Hardware effizienter, destillieren das Wertvollste aus den Modellen und befragen je nach Anfrage nur einen Bruchteil des Modells.

Sollten wir überrascht sein? Die Wahrheit ist, wir haben unsere Augen verschlossen und gehofft, dass die Exportbeschränkungen der USA für die besten KI-Chips (NVIDIA H100, B200, etc) die Chinesen auf Distanz halten würden.

Tatsächlich hätte man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit triangulieren können, dass China zumindest den führenden US-Unternehmen im Nacken sitzt. So ist China die klare Nummer 1 bei zugelassenen KI-Patenten. Auch bei privaten Investments in KI-Startups liegt China direkt hinter den USA. In der Regel gehen 80% der KI-Investitionen direkt in Hardware. Warum haben wir uns nicht gefragt, wohin die chinesischen Startups ihr Geld stecken?

Ganz offenbar hat man Mittel und Wege gefunden, an die begehrten H100 (“Hopper”) GPUs von NVIDIA zu kommen, obwohl diese offiziell unter Embargo liegen. Auch ein Blick in NVIDIAs Umsatz nach Ländern offenbart auffällige Muster: 22% des Umsatzes wird über Singapur verkauft. Dort gibt es aber kaum Data Center. Insgesamt die Hälfte des Umsatzes läuft entweder über Singapur, Taiwan oder direkt nach China. Ähnliche Muster sieht man bei anderen Data Center Ausrüstern.

In einer globalisierten Welt wird es schwer sein Fortschritt in digitaler Form vor dem Rest der Welt verborgen zu halten. Und wie so oft wird es China gelingen, State-of-the-Art-Technologie günstiger anzubieten als andere. Uns steht ein Innovationsmarathon sondergleichen bevor, bei dem Datenschutz und Sicherheit auf der Strecke bleiben könnten.

Das sind die weiteren News der Woche: 

🔓 OpenAI “auf der falschen Seite der Geschichte”: Ausgerechnet das dem Namen nach offene OpenAI hatte in der Vergangenheit seine besten Modelle stets relativ geschlossen für sich behalten. In einem Reddit AMA (“Ask me anything”) gab CEO Sam Altman nun zu, dass dies ein Fehler gewesen sein könnte. Die schnelle Entwicklung der OpenSource Konkurrenz macht den KI-Vorreiter offensichtlich nachdenklich im Anbetracht eines dahinschmelzenden Vorsprungs.
🔗 TechCrunch | Reddit

📦 Trump will ‘de minimis’ Regel kippen: Fast in einem Nebensatz, könnte der frisch vereidigte Präsident Trump die sogenannte “de minimis” Ausnahme einkassieren, weil er sowieso neue Zölle gegen Kanada, Mexiko und China verhängen will. Die Regel erlaubt es, wie der Name sagt, “Kleinigkeiten” im Wert von bis zu 800 US-Dollar vereinfacht und zollfrei zu importieren. Profitiert haben davon zuletzt vor allem die chinesischen Plattformen Shein und Temu (PinDuoDuo).
🔗 Bloomberg

🇨🇳 Alibaba legt nach. Model toppt teilweise DeepSeek: Nur Tage nach dem DeepSeek-Schock veröffentlichte auch der chinesische Techriese Alibaba ein eigenes OpenSource-Model. Qwen 2.5-Max schlägt viele westliche kommerzielle State-of-the-Art Grundlagen-Modelle. Das Modell kann unter anderem auch sehr lange Videos verstehen und Endgeräte wie PCs oder Smartphones kontrollieren.
🔗 Reuters | TechCrunch

💰 Verdoppelt Softbank OpenAI-Bewertung? Angeblich will der japanische Tech-Investor Masayoshi Son bis zu 25 Milliarden US-Dollar in OpenAI investieren. Zusammen mit anderen Investoren will er 40 Milliarden auf einer 300 Milliarden-Bewertung investieren. Das würde die Bewertung in kürzester Zeit fast verdoppeln.
🔗 WSJ

🏦 Elon breaks the Bank: Das Team des sogenannten Department of Government Efficiency, angeleitet von Tech-Milliardär Elon Musk soll nach Angaben der New York Times Zugang zum Zahlungsabwickungstool des US-Finanzministeriums bekommen haben. Das ist einerseits zur Analyse der Zahlungen nötig, andererseits droht die Gefahr, dass Musk und sein DOGE wichtige Zahlungen aufhalten und sich selbst zum Kämmerer machen.
🔗 New York Times | Washington Post

🦉 Chart der Woche: Der Vorzeigefonds

300.000 US-Dollar pro Kopf konnte der norwegische Staatsfonds in nur 25 Jahren für die skandinavischen Bürger:innen aufbauen. Mit einer immer größeren Aktienquote erwirtschaftete der 1.74 Billionen US-Dollar schwere Mega-Fonds eine jährliche Rendite von etwas mehr als 6 Prozent. Die Grafik täuscht dennoch. Denn circa ein Drittel des Volumens sind Einzahlungen aus der Ölförderung. Dennoch haben jene Einzahlungen sich bestens vermehrt und erheblich zur Altersvorsorge der Norweger beigetragen.
🔗 Sherwood

🎧 Hörenswert: Manager Magazin - Das Thema über Christian Angermayer (ca. 20min)

Im Manager Magazin Podcast “Das Thema” gehen die Journalisten aus Hamburg dem umstrittenen deutschen Investor Christian Angermayer und seinen Trump-Beziehungen auf den Grund. Angermayer ist ein echtes Stehaufmännchen. Obwohl seine Börsenzöglinge regelmäßig mehr als 90% der Anlegergelder verlieren, bringt der Goldjunge eine Firma nach der anderen an die Börse.
🔗 Spotify | Apple | Website

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 3. Februar: Palantir (AMC)
Dienstag 4. Februar: PayPal (BMO), BestBuy (BMO), Spotify (BMO), Pfizer (BMO), AMD (AMC), Alphabet (AMC), Snap (AMC), Chipotle (AMC)
Mittwoch 5. Februar: Uber (BMO), Disney (BMO), Novo Nordisk (BMO), Ford (AMC), Qualcomm (AMC), arm (AMC)
Donnerstag 6. Februar: Eli Lilly (BMO), Roblox (BMO), Peloton (BMO), amazon (AMC), Cloudflare (AMC), affirm (AMC), fortinet (AMC), Pinterest (AMC)
Freitag 7. Februar:

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