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KW6 - Metal vs. Musk 1:0
Doppelgänger Update (BETA)
Von Philipp Klöckner · 5. Februar 2024
👋 Hallo! Du empfängst diesen Newsletter als eine(r) von 12.021 Abonnent:innen (+299).
❤️ Danke an Patrick, Lasse und Denis, die diese Woche die meisten neuen Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben, aber auch an alle anderen! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 1.998 Worte und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist der 5. Februar 2024 und die KW6 startet.
🥁 Warum ein Heavy Metal Drummer Elon Musk 56 Mrd. US-Dollar kosten könnte
Wessen Interessen werden in Teslas Boardroom vertreten? Eine Richterin hat Zweifel. [AI generiert]
Was ist passiert? Richard Tornette besaß nur neun Tesla Aktien, als er 2018 Tesla verklagte, weil das Board of Directors, der Verwaltungsrat des Unternehmens, CEO Elon Musk einen Kompensationsplan genehmigte, unter dem Musk später Aktienoptionen im Wert von sage und schreibe 56.000.000.000 US-Dollar erhielt. Ein Gericht im ansonsten als “business-freundlich” bekannten US-Bundesstaat Delaware hat Musk diese Vergütung nun vorerst wieder aberkannt. Musk könnte damit ein Viertel seines Gesamtvermögens verlieren, welches hauptsächlich aus Tesla-Anteilen besteht. Die Entscheidung fiel in einer Zeit, in der Musk erneut versucht seine Anteile durch Verhandlungen mit dem Board weiter aufzustocken. Dabei droht er KI-Initiativen bei Tesla zu depriorisieren, sofern er nicht 25% der Stimmrechte hielte. [Hätte Musk nicht zum Allzeithoch der Aktie Tesla-Anteile verkauft um Twitter zu kaufen, würde ihm tatsächlich noch ein Viertel der Firma gehören.]
Die Begründung: Richterin Kathaleen McCormick bemängelte die Unternehmensführung und Kontrolle (Corporate Governance) bei Tesla. So kam es ihrem Urteil nach gar nicht erst zu echten Verhandlungen. Vielmehr nickte das Board in einem von Musk vorgegebenen Zeitplan ein von ihm vorgeschlagenes Angebot ab. Laut McCormick wäre nicht klar, ob das Tesla Board wirklich Shareholder-Interessen treuhänderisch vertritt, oder Musks eigenen Interessen diene. Musk besitzt nicht nur selbst 21% der Stimmrechte, auch seien andere Board-Direktoren - allen zuvorderst sein Bruder Kimbal Musk - persönlich von ihm abhängig, oder unterliegen der Superstar-CEO Aura des reichsten Mannes der Welt. Die Richterin bemerkte, dass die Bestimmung des Zeitplan, sowie die Abwesenheit echter Verhandlung oder eines Kompensationsvergleiches zu anderen Vorstandsvorsitzenden nicht von einer effektiven Kontrolle zeuge, sondern vielmehr einen “kooperativen” Charakter hätte.
ABER: Unter dem Compensation Package hätte Musk keinen Cent Gehalt oder gar Boni erhalten, sollte sich der Tesla-Kurs weniger als verdoppeln. Auch Musk ging hier ein Risiko ein, profitierte jedoch umso mehr vom enormen Wert, den er auch für Aktionär:innen schuf. Tesla gewann im relevanten Zeitraum fast 600 Mrd. US-Dollar an Marktkapitalisierung. Ob es auch preisgünstiger möglich gewesen wäre, sich die Aufmerksamkeit des umtriebigen Unternehmers zu sichern, blieb laut Gericht unklar. Auch wurde Multi-CEO Musks Kompensation mit Nichten an eine Mindestarbeitszeit bei Tesla oder sonstige Commitments geknüpft, die Shareholder interessieren könnten. Im Übrigen durften Aktionäre aber sogar über Musks Aktienoptionen abstimmen. Diese Abstimmung, so die Richterin, geschah aber unter falschen oder undurchsichtigen Vorgaben, beginnend mit der angeblichen Unabhängigkeit des Boards, welches die Absegnung den Aktionären vorschlug.
Fairerweise, muss man sagen, dass die Richterin eben nicht primär die Höhe des Pakets rügte, sondern die schlechte Corporate Governance, die das Zustandekommen solch einer Giga-Kompensation ermöglichte. Dennoch erwähnte die Richterin, dass Musks Gehalt etwa dem 250-fachen des Median-CEO-Gehalts entsprach und immer noch 30fach höher rangiert, als das nächsthöchste Salär. Das übrigens wäre nicht das von Tim Cook oder Mark Zuckerberg, sondern Musks vorheriges Paket aus dem Jahr 2012. Und obwohl Elon Musk viel Börsenwert für Tesla schuf, so übersteigt das Gehalt, welches er aus der Firma extrahiert, die bisherigen Überschüsse der Firma um mehr als das Doppelte!
Und jetzt? Tesla kann selbstverständlich Berufung gegen das Urteil einlegen. Das letzte mal als Musk auf Richterin McCormick traf - da ging es darum, dass Musk sich aus seinem Twitter-Angebot rauswinden wollte (und unterlag) - tat er das nicht. Einfacher wäre es, die Tesla Aktionäre unter besserer Information erneut abstimmen zu lassen. Gerade Kleinanleger, für die Musk gute Renditen erwirtschaftete, sollten ihm gewogen sein.
Was Elon stattdessen macht? Er droht den Firmensitz Teslas aus dem “pro-business” und steuerlich vorteilhaften Delaware nach Texas, wo sich auch der physische Hauptsitz befindet, zu verlegen. Corporate Law Professorin Ann Lipton betont, dass dies gar keinen Einfluss auf das Verfahren hätte, selbst wenn Shareholder einem Umzug zustimmen würden. Musk geht es also um ein Symbol, Vergeltung oder was immer die altersadäquate Reaktion eines 12-jährigen wäre. Auch diese Entscheidung könnte erneut Aktionärsinteressen verletzen. Nicht ohne Grund sitzen zwei von drei S&P500 Unternehmen in dem kleinen Bundesstaat an der Ostküste, in dem es mehr Unternehmen als Einwohner gibt. So bietet Delaware nicht nur günstigste steuerliche Bedingungen, sondern die Gerichtsbarkeit des Staates, der Delaware Court of Chancery, ist auch als besonders kompetent und unverzüglich arbeitend bekannt. Eben dieser Vorbildjudikative möchte Musk nun aber entfliehen und lädt damit schon die nächsten Kläger ein.
Tesla Aktienkurs über die letzten 5 Jahre | Quelle: Google
🔗 Reuters | WSJ | Financial Times | Reuters (Texas/Lipton) | YouTube (Patrick Boyle)
Das sind die weiteren News der Woche:
👩🏫 Wirtschaftsweisen geschlossen für Reform der Schuldenbremse. In einem erstaunlich einstimmigen und klaren Statement legt der Sachverständigenrat für Wirtschaft (umgangssprachlich Die Wirtschaftsweisen) der Regierung eine Lockerung der Schuldenbremse nahe. Was hätte man auch erwartet? Dass der Staat in Krisenzeiten investieren muss, sollte Konsens unter Wissenschaftlern sein. Gleichermaßen ist es intellektuell unehrlich, wenn Parteien rhetorisch immer wieder gegen angebliche Ideologiepolitik argumentieren, selbst aber die Schuldenbremse für sakrosankt erklären. Gerade Investitionen in Bildung, Integration und Infrastruktur lassen hohe zukünftige Wohlfahrtsüberschüsse erwarten. Auch klar ist, dass Politiker Wege suchen werden, konsumtive Ausgaben in Investitionsetats zu verstecken.
🔗 Tagesschau | Zeit | Handelsblatt (“Gemeinsam gegen Lindner”)
🍎 Apple Vision Pro hits Reality. Lang haben Apple-Jünger auf die Augmented Reality Brille der ersten Generation gewartet. Jetzt kann man die Apple Vision Pro in US Stores käuflich erwerben. Erste Reviews sehen die Brille den Konkurrenz-Gläsern Meta Quest 3 einen Schritt voraus. YouTuber Casey Neistat liegt vermutlich nicht falsch, wenn er sagt, dass dies die schlechteste AR-Brille ist, die wir von Apple je gesehen haben. Meint damit aber, dass diese überwältigende Erfahrung nur NOCH besser wird.
🔗 YouTube (Casey Neistat) | YouTube (Marques Brownlee) | The Verge
🎧 Joe Rogan bekommt neuen 250 Mio USD Spotify Deal. Doch das Kleingedruckte ändert sich. So wird die Joe Rogan Experience (JRE) in Zukunft weiter von Spotify produziert und vermarktet, aber nicht mehr exklusiv auf Spotify erscheinen. Vielmehr wird man weitere Plattformen wie YouTube und Apple besetzen und sich Werbeeinnahmen oberhalb einer Garantiesumme teilen. Ebenfalls nicht mehr exklusiv wird der nach Rogan zweitgrößte Podcast Call her Daddy erscheinen.
🔗 Spotify | WSJ | The Verge
🙇 Mark Zuckerberg bittet Opfer um Entschuldigung: Bei einer US-Senatsanhörung zum Thema “Child Safety”, an der Vertreter von Meta, TikTok, Discord, Twitter und Snap teilnahmen, nötigte der republikanische Senator Josh Hawley Meta-CEO Zuckerberg solange, bis dieser sich erhob, Opfer-Familien im Publikum zuwandte, um Entschuldigung bat und Besserung (der Tools) gelobte. Erreicht hat der selbst umstrittene Hawley damit vor allem Top-Distribution auf eben jenen sozialen Medien, die im Mittelpunkt des Hearings standen. Auch ohne Meta im gleichen Zug zu entschuldigen, muss man dennoch sagen, dass auch die US-Senatoren ihre Arbeit nicht viel besser machen. Liegt es doch in ihrer Hand, Gesetzgebung zu veranlassen, die Kinder besser schützt.
🔗 Spiegel | CNN (Video)
🙇 Amazon liefert ab. Der US Handelsriese gab letzte Woche seine Quartalsergebnisse für das Weihnachtsquartal 2023 bekannt. Um 14% konnte man die Umsätze steigern und damit wieder schneller wachsen. Hoffnung macht das Werbegeschäft mit 27 Prozent Wachstum. Die Cloudsparte AWS wächst mit 13% zwar etwas schneller als zuvor, Konkurrenz Microsoft kommt aber dank AI auf 30% Wachstum und könnte den Marktführer AWS schon in 2026 überholen.
🔗 LinkedIn Analyse | CNBC
Ⓜ️ Meta verdreifacht Ergebnis. 2023 sollte für Meta, ehemals Facebook, das “Jahr der Effizienz” werden. Das Ergebnis hat sich gewaschen. Obwohl bei Herstellungskosten und operativen Ausgaben 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gespart wurde, konnte Meta den Werbeumsatz um 25% steigern. Durch die Sparmaßnahmen verdreifachte sich der Netto-Gewinn auf 14 Mrd US-Dollar im Q4. Strategisch ist der Social Media Gigant weiterhin von Google und Apple bedroht, welche die Endgeräte der Nutzer als Gatekeeper kontrollieren. Dennoch ist Meta vermutlich eine der profitabelsten Firmen der Wallstreet. Ohne die Investitionen in die Virtual Reality Sparte “Reality Labs”, läge der Rohertrag bei 85% und die operative Marge über 50%. Die Aktie legte 20% zu und machte Gründer Zuckerberg rund 30 Mrd US-Dollar reicher. In Zukunft erhalten Aktionäre zudem erstmals eine Dividende. Für Mark Zuckerberg bedeutet das einen warmen Regen von 700 Mio US-Dollar jährlich. Vielleicht bleibt da doch etwas Geld für bessere Content-Kontrollen?
🔗 Reuters | CNBC
💊 Chart der Woche: What happened in 2012?
2012 übernahm Facebook Instagram und ging an die Börse. Wir wissen: Correlation isn’t Causation. Aber Wissenschaftler haben noch keine bessere Erklärung gefunden…
🔗 Wikipedia | Studie | Studie | Noch eine Studie
“But in the end, one needs more courage to live than to kill himself.”
📺 Sehenswert: Marcel Reif - “Sei a Mensch” (12min)
Am 31. Januar gedachte der Deutsche Bundestag - wie jedes Jahr - den Opfern des Nationalsozialismus. Dieses Jahr hatte unter anderem Marcel Reif, dessen Vater den Holocaust überlebte, die Ehre zu Kabinett, Abgeordneten und geladenen Gästen zu sprechen. In seiner 12-minütigen Rede, füllte der polnisch-stämmige und als Marc Nathan Reif geborene TV-Kommentator diese Verantwortung nicht nur hervorragend aus, sondern berührte auch viele in Kabinett, Plenum und über das hohe Haus hinaus, teilweise zu Tränen. Seine Nachricht an die Deutschen ist eine, die ihm sein Vater mitgab: “Sei a Mensch.”
Die Rede erinnert aber auch schmerzhaft daran, dass wir noch weitaus mehr Leistungs- und Sympathieträger aus Sport, Wirtschaft, Medien und Kunst brauchen, die sich klar gegen Rechtsextremismus positionieren.
🔗 YouTube | Bundestag (vorherige Redner)
🎧 Hörenswert: Haken Dran Podcast (ca. 40min)
In der Montagsfolge des Social Media Update Haken Dran mit Gavin Karlmeier und Gästen wird es unter anderem um den Fall Lara Sophie Bothur gehen. Die “erste Corporate Influencerin Deutschlands” arbeitet für Wirtschaftsprüfer Deloitte und wirbt damit, die “Most Influential LinkedIn Creator GER” zu sein. “GER” - könnte für Größenwahn, Engagement und Reziprozitätsorgien stehen.
Zumindest äußern mehr und mehr Experten Zweifel am stellaren Aufstieg der selbsternannten Expertin für “AI, Metaverse, Smart Mobility, Robotics, Blockchain, Quantum Computing, and Neuroscience“. Während es für Kleingeister wie mich schwer scheint, allein mit dem Thema Artificial Intelligence Schritt zu halten, liefert die Vollzeit-Voice of Innovation bei Deloitte noch beinahe-originäre Insights zu allen sonstigen Tech-Trends. Mich interessiert ihr Take zum Thema Nuklear-Energie, und ich denke Markus Lanz sollte sie einladen!
🔗 Haken Dran Deeplink stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht Fest. Echte Hakis wissen dennoch, wie man den Podcast findet. 😉 Hintergrund gibt es bei T3N, im Manager Magazin, dem Doppelgänger Podcast oder bei MeTacheles.
🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche
Montag 5. Feb: Palantir (AMC)
Dienstag 6. Feb: Spotify (BMO), Snap Inc (AMC)
Mittwoch 7. Feb: Uber (BMO), PayPal (AMC), Fortinet (AMC), Disney (AMC), arm (AMC)
Donnerstag 8. Feb: Dynatrace (BMO), Affirm (AMC), Pinterest (AMC), Cloudflare (AMC), Expedia (AMC), Bill.com (AMC)
AMC: After Markets Close (nach Börsenschluss 22 Uhr) | BMO: Before Markets Open (morgens)
Nicht vollständig, lediglich Aktien, die wir als relevant erachten oder im Podcast/Sheet covern.
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