KW52 - NVIDIAs Weihnachtswunder: Das Christkind in der Krippe ersticken?

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 26. Dezember 2025


👋 Hallo! Du empfängst diesen Newsletter als eine(r) von 🥳 21,999 Abonnent:innen (+82).

❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe. Der heutige Newsletter hat 1.360 Wörter und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Freitag, der 16. Dezember 2025 und wir sind in der KW52.

👶 NVIDIAs Weihnachtswunder: Das Christkind in der Krippe ersticken?

Bild KI-generiert

NVIDIA kauft KI Chip-Startup Groq berichtete CNBC am heiligen Abend als einer der Ersten. Um die 20 Milliarden US-Dollar soll der Chipriese - selbst mehr als 4.5 Billionen wert - für den KI-Emporkömmling hinblättern. Zuvor hat Groq Inc. etwa 1.5 Milliarden US-Dollar an Investments erhalten und war mit etwas unter 7 Milliarden US-Dollar bewertet.

Gegründet wurde Groq vor 8 Jahren von Jonathan Ross, einem ehemaligen Google Hardware-Entwickler, der Google bei der Entwicklung der eigenen KI-Chips (“TPUs”) unterstützt hat. Später machte sich Ross selbständig und entwickelte mit Groq sogenannte Language Processing Units (LPUs), welche die Abfrage (Inference) von Large Language Modellen besonders effizient ermöglichen sollen. Während NVIDIA ein Quasi-Monopol im Markt für KI-Training-Chips hat, ist der Vorsprung bei Inferenz deutlich dünner.

Wie so oft in den letzten Monaten, wird NVIDIA das Unternehmen Groq aber gar nicht übernehmen, sondern nur aushöhlen. Man erwirbt die werthaltigen Bestandteile, nämlich das Team und die Patente. Zurück bleibt eine Hülle und die sogenannte GroqCloud, an der NVIDIA offenbar kein Interesse hat.

Vor allem umgeht man aber analog zu vorherigen Transaktionen von Meta oder Microsoft die Wettbewerbskontrolle, gewinnt Zeit und schafft Fakten. Da Groq und NVIDIA potentiell im gleichen Markt agieren, und NVIDIA einen substantiellen, wenn nicht dominanten Marktanteil auf sich vereinigt, würde man normalerweise erwarten, dass der Deal vorbehaltlich einer Kontrolle durch Kartellbehörden stattfindet.

Einzelne Medien sehen den Deal als einen luxuriösen Acqui-Hire, also den Erwerb von einzigartigen humanen Ressourcen, um den Ausbau der eigenen Inference-Plattform voranzutreiben. Das greift meiner Meinung nach aber zu kurz. Keine Person und kein Team ist wirklich 20 Milliarden US-Dollar wert. Nicht einmal in der aktuellen KI-Blase.

Vielmehr - glaube ich - nutzt NVIDIA-CEO Jensen Huang hier die Möglichkeit, sich preisgünstig einem potentiellen Konkurrenten im noch einigermaßen umkämpften Markt für Inferenz zu entledigen. 20 Milliarden sind für Gründer und Investoren von Groq viel Geld. Für Huang ist es 0.4 Prozent der Marktkapitalisierung seines Unternehmens. Ein guter Preis, um sich eines der wenigen echten Geschäftsrisiken zu entledigen.

Eine Seite aus dem Playbook von Mark Zuckerberg — beschreibt diesen Deal meiner Meinung nach am besten. Mit einer Mischung aus Milliarden-Ablösen und massiven Druck akquirierte dieser regelmäßig seine potentiellen Konkurrenten und erstickte damit Facebooks Erben WhatsApp und Instagram quasi in der Krippe. Allein Snap-Gründer Evan Spiegel widerstand der Versuchung.

Google und nicht Groq könnte zumindest ein weiterer - wenn nicht der eigentliche - Grund für das Weihnachtswunder sein. Dem Deal voraus ging nämlich die Ankündigung, dass Google seine TPUs in Zukunft an Dritte verkaufen könnte. Selbst ein Aufstieg zum zweitgrößten KI-Chip-Player wäre dann möglich.

Mit etwas Taschengeld kauft NVIDIA sich aber nun nicht nur einen Konkurrenten aus dem Markt. (Genau deswegen sollte der Deal Wettbewerbsbehörden auf den Plan rufen.) Sondern das Groq-Team wird vermutlich in Zukunft an einer eigenen hocheffizienten Inferenz-Plattform innerhalb des NVIDIA-Universums arbeiten. Das ist auch die beste Chance, den immer besseren Google-TPUs etwas entgegenzustellen.
🔗 CNBC | Reuters | Financial Times 
(Disclaimer: Der Autor des Newsletters hält indirekt Anteile an Groq Inc.)

xAI will have more AI compute than everyone else combined in <5 years.

Elon Musk - Das postet der reichste Mann der Welt am Weihnachtsabend. Ich suche Menschen, die gern auf Musks Selbstüberschätzung wetten möchten und nehme gern die Gegenseite. Einerseits ist xAI der LLM-Entwickler mit den niedrigsten Umsätzen. Ausreichend Geld aufzutreiben, für solch ein irrwitziges Unterfangen, sollte selbst für Elon Musk schwer sein. Andererseits würde sich NVIDIA niemals derart abhängig von einem einzelnen Kunden machen. Um “mehr Rechenleistung als alle anderen zusammen” auf sich zu vereinigen, müsste Musk nach “first principles” Logik weit mehr als 50% der Gesamtproduktion von NVIDIA kaufen oder binnen 5 Jahren bessere Chips bauen. Beides halte ich für sehr unwahrscheinlich.

Das sind die weiteren News der Woche: 

🛂 US sanktionieren NGO-Vertreter aus der EU: Gegen fünf verschiedene Personen mit EU-Pässen erließ das US Außenministerium unter Marco Rubio Einreisesanktionen. Einerseits wurde der ehemalige EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton gebannt. Der Franzose galt als einer der Architekten des Digital Services Act (DSA) der EU, der unter anderem großen Plattformen Regeln zur Content-Moderation auferlegt. Weiterhin im Visier der Trump-Administration ist Imran Ahmed, CEO des Center for Countering Digital Hate, Clare Melford, die den Global Misinformation Index betreibt und Josephine Ballon und Anna-Lena von Hodenberg, welche sich mit HateAid gegen Hass im Netz engagieren.

Das U.S. State Department behauptet, dass die Arbeit der NGOs negative Implikationen für die US-Außenpolitik hätte und belegt die Kämpfer gegen Hassrede und Desinformation daher mit Visa-Beschränkungen. Vielsagend, wenn eine Regierung dieses Instrumentarium zu schützen sucht. Natürlich macht es auch die Geschäfte der Meta-Plattformen und von Elon Musks X einträglicher. Vor allem ist es aber auch ein klares Signal und wird unweigerlich zu mehr tatsächlicher Selbstzensur und weniger kritischer Auseinandersetzung mit Hass im Netz führen.
🔗 AP News | Politico

💰 Mehr als 50 neue AI-Milliardäre: Der KI-Hype schafft jede Menge neue Mitglieder im “Drei-Komma(ta)-Club”. Weil die Bewertungen von Startups wie Surge, Cursor, Lovable oder ElevenLabs 2025 in ungeahnte Höhen schnellten, konnten auch die Gründer, welche oft noch zweistellige Anteile an den Startups halten, signifikante Gewinne ihrer - derzeitig noch - Papierbewertungen verbuchen. Selten war es einfacher Milliardär:in zu werden. Aber immer mehr Menschen schaffen es nicht ein eigenes Heim zu erwerben oder zu Lebzeiten einfacher Millionär zu werden.
🔗 Forbes

🚙 Uber und Lyft ohne Fahrer aber mit China-Plattform: In London möchten die US-Plattformen Uber und Lyft selbstfahrende Autos im Rechtsverkehr einsetzen. Die Hardware soll aus China kommen. Das Auto wird von der Firma Apollo gestellt, die Software von Baidu, deren Autos in China schon lange autonom fahren. Auch die Google-Tochter Waymo testet den britischen Verkehr schon länger. Mehr als 2.500 Autos hat Waymo weltweit auf der Straße. Teslas kurvt mit etwa 30 Wagen unter manueller Kontrolle in Austin, Texas rum.
🔗 Bloomberg | The New York Times

🪰 Weitere News gibt es in der letzten Folge des Doppelgänger Podcast…
🔗 Doppelgänger Podcast

📶 Chart der Woche: ChatGPT Nutzungsintensität

(C) Benedict Evans

Bei Benedict Evans stolperte ich über diese Adhoc-Analyse. Das OpenAIs “Wrapped” Marketing-Stunt offenbarte ungewollt(?), dass man mit 6-7 Anfragen am Tag schon zu den oberen 10 Prozent der Heavy User bei Open AI gehört. 80 Prozent der Nutzer befragen ChatGPT weniger als 3 mal am Tag.
🔗 Ben Evans

🎧 Hörenswert: FWD mit TNT (ca. 45 min)

Im FWD Podcast mit Thuy Ngan Trinh lasse ich das KI-Jahr schon mal ein bisschen Revue passieren. Dabei entwickeln sich ganz spannende Thesen, die ich in der Vorbereitung noch gar nicht auf dem Plan hatte.
🔗 YouTube | Spotify | Apple

📺 Sehenswert: Jakob Augstein bei Ronzheimer (ca. 75 min)

Mit Verleger Jakob Augstein ist Podcaster Ronzheimer mal wieder einer seiner besseren Podcasts gelungen. Zumindest ist das meine Meinung. Nicht weil ich mit vielem oder auch nur der Mehrheit des Gesagten übereinstimme, sondern weil die Einlassungen dennoch neue Perspektiven und Wertungen darbieten. Andere Meinungen sind am besten zu verdauen, wenn sie unaufgeregt und ohne Spalterei und Populismus daherkommen. Ganz sicher muss man sich nicht hinter die Meinung von Augstein stellen, aber vermutlich hat man hinterher dennoch mehr und insbesondere Andersdenkende auch besser verstanden.
🔗 YouTube | Spotify | Apple

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 22. Dezember:
Dienstag 23. Dezember:
Mittwoch 24. Dezember: 🎄
Donnerstag 25. Dezember: 🎄
Freitag 26. Dezember: 🎄

Dieser Newsletter wird auch weiterhin jeden Montagmorgen auf wundersame Weise in Deiner Inbox erscheinen. Einen Faxabruf gibt es leider nicht. Vielleicht solltest Du die Absender-eMail in Deinem eMail-Programm whitelisten oder den Newsletter in Deine Primary Inbox verschieben, um keine Ausgabe zu verpassen.
Danke für Deine Zeit und Aufmerksamkeit! ❤️

📮 Schick mir gern Dein Feedback an [email protected] oder leite diese Mail an Freunde und Kollegen weiter, wenn Du sie nützlich fandest.

Oder nutze diesen Link um ihn in sozialen Netzwerken und mit Freunden zu teilen: https://doppelgaenger.beehiiv.com/subscribe?ref=PLACEHOLDER