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KW51 - Erlebt KI den 'Show-me-the-Money'-Moment in 2025?
Doppelgänger Update (BETA)
Von Holger Zschäpitz · 16. Dezember 2024
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❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 1680 Worte und das vollständige Lesen dauert etwa 9 Minuten. Heute ist Montag, der 16. Dezember 2024 und die KW51 startet.
Der Newsletter wurde heute dankenswerterweise in Vertretung von Gastautor und WELT-Wirtschaftsjournalist Holger Zschäpitz kuratiert. ❤️
🛗 Erlebt KI den 'Show-me-the-Money'-Moment in 2025?
Quelle: Eigene Berechnung, Bloomberg
Was ist passiert? Die Aktie von Adobe ist in der vergangenen Woche um fast 16 Prozent eingebrochen. Das war das krasseste Wochenminus seit 2022. Dabei konnten sich die Zahlen für das abgelaufene Quartal durchaus sehen lassen. Aber für den Geschmack der Börse war der Ausblick zu dürftig. Die Investoren sind besorgt, dass der Softwarekonzern zu wenig Geld mit seinen KI-Angeboten macht, die seit etwa einem Jahr monetarisiert werden. Etwa aus Firefly, das Adobe-Nutzern die Möglichkeit gibt, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz Bilder zu bearbeiten oder Bilder und Videos aus Text zu erstellen. Goldman Sachs sieht für neue KI-Tools bei Kreativsoftware einen adressierbaren Markt von vier Mrd. Dollar, doch davon kündet der Adobe-Ausblick nicht.
In dem Abobe-Einbruch spiegelt sich die zunehmende Ungeduld der Investoren. Nach den Milliardeninvestments in die KI wollen sie endlich greifbare Returns sehen. In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 haben Amazon, Microsoft und Alphabet zusammen 133 Mrd. Dollar für den Aufbau von KI-Kapazitäten ausgegeben, ein Zuwachs von 57 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Größter Profiteur war Nvidia, dessen Umsatz mit Rechenzentren in den vergangenen drei Quartalen um 174 Prozent auf 80 Mrd. Dollar gestiegen ist.
Die KI-Ungeduld lässt sich auch am Microsoft-Chart ablesen. Microsoft ist mit einem Plus von weniger als 20 Prozent die schwächste der Mag7-Aktien in diesem Jahr. Offensichtlich wollen bislang zu wenige Kunden den Microsoft 365 Copiloten abonnieren, der in den USA schlappe 360 Dollar pro Jahr kostet. Andererseits konnte Salesforce zuletzt deutlich davon profitieren, dass seine neuen KI-Tools nachgefragt werden und das Unternehmen dank KI auch selbst deutlich profitabler wird. Ablesen lässt sich das am Börsenwert je Mitarbeiter. Dieses Produktivitätsmaß hat sich deutlich verbessert. Ende 2022 wurde jeder Salesforce-Mitarbeiter mit 1,7 Millionen Dollar bewertet, inzwischen sind es 4,7 Millionen pro Angestelltem.
2025 könnte das Jahr werden, in dem KI seinen richtigen “Show-me-the-Money”-Moment erlebt, also Investoren sich nicht mehr von wolkigen KI-Ideen, sondern harten Zahlen leiten lassen. Im Blickpunkt stehen dann neben den klassischen Kandidaten wie Microsoft, Adobe, Amazon oder Alphabet auch jene Firmen, bei denen das Produktivitätsmaß Börsenwert je Mitarbeiter sehr niedrig ist. Denn hier ließe sich mit KI Produktivität heben.
Bei der Marktkapitalisierung pro Mitarbeiter sind die Big-Tech-Firmen nicht so schlecht aufgestellt. Führend ist Nvidia, hier wird jeder Mitarbeiter mit 111 Mio. Dollar bewertet. Wegen des personalintensiveren E-Commerce-Geschäfts steht Amazon mit 1,57 Mio. Dollar pro Mitarbeitendem am schwächsten da. Hier ließen sich durch den Einsatz von KI Effizienzen heben. Das gilt noch stärker für klassische Einzelhändler oder Restaurants. Bei der Drogeriemarktkette Walgreens Boots wird jeder Angestellte mit 29.000 Dollar bewertet, bei Dollar General sind es 91.000 Dollar, bei Darden Restaurants 104.000 Dollar und bei Target 149.000 Dollar. Kein Wunder, dass Private-Equity-Firmen inzwischen Walgreens übernehmen und restrukturieren wollen.
“In 2024, Big Tech was nervous about falling behind their competitors. Entering 2025, the picture has changed dramatically. 2025 will be a stabilization year for AI CapEx. 2025 will be an execution year.”
Das sind die weiteren News der Woche:
💰 Alle gegen OpenAI: Auch Meta beteiligt sich am juristischen Widerstand gegen OpenAI. Der Konzern von Mark Zuckerberg schickte vergangene Woche einen Brief an den in der Musk-Klage zuständigen Generalstaatsanwalt in Kalifornien. Inhalt: Musks Klage gegen die Umstellung von OpenAI in ein For-Profit-Untenrehmen entspreche auch Metas Position. Es würde einen gefährlichen Präzedenzfall darstellen, sollte man dem ChatGPT-Konzern einfach so den Wandel in ein gewinnorientiertes Unternehmen erlauben. Auch andere Startups könnten dann die Vorteile des Non-Profit-Status so lange genießen, bis sie in der Lage sind, profitabel zu werden. Es ist schwer zu beurteilen, was Zuckerberg wirklich treibt, ob es ihm wirklich um das Startup-Ökosystem geht, darum, einen Wettbewerber juristisch zu schwächen oder aber, Elon Musks Gunst zu erlangen.
🔗 WSJ
💰 Drei prominente Aufsteiger: Der Börsenbetreiber Nasdaq hat die Neuordnung seines bei Anlegern und Firmen gleichermaßen beliebten Index Nasdaq 100 verkündet. Danach werden Palantir, Microstrategy und Axon in den Index aufsteigen. Palantir war Ende November extra von der Nyse zur Nasdaq umgezogen, um die Voraussetzung zu schaffen, in den Nasdaq 100 zu kommen. Der Index verschafft nicht nur Prestige, sondern auch Milliardennachfrage. Allein der legenäre Nasdaq-100-Indexfonds Invesco QQQ ETF verwaltet 327 Mrd. Dollar und muss nun am 23.12. vor Börsenbeginn die drei Werte kaufen. Palantir bringt nach der massiven Rallye inzwischen 173 Mrd. Dollar auf die Börsenwaage und liegt damit im Nasdaq-100-Ranking auf Platz 32. Microstrategy, das gehebelte Bitcoin-Vehikel des Evangelisten Michael Saylor, ist 98 Mrd. Dollar schwer. Damit liegt die Firma auf Rang 51 unter den Nasdaq 100 Firmen.
🔗 Barron’s
❤️ KI-Insider sind Claude verfallen: Während OpenAI und sein ChatGPT die KI-Geschichte dominieren, bevorzugen Tekkies Anthropics Claude. Seine Fans schwärmen von seiner Sensibilität und seinem Witz. Einige sprechen Dutzende Male am Tag mit dem Chatbot und bitten ihn um Rat in Bezug auf ihre Arbeit, ihre Gesundheit, ihre Beziehungen. Sie vertrauen ihm ihre Geheimnisse an und konsultieren ihn, bevor sie wichtige Entscheidungen treffen. Einige bezeichnen ihn als ihren besten Freund. Das berichtet zumindest die New York Times. Zwar sei die neueste Version Claude 3.5 Sonnet technologisch nicht besser als die leistungsfähigsten Modellen von OpenAI, Google und anderen. Aber seine Fans bescheinigen Claude so etwas wie emotionale Intelligenz. Es scheint sich ausgezahlt zu haben, dass Claude einem Charakter-Training unterzogen worden ist. Ob das auch finanziell zum Erfolg wird, ist dagegen noch offen.
🔗 NYT
💰 Broadcom steigt in den Billionenclub auf: Der Chipspezialist hat in der vergangenen Woche ein Viertel an Wert zugelegt. Investoren feierten, dass das Unternehmen einen Boom bei der Nachfrage nach seinen Chips für künstliche Intelligenz sieht. Broadcom ist nun das achte Tech-Unternehmen, das mehr als eine Billionen Dollar an Marktkapitalisierung erreicht hat. Zusammen mit den Glorreichen Sieben – Apple, Microsoft, Nvidia, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla – kommt Broadcom nun auf einen Börsenwert von 19,1 Billionen Dollar, was mehr als 35 Prozent der Marktkapitalisierung des S&P 500 und ungefähr 70 Prozent der Marktkapitalisierung des Nasdaq 100 entspricht.
🔗 Bloomberg
Die nach Börsenwert größten Unternehmen im S&P 500. Quelle: Bloomberg
⚡ Chart der Woche: Fehlende Marktbreite im S&P 500
Die Rallye an der Wall Street wurde auch in diesem Jahr von wenigen Titeln getrieben. Weniger als ein Drittel der Aktien im S&P 500 haben besser abgeschnitten als der Index selbst. Das sind schlechte Nachrichten für Stock Picker, denn rein statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit in einem solchen Umfeld sehr gering, den Markt zu schlagen. Und tatsächlich zeigen aktuelle Daten, dass sich aktives Management bei amerikanischen Standardwerten nicht ausgezahlt hat. Lediglich 26,5 Prozent der Fondsprofis haben 2024 den S&P 500 geschlagen, im vergangenen Jahr waren es sogar noch weniger, nämlich 25,7 Prozent. 2023 war die Marktbreite noch geringer als 2024. Einige Pessimisten wollen Parallelen zur Dotcom-Blase sehen. Denn das letzte Mal, dass es zwei Jahre hintereinander eine Rallye von nur wenigen Aktien gab, war 1998 und 1999.
📺 Sehenswert: Blick in die Glaskugel mit Tom Lee bei Prof G Markets (ca. 31min)
Fundstrat’s Tom Lee zu Gast im Prof G Markets Glotzcast von Scott Galloway und Ed Elson
Orakel der Wall Street sieht zweigeteiltes Jahr: Tom Lee, der Gründer des Analysehauses FundStrat, gehörte zu den wenigen, die die Rallye dieses Jahres richtig vorhergesagt hatte. Umso bemerkenswerter ist seine Prognose für 2025: Er ist nicht mehr der Mega-Bulle, der er für 2024 war. Vielmehr erwartet er ein zweigeteiltes Jahr. In der ersten Hälfte 2025 würde das Momentum aus diesem Jahr anhalten und den US-Index S&P 500 bis 7.000 Punkte treiben. Danach dürften die negativen Seiten von Trump in den Fokus geraten. Möglicherweise würden die Märkte dann sogar eine Rezession für 2026 einpreisen. Das dürfte – so Lee – den Index bis zum Jahresende wieder auf 6.600 Punkte drücken. Mit dieser Prognose ist er freilich noch immer optimistischer als der Konsens der Auguren, der für Ende 2025 den S&P 500 bei 6.500 Punkten und damit sieben Prozent höher als heute sieht. Für Bitcoin-Fans hat Lee gute Nachrichten. Hier erwartet er einen Anstieg auf 250.000 Dollar.
🔗 YouTube
🎧 Hörenswert: OMR Podcast zu About You Übernahme (ca. 40min)
All Stars des E-Commerce (v.l.): Alex Graf, Flo Heinemann, Pip Klöckner, Philipp Westermeyer
Quasi ein E-Commerce Stammtisch bestehend aus Flo Heinemann (Project A), Alex Graf (Kassenzone, Spryker), Pip Klöckner (Tech-Analyst, Doppelgänger Podcast) und Moderator Philipp Westermeyer hat sich kurzfristig zusammengesetzt um die About You Übernahme durch Zalando zu bewerten. Tenor: ein guter Tag für die deutsche Digitalwirtschaft. Aber auch ein guter Tag für Hamburg oder ein guter Tag für Anleger? Und wer könnte der nächste Übernahmekandidat sein?
🔗 Spotify | Apple | OMR
🖨️ Termine der Woche
Montag 16. Dezember: Bundeskanzler Olaf Scholz stellt Vertrauensfrage im Bundestag
Dienstag 17. Dezember: ifo Geschäftsklimaindex Deutschland, Podcast Deffner & Zschäpitz (diese Woche als Deffner-Vertretung mit Marion Horn und Ulf Poschardt)
Mittwoch 18. Dezember: Birkenstock (BMO), Micron Technolgy (AMC), Fed-Zinsentscheid (erwartet wird eine Zinssenkung um 25bps)
Donnerstag 19. Dezember: Accenture (BMO), FactSet (BMO), Paychex (BMO), Nike (‘AMC), FedEx (AMC), BlackBerry (AMC)
Freitag 20. Dezember: Carnival (BMO), Großer Verfallstag für Optionen und Futures
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