KW51 - Die United States Tech Force

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 19. Dezember 2025


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❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe. Der heutige Newsletter hat 1.448 Wörter und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Freitag, der 19. Dezember 2025 und wir sind in der KW51.

🚪 Die United States Tech Force - GovTech Update oder BigTech-Drehtür?

Keine traditionellen Abschlüsse oder Arbeitserfahrung brauchen die Rekruten der neuen United States Tech Force. Die von Trumps Office of Personnel Management ins Leben gerufene Techie-Truppe soll US-Behörden fit für das KI-Zeitalter machen. Rund 30 Unternehmen entsenden dafür Mitarbeiter. Neben dem GAFA-Block auch Trump-Treue wie Palantir, Meta und Oracle.

Spezialisten für den Bürokratieabbau? Endlich räumen mal echte “Operators” den müden Staatsapparat auf und stellen die Administration auf eine zeitgemäße IT-Infrastruktur? Die Kampagne klingt auf den ersten Blick sinnvoll, wenn nicht sogar begrüßenswert. Ganz sicher prompten Transformations-Coaches, Digitalisierungsdödel und TV-Unterhalter in ChatGPT bereits einen LinkedIn-Post, warum auch Deutschland mal so ein KI-Update bräuchte. Die besseren Berufsoptimisten denken immerhin auch gleich an Europa.

Aber auch wenn die Idee nicht per se schlecht sein muss, so birgt sie doch jede Menge Problempotential und das Programm blendet wichtigen Kontext aus:

Ein kurzer Exkurs zum Thema Drehtür-Effekt: Unter dem Begriff “Revolving Door” beschreiben Lobbymacht-Kritiker das Phänomen, dass es regelmäßig und andauernd zu einem Austausch von Personal zwischen Unternehmen mit Lobbyinteressen und der Politik kommt. Natürlich wären ein paar Praktiker in der Politik gar nicht schlecht und natürlich müssen Politiker auch wieder einem Erwerb nachgehen können; liegen Amt und Einfluss aber thematisch und zeitlich sehr nah an der neuen Aufgabe, sind Interessenskonflikte vorprogrammiert. Nur Beispielhaft fallen mir unser ehemaliger Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) ein, der anschließend Rüstungslobbyist wurde oder Merkels Kanzleramtsminister Pofalla (CDU), der zur Deutschen Bahn wechselte. Die Liste ist selbstverständlich deutlich länger und betrifft alle bisherigen Regierungsparteien.

Was in den USA passiert ist die umgekehrte Richtung, aber man nennt den Problembereich “Drehtür”, weil der Austausch von Personal eben in beide Richtungen stattfindet. Weil man davon ausgehen muss, dass ein Politiker nicht sein Kontaktbuch im Amt liegen lässt und Menschen, die in der Wirtschaft arbeiten sich nicht von ihren vorherigen Arbeitskollegen oder Arbeitgebern lossagen, muss man davon ausgehen, dass Unternehmen über die Revolving Door besseren Zugang zur Politik erhalten oder ihre Entsandten zumindest theoretisch in ihrer neuen Regierungsfunktion weiterhin im Sinne ihres alten Dienstherren denken.

Die US-Tech-Force ist quasi die größte Drehtür der Geschichte. Angestellte von Unternehmen, die regelmäßig Ziel von Regulierung sind, sich vor Gerichten verantworten müssen oder auf das Wohlwollen der Exekutive angewiesen sind, ziehen in Heerscharen in die Administration ein, während sie teilweise nur temporär freigestellt sind, um 1-2 Jahre unterbezahlt Staatsaufgaben zu bekleiden und hinterher wieder in ihren gut bezahlten Job bei Meta oder Amazon zurückzukehren. Eine ganze Herde von Böcken wird hier potentiell zum Gärtner.

Es ist aber auch nicht so, dass die US-Administration zuvor keine Tech-Profis angestellt hatte: Schon 2014 rief der damalige Präsident Obama den US Digital Service (USDS) ins Leben. Auch er wurde damals bereits - unter anderem von mir - kritisiert, weil er diese neu geschaffene Abteilung quasi exklusiv von Ex-Googlern hat leiten lassen. Google hat Obamas Wahlkampf nicht nur mit Spenden, sondern auch Know-How und Technologie unterstützt und stellte dann Mitarbeiter für den USDS ab.

Es gab also bereits eine Digitalisierungsbehörde. Die hat Elon Musks DOGE aber genauso geschliffen, wie die Tech- und Transformationsteams in vielen Ministerien und Behörden. Unter zigtausend von DOGE entlassenen Regierungsangestellten befanden sich auch viele Tech-Spezialisten.

Und wurde uns DOGE selbst nicht als schnelle Tech-Eingreiftruppe verkauft, die unqualifizierte Entwickler aus der Industrie in die Regierung entsandte nur um kläglich beim Einsparen von Mitteln zu versagen und herauszufinden, dass die Regierung eigentlich schon recht effizient arbeitet? Ist DOGE nicht kläglich gescheitert und warum brauchen wir jetzt die nächste TechBro-Bande in der Administration?

Gerufen hat das Silicon Valley SWAT-Team übrigens einer von ihnen: Scott Kupar ist nicht nur amtierender Leiter des Office of Personnel Management. Kupar war auch Partner beim Trump-treuen Wagniskapitalfinanzierer AndreessenHorowitz und deren erster Mitarbeiter. Ein weiterer A16Z-Spezialgesandter sitzt mit seinem VC-Buddy David Sachs im Weißen Haus und sorgte dafür, dass Trump die KI-Regulierung den Bundesstaaten entriss: Sriram Krishnan.

Der Wunsch nach mehr “Machern” und Unternehmern in der Politik ist nachvollziehbar und vordergründig anschlussfähig. Allein, mir fehlt die historische Evidenz dafür, dass solche Unternehmer in der Politik jemals auch erfolgreiche Politik gemacht hätten. Ihr Talent nutzen die meisten leider, um weiterhin das zu tun, was die Hauptaufgabe von Unternehmern ist: Geld zu verdienen und die (eigene) Wirtschaft anzukurbeln. Über Gegenbeispiele würde ich mich sehr freuen!
🔗 TechForce.gov | The Week | CNN

It is certainly a nice gesture of the Dells, but there will be no poverty in the future and so no need to save money. There will be universal high income.

Elon Musk - Reichster Mensch der Welt, der keinen Cent für Philanthropie ausgibt, sondern Millionen armer Menschen lebensnotwendige Unterstützung strich, als Kommentar auf die Charity-Arbeit von Dell-Gründer Michael Dell

Das sind die weiteren News der Woche: 

📦 Amazon vor Investment in OpenAI: Nach Berichten von The Information, soll Amazon als nächstes an der Reihe sein in OpenAI zu investieren. Die Bewertung einer nächsten Runde könnte bereits bei 830 Milliarden US-Dollar liegen und insgesamt möchte OpenAI bis zu 100 Milliarden aufnehmen. Kein KI-Deal ohne Kreislauf-Funktion: Selbstverständlich verpflichtet sich OpenAI über 7 Jahre Rechenzeit im Wert von 38 Milliarden US-Dollar bei Amazon Web Services abzunehmen. Bei einer operativen Marge von 35% für AWS also ein No-Brainer sich 5 Milliarden Extra-Umsatz pro Jahr zu sichern. Dieser ist deutlich wertvoller als die 10-Milliarden-Investition. Das Problem an der KI-Blase ist, dass alle Beteiligten klare Incentives haben, sie weiter aufzublasen. Unabhängig von strategischen Erwägungen ist es einfach opportun die KI-Kreislaufwirtschaft weiter anzufeuern.
🔗 The Information | The Wall Street Journal

🚙 Waymo über 100 Milliarden US-Dollar wert: Die Self-Driving-Cars-Tochter der Google-Mutter Alphabet sammelt laut Bloomberg-Berichten 15 Milliarden US-Dollar ein. Bei nur 350 Millionen US-Dollar Umsatz erscheint die Bewertung von mehr als 100 Milliarden astronomisch. Die Google-Mutter selbst setzte die Regeln für diese Mega-Runde. Zur Verteidigung könnte man sagen: Wenn die Technologie nachweislich funktioniert und regulatorische Hürden fallen oder gemeistert werden, ist das Waymo Geschäftsmodell extrem skalierbar. Sofern die relativ teuren Autos kostendeckend betrieben werden können, könnte man sehr schnell Zehntausende davon in Großstädten einsetzen. Dennoch: Zum Vergleich - der Primus UBER ist mit nur 165 Milliarden US-Dollar bewertet.
🔗 Bloomberg

💶 Sekundär-Deal bewertet Trade Republic mit 12,5 Milliarden Euro: In einem sogenannten Secondary Deal, wo keine neuen Anteile geschaffen werden, sondern Altinvestoren und/oder Mitarbeiter Shares an neue Investoren verkaufen, sollen nach Angaben des manager magazin nun unter anderem die Agnelli-Familie und der reichste Europäer Bernard Arnault beim deutschen Neobroker eingestiegen sein. Neues Kapital brauchen die Berliner vorerst nicht. Trade Republic erwirtschaftet bereits Überschüsse und sollte dank der neuen Bewertung Deutschlands wertvollstes Startup sein.
🔗 manager magazin

🪰 Weitere News gibt es in der letzten Folge des Doppelgänger Podcast…
🔗 Doppelgänger Podcast

📶 Chart der Woche: Musk hat mehr Stellen auf dem Gewissen als KI

Kostet KI bereits Jobs? Das fragen sich Beobachter des Job-Marktes immer öfter. Monokausale Entlassungen aufgrund von KI gibt es noch selten. Oft wird KI auch nur als Grund vorgeschoben, weil Innovation und Effizienz besser verdaut werden als ein schlechter Geschäftsverlauf oder trübe Aussichten. Insgesamt hat die schlechte Konjunktur weit stärkere Auswirkungen als künstliche Intelligenz.

Die meisten Jobs in den USA hat aber der angebliche Schuldensühner Elon Musk auf dem Gewissen. Seine ideologische Reinigungsanstalt DOGE strich fast 300.000 Stellen, von denen viele vermutlich wieder aufgebaut oder über Personaldienstleister nachgekauft werden. Die Staatsausgaben der USA sind selbstverständlich trotz der vermeintlichen Effizienzinitiative auf Rekordniveau.
🔗 Visual Capitalist

📺 Sehenswert: Die zahnlose Kettensäge DOGE (ca. 35 min)

YouTuber Patrick Boyle lässt die Erfolge von Elon Musks DOGE Ministerium Revue passieren. Bis zu 2 Billionen US-Dollar versprach Musk, einsparen zu wollen. Zu wieviel Prozent er sein Ziel erreicht hat, erfährt man im Video.
🔗 YouTube

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 15. Dezember:
Dienstag 16. Dezember:
Mittwoch 17. Dezember: Micron (AMC)
Donnerstag 18. Dezember: accenture (BMO), Birkenstock (BMO), Nike (AMC), FedEx (AMC)
Freitag 19. Dezember:

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