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KW50 - Startet OpenAIs Enshittifcation?
Doppelgänger Update (BETA)
Von Philipp Klöckner · 9. Dezember 2024
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❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 1.164 Wörter und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Montag, der 9. Dezember 2024 und die KW50 startet.
💩 Startet die Enshittification von OpenAI?
Der Begriff Enshittification entstammt der Feder von Blogger und Aktivist Cory Doctorow. Der auch als Platform Decay beschriebene Prozess beschreibt den qualitativen Verfall von Plattformen durch die Priorisierung von Business-Interessen. Gute und nützliche Produkte (Phase 1) werden begonnen zum Beispiel via Werbung monetarisiert zu werden um Geld zu verdienen, was Nutzer nervt (Phase 2) und letztlich wird die Dienstleistung sogar für Businesskunden verschlechtert um noch mehr Geld zu verdienen (Phase 3).
Gut beobachten kann man diesen Verfall zum Beispiel bei Meta oder Google (siehe Zitat unten). Nutzer sind genervt von Werbung, während Werbetreibende zwar nicht auf die Kanäle verzichten können, aber regelmäßig von Transparenz, Kontrolle und Preis-Leistungs-Verhältnis enttäuscht sind.
Letzte Woche nun erwähnte OpenAI CFO Sarah Friar gegenüber der Financial Times nicht nur, dass man im nächsten Jahr eine Milliarde Nutzer auf der Plattform bedienen könnte, sondern auch dass man genau darüber nachdenke, wann und wo man Werbung einsetzen könnte um Einnahmen abseits der Abo-Erlöse zu erzielen. Anders wäre es wohl auch kaum möglich, die derzeitige Nutzerzahl von 200 Millionen binnen eines Jahres zu verfünffachen.
Nur wenig später ruderte die Silicon Valley Veteranin (Nextdoor, Square, Salesforce) ihr Statement zurück: “Unser Geschäft sieht derzeit rapides Wachstum und wir sehen signifikante Chancen in unserem derzeitigen Geschäftsmodell.“ Das sagt sie, behaupte ich, weil die Expansion in naheliegende Geschäftsbereiche wie Werbung auch immer die Unterstellung erlaubt, dass das Kerngeschäft (Subscription) nicht mehr schnell genug wächst. Gerade deswegen könnte es Friar so wichtig sein zu betonen, dass man weiterhin schnell wächst und das bisherige Modell noch nicht ausgereizt wäre.
Das Problem ist, dass diese Klarstellung dann leider nicht mehr zum Nutzerwachstum auf 1 Milliarde Nutzer passt. Zum Vergleich: Nicht einmal die weit verbreiteten Streaming Services Netflix, Disney+, YouTube und Spotify kämen zusammen auf die Anzahl von einer Milliarde Abonnenten, weshalb man auch hier auf werbefinanzierte Accounts setzt. Es erscheint also unglaubwürdig, dass OpenAI seine Nutzer verfünffachen kann, ohne ein gebührenfreies (und damit werbefinanziertes) Angebot zu launchen.
Richtig ist auch, dass OpenAI heute schon mehr Nutzer hat und mehr Umsatz (USD 4 Mrd) macht, als Google bei seinem Börsengang im Jahr 2004. Nicht einmal 1 Prozent der heutigen Suchanfragen bediente die Suchmaschine damals. Vielleicht ist OpenAI einfach “reif” für seine Enshittification?
Die Integration von Werbung würde nicht nur die Nutzererfahrung verschlechtern, sie würde auch von heute auf morgen berechtigte Zweifel an der Neutralität der Ergebnisse erlauben. Selbst wenn Grundlagenmodelle wie die von OpenAI noch bis heute ab und an halluzinieren, prinzipiell geben sie Erlerntes relativ neutral wieder. Werden Ergebnisse mit Werbung vermischt, und muss man die Wirksamkeit der Werbung gegenüber Werbetreibenden auch beweisen, tut das dem Nimbus der Unbefangenheit sicherlich nicht gut.
Und es droht ein weiteres Risiko: Im Vergleich zu Google ist die Natur der Anfragen auf ChatGPT weit weniger kommerziell. Während wir Google quasi Minuten vor dem Geldausgeben darum bitten, uns die besten Hersteller, Shops, Reiseanbieter und Finanzdienstleistungen zu präsentieren, rangieren die Eingaben bei ChatGPT oft irgendwo zwischen Sachaufgaben, informationellen Abfragen oder purer Unterhaltung. Im schlimmsten Fall, würden OpenAI und Konkurrent Perplexity einfach nur beweisen, was Google vielleicht schon weiß: KI-Chatbots lassen sich mit Werbung bestenfalls kostendeckend betreiben. Bruttomargen von 80 Prozent und mehr erlaubt sie ganz sicher nicht.
🔗 Financial Times | Financial Times (2)
“Advertising funded search engines will be inherently biased towards the advertisers and away from the needs of consumers.”
Das sind die weiteren News der Woche:
🎄 Shipmas "12 Days of OpenAI: In den nächsten Tagen erwarten uns zahlreiche Updates und Releases aus dem Hause OpenAI. Experten rechnen mit einer Iteration des Text-to-Video Models SORA und vielen weiteren Produktstarts. Begonnen hat das Shipmas Event mit dem robusteren o1-pro Modell.
🔗 MIT Tech Review | The Verge
🇨🇳 China ermittelt gegen NVIDIA: Vor dem Hintergrund eines sich bereits verschärfenden Handelskonflikt und zahlreicher Exportbeschränkungen, nehmen chinesische Wettbewerbsbehörden den Chipbauer NVIDIA ins Visier. Aber auch in der EU beobachtet man das Verhalten der wertvollsten Firma der Welt argwöhnisch.
🔗 CNBC | Financial Times | Reuters (EU)
🐂 eToro versucht erneut IPO: Aktienmärkte und Cryptoboom sehen die Anlegereuphorie und Zockergier wieder auf dem Höhepunkt. Grund genug für den israelischen CFD-Broker eToro, einen zweiten Anlauf für ein Börsenlisting zu nehmen. Zuvor war die Firma dabei gescheitert, zusammen mit Betsy Cohen im SPAC-Boom 2021 über die Hintertür an die Börse zu gehen. Etwa 4 von 5 Nutzern von Plattformen wie eToro verlieren Geld.
🔗 Bloomberg | CNBC
🔑 Effizienz als Vorwand? Elon Musk verbringt scheinbar derzeit mehr Zeit in Trumps Mar-el-Lago und Washington als in seinen Unternehmenshauptquartieren. Sein nächstes Ziel könnten widerborstige Republikaner sein, welche sich nicht hinter die MAGA-Agenda stellen oder drohen, Teile des Trump-Gruselkabinetts nicht zu bestätigen. Musk, der Trumps Wahlkampf mit 250 Millionen US-Dollar und mutmaßlich mit der Manipulation seiner Plattform X unterstützte, droht nun, dass politische Verweigerer es schwerer haben, könnte wiedergewählt zu werden. Es ist auch zu erwarten, dass Stellenkürzungen des DOGE Department genutzt werden, um politische Gegner zu verfolgen.
🔗 Financial Times
📈 Chart der Woche: Big Techs 8 Trillion Bet
8 Billionen US-Dollar an Marktkapitalisierung sind in den letzten 24 Monaten bei den 6 großen KI-Profiteuren entstanden. Gemein haben die Unternehmen, dass sie mindestens eine der 3 Determinanten von KI-Erfolg verkaufen: Hardware (Chips), Daten oder Distribution (Kundenzugang).
🔗 Bloomberg
🎧 Hörenswert: Deffner und Zschäpitz Urlaubsvertretung (ca. 107 min)
Eines meiner größten Vergnügen besteht darin, ab und an die Rolle zu wechseln und mich in Podcasts interviewen zu lassen. Noch mehr schätze ich echte Streitgespräche mit guten Vertrauten wie Holger Zschäpitz beim Welt Podcast Deffner & Zschäpitz.
🔗 Spotify | Apple | Website
🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche
Montag 9. Dezember: Rent the Runway (BMO), C3.ai (AMC), Oracle (AMC), mongoDB (AMC), braze (AMC)
Dienstag 10. Dezember: GameStop (AMC), Stitch Fix (AMC),
Mittwoch 11. Dezember: Macy’s (BMO), Adobe (AMC)
Donnerstag 12. Dezember: Broadcom (AMC), Costco (AMC)
Freitag 13. Dezember: —
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