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KW49 - 300 Mio für die Breisgau-Brains
Doppelgänger Update (BETA)
Von Philipp Klöckner · 1. Dezember 2025
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❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe. Der heutige Newsletter hat 1.307 Wörter und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Montag, der 1. Dezember 2025 und die KW49 startet.
🫧 300 Millionen für die Breisgau-Brains

Das wertvollste deutsche KI-Startup heißt nicht Aleph Alpha. Es kommt auch nicht aus Berlin oder München. Mit 3,25 Milliarden US-Dollar geht dieser Titel an das 15 Monate alte Startup Black Forest Labs aus Freiburg im Breisgau.
300 Millionen US-Dollar investierten verschiedene Wagniskapitalgeber und VC-Arme von Kunden in den Entwickler von Bildgebungsmodellen. Allen voran der renommierte US-VC Andreessen Horowitz (A16Z).
Das Text-to-Image Modell FLUX der Freiburger ist das derzeit populärste auf der Entwicklerplattform HuggingFace und wurde bereits millionenfach heruntergeladen. Einsatz findet es nicht nur auf den Design-Plattformen von Adobe und Canva, sondern auch bei Meta und Microsoft.
Überraschend ist der Erfolg des KI-Labor aus dem Dreiländereck, aber nur auf den ersten Blick. Die den Gründern Robin Rombach, Patrick Esser und Andreas Blattmann handelt es sich um 3 der 5 Co-Autoren des sogenannten Latent Diffusion-Projekts, welches an der LMU München und Uni Heidelberg erforscht wurde, und unter anderem die Basis für das bekannte Stable Diffusion Modell und das Startup Stability AI darstellte.
Der Erfolg von BFL lässt tief blicken. Ein weiteres Mal beweisen ambitionierte Forscher, dass insbesondere auch Restriktionen zu Innovation führen. Wie schon DeepSeek in Ermangelung von Gigawatt-Clustern neue Wege ging, so mussten die jungen Forschenden von Black Forest Labs auch die vergleichsweise schlechte Hardware-Ausstattung ihrer Lehranstalten kompensieren und bauten so deutlich effizientere Bildgebungsmodelle.
Die Freiburger beweisen auch, dass es an Talenten in Deutschland nicht mangelt. Normalerweise belassen einflussreiche deutsche Forscher es aber bei Grundlagenpapieren oder verwenden ihr Talent für eins der KI-Labore der großen Techkonzerne. Schaut man in Forschungsaufsätze, finden sich regelmäßig Verfasser, die ihre Bildung einer deutschen Universität verdanken.
Viel wichtiger ist, dass die Latent Diffusion Forscher den Sprung ins Unternehmertum gewagt haben. Denn das trauen sich in Deutschland leider viel zu wenige. Während KI-Absolventen in Stanford quasi bereits nach dem Abschluss direkt nach der Immatrikulation 20 Millionen Seed-Funding angeboten wird und viele schon während des Studiums ihr Startup gründen, bleibt dies in Deutschland vorerst noch die Ausnahme.
Bezeichnend auch, so finde ich, dass die Fundingrunde weder politischer Unterstützung noch Förderung bedurfte. Keine Wirtschaftsministerin, die mit politiknahen Investoren und Mittelstandsmagnaten Innovationsvisionen herbeiredet. Kein HTGF, keine KfW und keine Staatsgarantien. Gute Ideen finden Kapital am Markt. Wenn der Staat digitale Industriepolitik macht, ist sie meist zum Scheitern verurteilt. Siehe Aleph Alpha.
Kapital ist schnell und opportunistisch. Die Mär vom mangelnden Kapital leuchtete mir noch nie ein. Wenn große Ideen in Deutschland entstehen, sind Sequoia, Andreessen und Tencent morgen im Flieger. Natürlich liegen unsere Startups dann (auch) in ausländischer Hand. Aber wichtiger ist, dass sie hier Steuern zahlen und Arbeitsplätze schaffen. Von den vergleichsweise günstigen Gehaltsstrukturen in Deutschland, will BFL nach eigenen Angaben auch weiterhin profitieren.
Noch… ist alles möglich. Vielleicht ist es nicht die Stunde Null der künstlichen Intelligenz, aber LLMs sind vermutlich ebenso wenig der letzte Ansatz auf dem Weg zu AGI wie Diffusionsmodelle bei der Bildgenerierung. Was Energie, Hardware und Kapital angeht könnte Deutschland kaum schlechter aufgestellt sein für ein KI-Zeitalter. Wir sehen aber auch den immensen potentiellen Return hervorragender staatlicher Bildung.
Nur müssen wir dafür sorgen, dass die Früchte dieser Investitionen in Humankapital auch in Deutschland geerntet werden.
🔗 The Financial Times | Black Forest Labs
“Nur die Weisesten und die Dümmsten können sich nicht ändern.”
Das sind die weiteren News der Woche:
☎️ Telekom und Schwarz-Gruppe planen Gigafactory: Nach Berichten des Handelsblatt sollen der rosa Riese und die Tech-Sparte des LIDL-Gründer Dieter Schwarz mit der EU über die Errichtung einer der AI Gigafactories verhandeln. Kapital für das Projekt soll der Investor Brookfield zur Verfügung stellen.
🔗 Handelsblatt
🎯 OpenAI bereitet Advertising-Lösung vor: Bis 2029 will OpenAI 25 Milliarden US-Dollar mit Nutzern verdienen, die kein Abo abgeschlossen haben. Naheliegend, dass ein Werbemodell die wahrscheinlichste Lösung ist. Jetzt mehren sich Anzeichen für die baldige Einführung von Anzeigen in ChatGPT. Spannend bleibt, ob die Anzeigen Kontext-basiert, wie bei Google, oder Verhaltensbasiert, wie bei META, funktionieren werden. Auch ob es ein CPM-Modell (Google) oder Revenue-Share-Modell wird, ist abzuwarten. Vielleicht schafft OpenAI mit KI aber auch eine ganz neue Werbeform.
🔗 Tibor Blaho
💶 Kleine Hände mit großer Reichweite: Dass Microsoft dem Internationalen Gerichtshof, nach dessen Haftbefehl gegen zwei Mitglieder der Israelischen Regierung den eMail-Account dicht machte; darüber war bereits zu lesen. Die Vergeltung der US-Administration unter Präsident Trump reicht aber offenbar weiter. So beklagt sich einer der verantwortlichen Richter, der Franzose Nicolas Guillou, nun, dass er nicht nur auf Plattformen wie Amazon verzichten muss, oder seine Reisen bei Expedia abgebrochen worden sind. Weil der Zahlungsdienstleister PayPal und die Kreditkarten-Netzwerke VISA, MasterCard und AmEx ihn blockieren, ist seine Handlungsfähigkeit insgesamt stark eingeschränkt. Die US-Regierung lässt ihn neben Terroristen auf einer Sanktionsliste führen. Der Fall zeigt nicht nur, wie wenig die EU ihre Bürger und Institutionen schützen kann, sondern auch ein weiteres Mal, wie wichtig Souveränität und im Zweifel Bargeld weiterhin ist.
🔗 Golem
🪰 Weitere News gibt es in der letzten Folge des Doppelgänger Podcast…
🔗 Doppelgänger Podcast
📶 Chart der Woche: Demografische Zeitbombe

Das gesamte Gold der Erde. passt in eine Kugel mit einem Umfang von circa 30 Metern. Der unvorstellbare Gegenwert des geförderten und ungeförderten Edelmetalls beträgt dank der aktuellen Rallye fast 50 Billionen US-Dollar. FIAT-Geld gibt es mehr als doppelt so viel.

Deutschland hat verhältnismäßig umfangreiche Goldreserven. Sie übersteigen theoretisch sogar die Summe der Staatsverschuldung. Das deutsche Gold lagert unter anderem in London und New York, bis 2016 auch in Paris. Im Falle einer Invasion aus Osten sollte der Staatsschatz schließlich sicher sein. Heute liegt mehr als die Hälfte wieder in Frankfurt.
🔗 Visual Capitalist
📺 Sehenswert: The Thinking Game (ca. 83 min)
5 Jahre in Googles KI-Labor. Schon das zweite Mal durfte Greg Kohs den KI-Forschern in Googles Londoner Labor DeepMind über die Schulter gucken. Einige kennen seine Arbeit schon von der Dokumentation über den AlphaGo-Erfolg der Wissenschaftler.
Der “2. Teil” widmet sich nun den Durchbrüchen rund um Proteinfaltung, die CEO Demis Hassabis den Nobelpreis einbrachten. Der einzigartige Zugang, den das Team bei Google erhielt, macht die nicht ganz lupenreine Dokumentation sicher auch ein bisschen zu Personalmarketing und PR-Arbeit für den Techkonzern.
🔗 YouTube
📖 Buchtipp: Aya Jaff - Broligarchie
Aya Jaff beleuchtet die Übernahme von Staat und Gesellschaft durch eine Junta aus Tech-Oligarchen, die einen Großteil der Innovationsgewinne, aber auch nie dagewesenen politischen Einfluss anhäufen.
Im Podcast versuchen wir zu dokumentieren, wie die Zivilgesellschaft und Institutionen der USA und Europas durch eine immer mächtiger werdende Tech-Elite angegriffen werden. Aya Jaff schreibt auf deutsch auf, was passiert und wie es besser funktionieren könnte.
🔗 Amazon ($)
🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche
Montag 1. Dezember: mongoDB (AMC)
Dienstag 2. Dezember: Marvell (AMC), GitLab (AMC), CrowdStrike (AMC), box (AMC), okta (AMC), asana (AMC)
Mittwoch 3. Dezember: Salesforce (AMC), snowflake (AMC), C3.ai (AMC), UiPath (AMC)
Donnerstag 4. Dezember: DocuSign (AMC), SentinelOne (AMC), samsara (AMC)
Freitag 5. Dezember: —
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