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KW47 - Zündergene aus der Gründerszene?
Doppelgänger Update (BETA)
Von Philipp Klöckner · 11. November 2024
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🔥 Zündergene aus der Gründerszene
Wer dachte, die Aufstellung von Donald Trumps zukünftigen Führungsstab (ApoFiKa-Titel “Wichsfigurenkabinett”) wäre der Tiefpunkt der Woche gewesen, wurde am Dienstag eventuell überrascht.
Die Ernennung von Elon Musk zum Staatssanierer war ebenso wenig überraschend, wie der Applaus der industriefreundlichen INSM oder von TV-Unterhaltern wie Maschmeyer, Kofler und Thelen. Schließlich gilt Musk im Gegensatz zu Politikern als Universalgenie. Hat er den Wert des 2021 noch profitablen Twitter seit Übernahme doch quasi geviertelt und viele Nutzer sowie einen Großteil der Einnahmen der Plattform verloren.
Den eigentlichen Skandal der Woche lieferte aber Thelens Vertrauter und Co-Investor Christian Reber. Auf X phantasiert der in sonnigere Gefilde emeritierte Seriengründer offen über eine schwarz-blaue Zukunft. Er fordert CDU Kanzlerkandidat Merz auf: “öffnen Sie sich für eine Koalition mit der AfD”. Reber glaubt, man könne Faschisten ignorieren und zusammen mit gemäßigterem Personal regieren. Wo man das findet in der AfD sagt er nicht, aber dass Alice Weidel doch schonmal eine super Innenministerin wäre. Weiterhin fordert er neben einer “starken Wirtschaftspolitik” auch “radikale Entbürokratisierung, faire Löhne, schnelle Deflation (sic!) und effiziente Führung”. Auch was Reber sonst auf X kommentiert und retweetet, zeichnet ein relativ klares Bild.
Auslöser des Aufrufes, die “Brandmauer” niederzureißen, ist wiederum ein Post von Investor und Startup-Lobbyist Christian Miele. Der analysiert auf X, dass uns im Falle einer schwarz-grünen oder schwarz-roten Koalition weitere 4 Jahre “faule Kompromisse” drohen und 2029 noch mehr Bürger AfD wählen könnten, weil man nicht den Wählerwillen “eine bürgerlich-rechte Politik” durchsetze. Miele fordert nicht offen eine Koalition mit der AfD, was denn ein anderer Weg wäre, lässt er aber als schlauer Diplomat sicherheitshalber offen und überlässt die einfachen Schlüsse Reber, mit dem er sich nach eigenen Angaben zuvor unterhielt.
Zustimmung gibt es auch vom Bonner Demokratie-Versteher Frank Thelen, der sich in der Vergangenheit unter anderem nach einer temporären Diktatur in Deutschland sehnte. Danach “können wir zurück zu unser Staatsform”, schlug er einst vor. Nun dankt er Miele und Reber für ihr “politisches Engagement” und plausibilisiert weiter “aktuell geben uns die Wähler event. keine andere Option”.
Darauf hat man in rechten Schreibstuben nur gewartet noch am gleichen Abend titelt Julian Reichelts Portal NIUS.de “Start-Up-Größen wie Frank Thelen offen für Schwarz-Blau“ und Tichys Einblick meint gar die “Deutsche Startup-Szene fordert ein Ende der Brandmauer - ein bisschen”. Und genau hier liegt natürlich eins der Probleme, wenn einzelne exponierte Stimmen der Startupszene als stellvertretend wahrgenommen (oder dargestellt) werden. Einen Umstand, den Einzelne in der Vergangenheit sogar aktiv versucht haben zu nutzen, um zusammen mit dem Springer-Verlag der FDP den Einzug in die Bundesregierung zu erleichtern.
Klar ist auch: Gründer:innen und Investor:innen sind (solange noch nicht ausgewandert) zuallererst Bürger. Sie haben nicht nur das Recht auf ihre Meinung, sondern vielleicht sogar ein wenig die Pflicht, ihre Reichweite zum Erhalt der Demokratie einzusetzen. Mit genau dieser Verantwortung müssen sie aber auch sorgsam umgehen. Analysen mit offenem Ausgang, geschichtsvergessene Gedankenspiele und das Ignorieren der ganz offensichtlichen Risiken ist kein verantwortungsvoller Umgang mit der eigenen Reichweite, die oft mit Relevanz verwechselt wird.
Tatsächlich ist es eine absolute Minderheit der Startupbranche, die bereit wäre auch nur über eine Beteiligung der AfD nachzudenken. Gründer und Gründerinnen wählen prinzipiell ähnlich divers wie die breite Bürgerschaft mit einer leichten Tendenz zu den Grünen. Extreme Parteien wie die AfD, Linke oder das BSW kommen nicht über 3 Prozent der Stimmen bei Startup-Lenkern. Wer also in seiner Rolle in der Öffentlichkeit über bürgerlich-rechte Koalitionen sinniert und damit eigentlich meint potentiell Faschisten an der Regierung zu beteiligen, hat nicht nur jeden Anspruch verloren diese bunte Gründerszene zu repräsentieren, sondern missrepräsentiert sie bewusst oder lässt sich als Useful Idiot instrumentalisieren.
“Wo ist die Nachricht?”
Das sind die weiteren News der Woche:
🚕 Trump will Self-Driving deregulieren: Der angehende US-Präsident verliert keine Zeit, wenn es darum geht klarzumachen, wie er sich für die Loyalität seines Wahlkampfunterstützers und Chef-X-Agitator Elon Musk zu bedanken denkt. So wird der Tesla-CEO nicht nur dem neuen Effizienzministerium DOGE vorstehen (aber ohne in der Regierung beschäftigt zu sein), sondern Trump plant außerdem den Einsatz von Robotaxis der Bauweise von Tesla einfacher zu machen. “Fixing what isn’t broken” nennt man das im Englischen. Denn Googles Waymo Taxis rollen längst fahrerlos über die Straßen der Bay Area.
🔗 Bloomberg | Reuters
📱 Google Gemini Live auf dem iPhone: Google hat seinen KI-Sprachassistenten Gemini Live kostenlos auf Android und iOS gelauncht. Ein erster Fan ist ausgerechnet Salesforce CEO Marc Benioff, der den Voice Assistant “The future of consumer AI” nennt und wahrlich begeistert scheint.
🔗 Business Insider
💰 xAI bald 50 Milliarden US-Dollar wert: Um die 6 Milliarden US-Dollar wir Elon Musk für seine KI-Firma xAI einsammeln. Laut CNBC werden allein 5 Milliarden von Investoren auf der arabischen Halbinsel beigesteuert. Ebenso wahrscheinlich ist, dass die überwiegende Mehrheit der Investition in den nächsten Monaten als Umsatz bei Chip-Hersteller NVIDIA aufschlagen wird.
🔗 CNBC | Financial Times
⚡ Chart der Woche: Kosten der Energiewende
Die gefürchteten Kosten der Energiewende könnten weit niedriger ausfallen als gedacht. Zumindest glaubt das der britische Economist. Immer wieder hat die Menschheit Geschwindigkeit und Kosten des Wandels fehleingeschätzt. Weniger positiv bin ich für die Kosten der Untätigkeit gestimmt. Diese unterschätzen wir in der Regel, falls wir sie überhaupt ins Kalkül einbeziehen.
🔗 Economist
📰 Lesebefehl: Die Zeit über das Ampel-Aus
Nicht weil es um Lindner und die FDP geht, sondern weil mir Transparenz ein hohes Anliegen ist und ich Journalismus, der ebendiese schafft, besonders schätze, möchte ich diesen Artikel der Zeit empfehlen.
Sowohl Journalisten der Zeit als auch der SZ konnten anhand zahlreicher Quellen nachzeichnen, wie Christian Lindner und die FDP seit langem die Eskalation, die zum Bruch der Ampel-Regierung geführt hat, unter dem Code “Operation D-Day” planten.
Das heißt mitnichten, dass ihnen allein die Schuld am Versagen der Regierung oder dem Bruch der Koalition zukommt. Es zeigt lediglich, wie man versucht hat die Öffentlichkeit zu täuschen, eine Eskalation zu inszenieren und selbst dabei noch letztlich gescheitert ist.
🔗 Zeit | Süddeutsche Zeitung
🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche
Montag 18. November: —
Dienstag 19. November: Walmart (BMO), XPeng (BMO), FUTU (BMO), MyTheresa (BMO), 360 Finance (AMC)
Mittwoch 20. November: Nio (BMO), Target (BMO), wix (BMO), NVIDIA (AMC), Snowflake (AMC), Palo Alto Networks (AMC)
Donnerstag 21. November: Baidu (BMO), Pinduoduo (BMO), Intuit (AMC), elastic (AMC)
Freitag 22. November: —
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