KW45 - Habemus PBC

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 3. November 2025


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❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 1.338 Wörter und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Montag, der 3. November 2025 und die KW44 startet.

🤝 Habemus PBC

Über ein Jahr laborierten OpenAI und sein Ankerinvestor Microsoft an der Wandlung des einstigen Non-Profit-Unternehmen in eine For-Profit-Struktur. Ursprünglich wurde OpenAI als ein nicht-gewinnorientiertes Labor gegründet. Inzwischen emeritierte Gründer wie Elon Musk, Ilya Sutskever oder Andrej Karpathy wollen sicherstellen, dass die KI-Schmiede sichere künstliche Intelligenz zum Wohle der Menschheit entwickelt. Elon Musk versuchte später erfolglos, das Superlabor an sich zu reißen, weil es seiner Aussage nach eigenständig keine Chance hätte.

Im September letzten Jahres berichtete Reuters erstmals, dass man an einer Restrukturierung des Unternehmens arbeite. Elon Musk scheint spätestens seitdem vergrätzt. Seinem Widersacher Sam Altman ist es vorerst gelungen, ein gewinnorientiertes Unternehmen unter seiner Leitung zu etablieren. Die Kontrolle der neuen Public Benefit Corporation (OpenAI Group PBC) üben weiterhin vor allem das Board der OpenAI Foundation, das Rudiment der Ursprungsidee, und der Großinvestor Microsoft aus.

Nötig wurde der Wandel, weil sich spätestens mit der ressourcenhungrigen GPT-Technologie abzeichnete, dass es enorme Rechenkapazitäten brauchen wird, um die Führung in der KI-Entwicklung zu verteidigen. Weil das sogenannte “Scaling”, also einfach noch mehr Rechenzeit, Ressourcen, letztlich Data Center und Chips auf ein Problem zu werden, relativ vorhersehbare Erfolge zu garantieren scheint, ist das Rennen um die führende KI zum Wettrüsten mit Halbleitern geworden.

Auf Shopping-Tour für mehr Data Center hat Sam Altman eine Kreditkarte glühen lassen, deren Ratenrückzahlungsplan mehr als ungewiss ist. Zig Gigawatt an Rechenleistung sicherte sich Altman beim Shoppingbummel durch die Halbleiterbranche. Oracle, NVIDIA, AMD und Broadcom, wer Chips ätzen oder vermieten kann und nicht bei drei auf den Bäumen ist, bekam vom OpenAI-CEO Umsatzzusagen in dreistelliger Milliardenhöhe.

Auch Microsoft erhielt eine Abstandszahlung. Bei den schrittweisen Scheidungsgesprächen zwischen dem promiskuitiven Altman und seinem Partner auf Zeit verzichtete Satya Nadella zwar auf ein paar Prozent an der neuen Firma und sein Vorkaufsrecht. Dafür sagte Altman der Cloud-Tochter Azure noch einmal Umsätze in Höhe von 250 Milliarden US-Dollar zu.

Für Microsoft hat sich der OpenAI-Deal längst mehrfach amortisiert. Mit circa 13 Milliarden US-Dollar förderte der Software-Riese Altmans KI-Träume, hielt dafür 32,5% der Gewinnanrechte bei OpenAI. Während der Partnerschaft wuchs die KI-Schmiede auf eine Bewertung von 500 Milliarden US-Dollar. Ein guter Return, hätte man ihn liquidiert.

Viel wichtiger aber ist die KI-Frischzellenkur, die OpenAI dem Cloudbusiness von Microsoft gab. Azure, zweiter im Markt nach Amazons AWS, wächst inzwischen mit 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist doppelt so schnell wie AWS und sollte dafür sorgen, dass Andy Jessy Satya Nadella binnen maximal 24 Monaten die Marktführung im Cloudmarkt abgeben wird. Schon 2027 könnten beide Giganten mehr als 200 Milliarden Cloudumsatz verbuchen. Vor allem deswegen ist Microsoft inzwischen mehr als 4 Billionen US-Dollar wert. Seit seinem Investment in OpenAI verdoppelte sich der Wert des ohnehin gigantischen Softwareriesen.

Keine Wahl. Die Umwandlung in ein profitorientiertes und damit auch börsenfähiges Unternehmen war für Sam Altman und seine Ambitionen alternativlos. Denn zunehmend wird die Führerschaft im KI-Markt nicht mehr von der Innovation im Maschinenraum, sondern dem Talent zum Auftreiben neuer Mittel für den Ausbau der Rechenkapazitäten errungen. Die Kosten für die Installation eines Gigawatts an Rechenkapazität betragen bis zu 50 Milliarden US-Dollar. BigTech und die junge Garde der KI-Forscher planen allesamt und jeweils mehrere Gigawatt pro Jahr auszubauen.

Gemessen an den Fortschritten, mag die Investitionsblase ineffizient erscheinen. Aber ich halte die Fähigkeit, Innovation mit schierem Willen und dem benötigten Geld erzwingen zu können, für eines der faszinierendsten “Features” des Kapitalismus. Auch wenn dabei nicht jeder Dollar pareto-optimal Verwendung findet.

Damit die kapitalgetriebene Erzwingung der Transzendenz aber funktionieren kann, braucht Sam Altman neue Kapitalquellen. Selbst würde jeder Wagniskapitalgeber der USA in kein anderes Startup als OpenAI mehr investieren, würde das zur Verfügung stehende Kapital nicht reichen, um die Träume von OpenAI geschweige denn seinen Konkurrenten Anthropic und xAI zu ermöglichen.

Damit OpenAI Eigenkapital im dreistelligen Milliardenbereich pro Jahr mobilisieren kann, muss das 10 Jahre alte Unternehmen an die Börse und die Kapitalströme von ETF-Sparern und Spekulanten anzapfen. Mit einer Bewertung von mehr als einer Billion Dollar wäre es sicher das größte IPO der Geschichte. Spätestens in 18 Monaten, gute Börsenstimmung (inshallah!) vorausgesetzt, werden aus ehemals GAFA, den Magnificent Seven vermutlich die Terrific Ten. Die kann man dann vielleicht AMANO TOMATO, TAMMAGONTO, TOMATO MAN, AMA OTTOMAN oder AMMONTATO (italienisch für Aufrechnen) abkürzen.

Spannend wird nun, wie die Konkurrenz reagiert. Altmans Kunststück bringt Anthropic (183 Milliarden) und Elon Musks xAI (200 Milliarden) unter Zugzwang. Während Anthropic mit bald 10 Milliarden Umsatz auch ein IPO erwägen könnte, sollte es für Musks xAI schwer werden. Das Unternehmen macht kaum KI-Umsätze und auch das Geschäft von X (ehemals Twitter) wächst nicht dynamisch.

“I don't feel comfortable wielding that robot army if I don't have at least a strong influence.”

Elon Musk - Tesla-CEO, gab in einem Earnings Call kürzlich zu, dass er mit Tesla eine Optimus “Roboter Armee” nur bauen möchte, sofern er auch starken Einfluss auf diese hätte.

Das sind die weiteren News der Woche: 

🚢 NVIDIA findet Käufer in Südkorea: Am Rande des letzten ASEAN Gipfels in Gyeongju konnte NVIDIA CEO Jensen Huang wichtige Deals abschließen. Laut Reuters werden die Koreanische Regierung sowie die Chaebols SK Group, Samsung und Hyundai Motors jeweils 50.000 Blackwell Chips kaufen. Die Suchmaschine Naver wird ebenfalls 60.000 GPUs der neuesten Baureihe erwerben. Wichtig sind die Deals nicht nur wegen den rund 15 Milliarden Umsatz, sondern vor allem, weil Huang beweisen muss, dass er auch Großkunden außerhalb der US Techriesen finden kann. Wenn deren Geld ausgeht, könnte sich das Wachstum von NVIDIA verlangsamen. Wie die koreanischen Unternehmen die Chips nutzen wollen, ist noch relativ unklar.
🔗 Reuters

📉 Meta wächst, Aktie fällt. Ganze 26 Prozent konnte Mark Zuckerberg die Werbeumsätze der Meta Apps hochschrauben. Eigentlich ein überragendes Ergebnis. Weil Zuck aber weiterhin massiv in seine KI-Ambitionen investiert und dies auch das Ergebnis verhagelt, sind Aktionäre skeptisch.
🔗 CNBC

📦 Amazon liefert ab. Auch Amazon investiert über 100 Milliarden US-Dollar dieses Jahr. Weil die Cloudsparte AWS aber wieder über 20 Prozent im Jahr wächst, feierte die Börse die jüngsten Unternehmenszahlen furios.
🔗 CNBC

📈 Google spürt ChatGPT nicht. Ganz im Gegenteil. Das erste Mal in der Firmengeschichte macht Google über 100 Milliarden US-Dollar Umsatz. Ausgerechnet das Suchgeschäft wächst mit 15% schneller als zuvor. Bisher keine Spur davon, dass KI-Chatbots Googles Geschäft disruptieren. Auch YouTube und die Cloudsparte konnten ihr Wachstum beschleunigen.
🔗 CNBC

🪰 Weitere News gibt es in der letzten Folge des Doppelgänger Podcast…
🔗 Doppelgänger Podcast

📶 Chart der Woche: Meister statt Magister

Im internationalen Vergleich hat Deutschland eine relativ niedrige Quote an Akademikern. Dank des guten Ausbildungssystems kann man auch ohne Hochschulabschluss 40.000 EUR und mehr in Deutschland verdienen. Nur jeder dritte Erwerbstätige ist Akademiker. In vielen Ländern liegt die Quote bei über 50 Prozent.
🔗 

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 3. November: Biontech (BMO), Palantir (AMC), hims (AMC)
Dienstag 4. November: Uber (BMO), shopify (BMO), Spotify (BMO), AMD (AMC), Arista (AMC), SuperMicro (AMC), Beyond Meat (AMC), Upstart (AMC), Pinterest (AMC)
Mittwoch 5. November: DigitalOcean (BMO), Robinhood (AMC), AppLovin (AMC), arm (AMC), Snap Inc. (AMC), Figma (AMC)
Donnerstag 6. November: DataDog (BMO), TheTradeDesk (AMC), OpenDoor (AMC), airbnb (AMC)
Freitag 7. November:

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Die erfolgreichsten Helfer:innen, erwähnen wir im nächsten Newsletter.