KW40 - TrickTok: Schnäppchen oder Rohrkrepierer?

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 15. September 2025


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🤔 TrickTok: Schnäppchen oder Rohrkrepierer?

Der Dealmaker hat mal wieder zugeschlagen. Nach nur neun Monaten Amtszeit und zahlreichen ergebnislosen Aussetzungen des gesetzmäßigen TikTok-Verbots ist Donald Trump einem Deal für die US-Variante der chinesischen Plattform wohl endlich näher gekommen.

Trump wollte das TikTok-Verbot vermeintlich nicht durchsetzen, weil ihm persönlich die Plattform letztlich sogar gelegen kommt. Auch China hat ein großes Interesse an jemandem, der die westliche Welt so destabilisiert und verunsichert wie Trump es tut. Somit suchte Trump die letzten Monate nach neuen “treuen” Händen für die US-Variante. Es galt, neue Eigner zu finden, die ihn unterstützen, aber keine Systemfeinde sind.

Die neuen Eigner machen ein vermeintliches Schnäppchen. Nur etwa 14 Milliarden US-Dollar müssen sie berappen, für eine Plattform, die eher 40 Milliarden wert sein sollte. Neben Altaktionären geben in Zukunft Oracle-Chef Larry Ellison, der Wagniskapitalgeber Andreessen Horowitz, Silverlake und die Murdoch-Familie den Ton an. Ausländisches Geld kommt zudem aus den Emiraten. Ein Konglomerat aus Großspendern, Trump-Unterstützern und Verbündeten.

Und doch wird TikTok nicht über den Tisch gezogen. Vermutlich, weil die Chinesen sich nicht erpressen ließen, wird TikTok nicht nur zusätzliche Lizenzeinnahmen in Höhe von 20 Prozent bekommen, sondern auch bis zu 50% der Gewinne. Damit kauft die Trump-Broligarchie zwar den Einfluss über TikTok, wirtschaftlich ist der Coup aber eventuell gar keiner.

Warum wählt man überhaupt so ein kompliziertes Vertragswerk? Das sollte man sich meiner Meinung nach fragen.

Mein Verdacht? So heiß war niemand auf den Deal. China sah keine Veranlassung zur Eile, aber auch in den USA war scheinbar niemand so überheblich zu denken, er wüsste, wie man TikTok noch erfolgreicher machen könnte. Elon Musk und Mark Zuckerberg hatten offenbar kein Interesse. Apple und Google würden sich niemals mit dem Shitstorm-Risiko belasten. Musst Trump deshalb seine Verbündeten aktivieren?

Jeder will die Gunst des Egomanen Trump. Daher waren einige Unternehmer sicher bereit zu helfen. Aber 40 Milliarden wären dann doch etwas zu viel der Zuwendung gewesen. Gerade wenn man nicht sicher ist, wie erfolgreich die Plattform unter neuer Führung sein wird. Also musste ein Schnäppchen her?

Vielleicht gibt es andere Erklärungen, aber meine Vermutung ist, dass die TikTok-Investoren ihrem eigenen Glück nicht genug vertrauen, um Geld hinter ihr Hilfszugeständnis zu legen. Deswegen geben sie lieber 20% des Umsatzes und 50% der (eventuellen) Profite ab, als einen Cent mehr zu investieren. Sollte das Projekt erfolgreich werden, kann man an die Börse und Konditionen neu verhandeln. Sollte es schief gehen, muss man weniger Investitionen abschreiben.

An der Seitenlinie steht Mark Zuckerberg und wartet ab. Für ihn wäre ein TikTok in den Händen neuer Investoren in jedem Fall ein schwächerer Gegner als die chinesische Mutter ByteDance. Einer der neuen TikTok-Besitzer, Marc Andreessen, sitzt sogar im Board von Meta. Bei dem anderen, Larry Ellison, will Meta in Zukunft 20 Milliarden US-Dollar und mehr an Cloudumsätzen machen. Mir scheint, der wahre Gewinner wird am Ende Meta heißen.
🔗 Bloomberg

“We’re going to have supervision. […] Every police officer is going to be supervised at all times, and if there’s a problem, AI will report that problem and report it to the appropriate person. Citizens will be on their best behavior because we are constantly recording and reporting everything that’s going on.”

Larry Ellison - Oracle Gründer und bald neuer TikTok-Besitzer vor einem Jahr gegenüber Analysten.

Das sind die weiteren News der Woche: 

🥷🏿 Cloudflare baut Schattenindex: Jede fünfte Website nutzt die Infrastruktur von Cloudflare um auf der ganzen Welt so schnell verfügbar zu sein wie möglich. Gemessen am Traffic laufen meinen Schätzungen zufolge sogar etwa 40% der Surfer über die Server der US-Firma. Kürzlich kündigte CEO Matthew Prince einen großen Schritt an, den ich unter anderem in Folge 481 vorausgesagt hatte: Um Website-Betreibern das überbordende Abrufen ihrer Webseiten durch Suchmaschinen- und KI-Crawler zu ersparen, baut Cloudflare einen eigenen “AI Index”. Dieses Archiv bietet Interessenten nun die Möglichkeit, effizient über neue Inhalte und Veränderungen der Website informiert zu werden. Das spart enorm Ressourcen und eröffnet die Möglichkeit für die eigenen Inhalte vergütet zu werden. Es könnte aber auch das Ende des Open Webs sein.
🔗 Cloudflare

💰 YouTube zahlt 24,5 Millionen Dollar in Trump-Verfahren. Um ein von Donald Trump gestartetes Verfahren beizulegen, stimmte Google jetzt einer Zahlung von 24,5 Millionen US-Dollar zu. Damit reiht sich die YouTube-Mutter in die Reihe von X und Meta ein, die ebenfalls gegen zweistellige Millionenbeträge anhängige Trump-Verfahren beilegten. Es ist geradezu erstaunlich, wie viele Unternehmen sich vor Gericht geschlagen geben, um den US-Präsidenten nicht zu verstimmen. Wäre ich Trump, würde ich nur noch frivole Gerichtsverfahren eröffnen.
🔗 Wall Street Journal

🏦 Angermayer-Investments unter Beschuss: Die Portfolio-Unternehmen des kontroversen Investors Christian Angermayer läuft es in den letzten Tagen weniger gut. Beim sogenannten High-Performance-Computing-Spezialisten Northern Data rückten Polizeikräfte in die Frankfurter Zentrale und die schwedische Dependance ein. Bloomberg berichtet über vier Festnahmen. Die schwedische Polizei beschuldigt das Unternehmen des Umsatzsteuer-Betruges. Das per SPAC an die Börse gegangene angebliche KI-Unternehmen Rezolve wiederum muss sich schweren Anschuldigungen des Short Sellers “Fuzzy Panda Research” stellen. Dieser spricht unter anderem von frisierten Umsätzen und erinnert an den vorbelasteten Leumund des CEOs. Die Firma weist die Vorwürfe zurück.
🔗 Fuzzy Panda Research | Bloomberg

🌲 Black Forest Labs bald 4 Milliarden wert?: Das in Deutschland gegründete Startup aus dem Breisgau soll den Quellen der Financial Times zufolge 200-300 Millionen US-Dollar auf einer Bewertung von 4 Milliarden einsammeln. Sein Modell Flux wird unter anderem von Mistral und zeitweise auch von xAI’s Grok verwendet.
🔗 Financial Times

🪰 Weitere News gibt es in der letzten Folge des Doppelgänger Podcast…
🔗 Doppelgänger Podcast

📶 Chart der Woche: Boomer müsste man sein…

Die entwickelte Welt wird zur Gerontokratie. Zumindest ist das meine Befürchtung. Nachdem die Generation 65+ bereits ordentlich Ressourcen verbraucht hat, um scheinbares Wachstum zu generieren, werden folgende Generationen es immer schwerer haben, die Rentenansprüche der Pensionäre zu bedienen. Weil Rentner und angehende Ruheständler aber schon bald die Mehrheit der Wähler stellen, wird sich daran nichts ändern und parlamentarische Lösungen werden unwahrscheinlicher.

🎧 Hörenswert: Handelsblatt Disrupt (ca. 68 min)

Vorletzte Woche war ich das erste Mal beim Handelsblatt Podcast “Disrupt” zu Gast. Mit Chefredakteur Sebastian Matthes habe ich mich ein wenig über meinen Werdegang und vor allem über aktuelle Tech- und KI-Themen gesprochen.

PS: Ebenfalls zur Gast war ich in der aktuellen Folge von Deffner und Zschäpitz.
🔗 Handelsblatt | Spotify | Apple

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 29. September:
Dienstag 30. September: Nike (AMC)
Mittwoch 1. Oktober:
Donnerstag 2. Oktober:
Freitag 3. Oktober:

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