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KW38 - Die letzten Experten?
Doppelgänger Update (BETA)
Von Philipp Klöckner · 15. September 2025
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🧑🏻🔬 Die letzten Experten?

Zwei News haben mich in den letzten Tagen überrascht. Beide beschäftigen sich mit dem Thema “Data Annotation”, also dem menschlichen Feedback für KI-generierten Output bzw. die Erstellung von Trainingsdaten, mit der künstliche Intelligenz noch besser lernen kann. Data Annotation, auch Data Labeling genannt, war unter anderem das Kerngeschäft der Firma Scale AI, die Mark Zuckerberg kürzlich mit 30 Milliarden US-Dollar bewertete, um Meta eine kontrollierende Mehrheit an dem Schaufelverkäufer der KI-Szene zu sichern.
10 Milliarden Dollar für einen “Fiverr für Experten”. Das hat mich zuerst überrascht. Die Firma Mercor vermietet im Marktplatzmodell stundenweise Fachexperten an KI-Firmen, die solche “Matter Experts” benötigen, um die Richtigkeit ihrer Ergebnisse oder Qualität der Daten zu prüfen. Für qualifiziertes Feedback zahlt man bei Mercor zwischen 90 und 150 US-Dollar pro Stunde, ein Teil behält die Plattform für sich, versteht sich. Übrig bleibt, was für viele Forschende deutlich über ihrem üblichen Stundenlohn liegt.
Zeitarbeit für Experten. Dieser “Hartgeldstrich” für Akademiker soll 10 Milliarden wert sein? Randstad, Adecco und Manpower, die Top 3 der Zeitarbeitsfirmen sind zusammen gerade einmal 10 Milliarden wert. Die Nachfrage nach Feintunern für KI-Modelle scheint gerade aber enorm groß. Im Vergleich zu Fantastilliarden, die für NVIDIA-Chips ausgegeben werden, sind die Investitionen in bessere Daten noch verschwindend klein. Also vermutlich ist es schlau hier den nächsten Hebel für noch fähigere Modelle zu suchen.
Elon Musks Firma xAI wiederum wird mehr als 500 AI Tutoren entlassen. Die Dienste der durchschnittlich gebildeten Arbeiter wurden von Musk für obsolet erklärt. Stattdessen möchte man das Spezialisten-Team, also Experten-Trainer, nach eigenen Angaben kurzfristig verzehnfachen. Auch xAI hat erkannt, dass noch bessere KI, die eine Armee von Nobelpreisträgern nachahmen soll, durch Experten trainiert werden muss.
Musks X-Produktchef Nikita Bier versucht es preisgünstiger. Auf der eigenen Plattform erklärt der Viralitätsexperte, dass die Social Media Nazi-Kneipe für Experten angeblich der beste Ort wäre um Geld zu verdienen. Fachleute jeder Prägung sollen doch einfach regelmäßig (und unentgeltlich) ihr Fachwissen teilen, und irgendwie würde man irgendwann schon indirekt auch finanziell davon profitieren.
Logisch was dahinter steckt: Teilen die Experten ihre Insights, saugt Chatbot Grok das Fachwissen auf, was dank der Burgmauern von X nur ihm zur Verfügung steht und verbessert damit seine Fähigkeiten. Der Aufruf gleicht der Aufforderung zum Schaufeln seines eigenen Grabes.
Natürlich droht das übliche Gefangenendilemma. Der Boykott der KI-Systeme durch widerborstige Akademiker wird nicht verhindern, dass der ein oder andere Experte doch umkippt und entweder um des Ruhmes oder Geldes Willen dennoch sein Wissen als Trainingsdaten feil bietet.
Ich glaube, schon bald könnten Nobelpreise nur noch an KI oder ihre Forscher vergeben werden. Googles Deep Mind Vorsteher Demis Hassabis ist der Vorreiter. Als Computer Scientist (und vermutlich Universal-Genie) holte er sich den Nobelpreis für Chemie. Bald könnte der für Biologie oder Medizin folgen.
Das 21. Jahrhundert ist das letzte Jahrhundert der menschlichen Experten. Vielleicht werden die 30er Jahre schon die letzten Koryphäen gesehen haben.
🔗 Business Insider | TechCrunch
“On both Wednesday and Thursday, X had more first-time downloads in the United States than on any single day in its history—including during Twitter.”
Das sind die weiteren News der Woche:

📈 Ellisons Aufstieg: Für ein paar Stunden überholte Oracle-Gründer Larry Ellison (81) Elon Musk als reichsten Mann der Welt. Grund dafür war ein massiver Anstieg der Oracle Aktie. Nie hat ein echtes S&P Schwergewicht so hohe Tagesgewinne erzielt. Grund für den 40-prozentigen Anstieg waren die zukünftigen Umsatzzusagen (RPOs), die das Oracle Sales-Team dieses Quartal verbuchen konnte. Vor allem durch einen langfristigen Mega-Deal mit OpenAI schnellten die in den kommenden Jahren zu realisierenden potentiellen Umsätze um mehr als 300 Milliarden in die Höhe. Geld, das Sam Altman, erst noch verdienen oder von Investoren einsammeln muss, bevor sich diese Umsätze auch für Oracle materialisieren. Auf den scheinbaren Über-Nacht-Erfolg war Ellison gut vorbereitet: Seit Jahren kauft Oracle penibel eigene Aktien zurück, übernimmt gehebelt andere Unternehmen und zahlt dabei noch brav Dividenden. So wuchs Ellisons Anteil an Oracle von unter 20 auf über 40 Prozent Prozent.
🔗 CNBC
🤝 Microsoft und EU einig im Kartellstreit. Während Google, Apple und Meta oft bis zur letzten Instanz gegen EU-Urteile kämpfen und Verfahren damit vor allem verzögern, hat Microsoft sein Verfahren zum Bundling von MS Office und der Video-Conferencing- und Kollaborationssoftware Teams nun durch Konzessionen beilegen. Weil Microsoft Teams in Zukunft getrennt vertreiben wird und die Interoperabilität mit Drittlösungen gewährleisten will, sah man keinen Grund für weitere Maßnahmen. Microsoft hatte einst teuer gelernt, dass das Bundling des Internet Explorers mit Windows ein jahrelanges Verfahren nach sich ziehen kann und vermutlich Mitschuld am Verpassen großer Trends wie Online-Suche oder Social Media war.
🔗 The Financial Times
🤖 China Roboter - Unitree plant IPO: Der chinesische Roboterhersteller Unitree Robotics ist dem Publikum meiner Vorträge bereits bekannt. Die Firma baut humanoide Roboter für unter 10.000 US-Dollar und Roboter-Hunde, die noch geländegängiger sind als die der Firma Boston Dynamics. Nun möchten die Robotik-Spezialisten für umgerechnet 7 Milliarden US-Dollar an der Börse in Hong Kong debütieren.
🔗 Reuters
🪰 Weitere News gibt es in der letzten Folge des Doppelgänger Podcast…
🔗 Doppelgänger Podcast
📶 Chart der Woche: Echte Steuerparadiese

Die Schweiz und Luxemburg gelten als Steueroasen. Weniger bekannt ist der Umstand, dass die baltischen Staaten (Estland, Lettland und Litauen) ebenfalls faire und transparente Steuerregimes anbieten. Vergleichsweise hohe Mehrwertsteuern um die 21% aber niedrige Einkommenssteuern machen die Länder attraktiv. Bewertet wurde auch die Komplexität des Steuersystems. Weniger Ausnahmen, Sonderregelungen und Subventionen schaffen Fairness und Transparenz und halten die Bürokratie schlank.
📺 Sehenswert: Spahns dunkle Maskenschaften (ca. 12 min)
Spendendinner halten verschiedene politische Parteien ab. Was der umtriebige CDU-Gesundheitsminister (“Wir werden einander viel verzeihen müssen”) während der Corona-Krise trieb, scheint nach SPIEGEL-Recherchen aber eine neue Qualität zu haben. Man fragt sich langsam, was man dem Peter Thiel-Vertrauten Spahn eigentlich noch alles verzeihen soll und warum dieser überhaupt als rehabilitierbar gilt.
🔗 YouTube
🎧 Hörenswert: Knowledge Project Podcast mit Benedict Evans (ca. 70 min)

Ben Evans ist einer der Vordenker der Techbranche. Selten predigt er Platitüden. Seine Vorträge ordnen die Gegenwart im Kontext von Evans’ Jahrzehntelanger Erfahrung mit Technologietrends ein. Er ist ein wandelnder Gartner Hype Cycle, nur ohne den Hype. Am aktuellen Podcast haben mich weniger seine Thesen beeindruckt. Teilweise zweifle ich sogar an seinen Grundannahmen oder bin mir nicht sicher wie tief er das Thema KI durchdrungen hat. Ihm zuzuhören hat mir selbst aber geholfen anders über KI nachzudenken und mich auf spannende eigene Hypothesen gebracht. Das gleiche wünsche ich meinen Leser:innen.
PS: Zu seiner Verteidigung - Ben hat sich den Episoden-Titel nicht ausgesucht. Gleiches gilt für mein Interview in der Reihe “Sprechen wir über Geld” in der Süddeutschen.
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🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche
Montag 15. September: —
Dienstag 16. September: —
Mittwoch 17. September: Bullish (AMC)
Donnerstag 18. September: FedEx (AMC)
Freitag 19. September: —
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Die erfolgreichsten Helfer:innen, erwähnen wir im nächsten Newsletter.