KW37 - The GOOGfather

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 8. September 2025


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❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 1.283 Wörter und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Montag, der 8. September 2025 und die KW37 startet.

🌹 Don “Tiny Hands” Trump in The GOOGfather

Gemischtes Glück für Google. Als eher erfolgreich aus Google-Sicht kann man wohl das Urteil im Verfahren des US-Justizministerium mit Bezug auf die Monopolisierung der Online-Suche bezeichnen. Google kann auch weiterhin Hardware- und Softwarehersteller dafür bezahlen, seine Produkte präferiert zu vertreiben, solange es sich nicht um Exklusivität handelt. Noch wichtiger aber, dass Google weder seinen Browser Chrome noch das mobile Betriebssystem Android abspalten muss.

Wer wissen möchte, wie das Verfahren für Google ausging, muss sich nur den Aktienkurs anschauen. Die Aktie des Mutterkonzerns Alphabet legte mit Verkündung des Urteils zweistellig zu. Auch Apple triumphierte, weil man sich weiterhin zig Milliarden überweisen lassen darf, um Google zur Standardsuche zu machen.

Einzig seine Such- und Nutzerdaten muss Google in Zukunft gelegentlich mit Konkurrenten teilen um der Konkurrenz etwas unter die Arme zu greifen. Zu groß scheint der Datenvorsprung des Suchriesens. Kleinlaut bekundet man Sorge um den Datenschutz der eigenen Nutzer. Tatsächlich knallen aber vermutlich die Sektkorken im kalifornischen Mountain View. Nochmal mit einer gekrümmten Wimper davongekommen.

Ende der Woche dann noch ein Paukenschlag aus der EU. Eine “Rekordstrafe” von knapp 3 Milliarden Euro verhängte die EU-Kommission gegen Google, nachdem die Wettbewerbshüter Google nun auch im Markt für Onlinewerbung Marktmachtmissbrauch und Selbstbevorteilung attestieren.

Knapp 3 Prozent des operativen Überschusses dieses Jahres soll Google für die jahrelange Übervorteilung der Konkurrenten und Mitspieler blechen. Gemessen am Umsatz von 350 Milliarden US-Dollar kaum mehr als ein Parkticket. Eine abschreckende Wirkung wird auch diese Strafe nicht auf BigTech-Unternehmen entfalten.

Und dennoch ruft sie den “Rücken” der US-Broligarchen auf den Plan. US-Präsident-Trump, der zuweilen agiert wie ein Schutzgeld-Tyrann, spannt sogleich seine schützenden - wenn auch kleinen - Hände über seine Tech-Günstlinge und stellt Vergeltung gegen die EU in Aussicht. Das einigermaßen beigelegte Zollchaos könnte wieder ausbrechen, weil Trump sich als Schutzpatron der MAGAficient Seven sieht.

Als First Lady Melania Trump zur Eröffnung des renovierten zubetonierten Rose Garden im Weißen Haus die Tech-Elite an den Dinnertisch einlud, lobten Gründer und CEOs der wichtigsten Technologiekonzerne pflichtbewusst und untertänig die Verdienste ihres Göttergatten. Reihum übertrumpfen sich die eigentlich konkurrierenden Wirtschaftsbosse mit Lob und Investitionszusagen. Apple will 600 Milliarden investieren. Mark Zuckerberg - äh - auch! Dass Meta gar nicht den Cash Flow dafür hat, geschenkt.

Unglücklicherweise erwischt ein offenes Mikrofon ihn später dabei, wie er dem Don, also Donald Trump, steckt, dass er sich die Zahl gerade ausgedacht habe und nicht sicher war, ob sie den Gefallen des Tischherrn findet. Dumm gelaufen. Aber glauben tut ja eh niemand, was die Tech-Magnaten und ihr MAGAlomaniac für die Presse performen.

Für die EU, ihre Unternehmen und Konsumenten war die Strafe ein wichtiger Zeh, den man ins unbekannte Wasser streckte. Macht Trump ernst, können wir eine effektive Regulierung von BigTech und das Durchsetzen unser Kartellrichtlinien für Trumps (und JD Vances) Amtszeit auch gleich aussetzen. Bleibt es vorerst bei Drohgebärden und Kriegsrhetorik, könnten bald weitere Strafen folgen.
🔗 Handelsblatt

I love the smell of deportations in the morning...

Donald J. Trump - in einer seiner geschmacklosesten Veröffentlichungen bisher, obwohl die Messlatte wirklich hoch liegt. Der offizielle White House Account auf X verbreitete das Meme und kommentierte mit 3 Helikoptern. Trump lässt nämlich sein neues “Kriegsministerium” derzeit Truppen nach Chicago entsenden. Trumps Strategie: Wer sich über die “Chipocalypse” echauffiert, redet immerhin nicht über die “Childpocalypse”, also die Epstein-Akten.

Das sind die weiteren News der Woche: 

🛠 OpenAI baut seine eigenen Chips: Mehr als 70 Milliarden US-Dollar an Venture Capital hat OpenAI bisher aufgenommen. Der Löwenanteil daran wurde für NVIDIA Chips oder die Miete der GPUs bei Hyperscaler-Anbietern ausgegeben. Nun folgt Sam Altman der Strategie der großen Tech-Konzerne und baut seine eigenen Chips. Zusammen mit Broadcom wird der KI-Pionier eigene Spezial-Chips produzieren. Bereits im nächsten Jahr soll die Produktion bei TSMC in Taiwan anlaufen. Wer glaubt NVIDIA gibt dadurch weniger Geld aus, irrt aber. The Information berichtet, dass OpenAI bis 2029 mit 115 Milliarden US-Dollar an Cash-Burn rechnet. 80 Milliarden mehr als bisher geplant. Den Titel für das größte VC-Geld-Krematorium hielt bisher Uber. Das Mobilitäts-Startup investierte mehr als 25 Milliarden US-Dollar, um Taxi-Fahrer und Kunden zu rekrutieren. Uber ist heute profitabel, wird aber noch ein paar Jahre brauchen, um die Anlaufverluste zu kompensieren.
🔗 Reuters | Bloomberg | The Information | The Financial Times

📖 Anthropic muss 1.5 Milliarden für Bücherklau zahlen. Mehr als 500.000 Buchtitel aus dem LibGen Books3 genannten Corpus soll Anthropic zum Training seiner Modelle genutzt haben. “The Library Genesis Project” (LibGen) ist eine Piraterie-Seite, die Links zu urheberrechtgeschützten Werken zur Verfügung stellt. Ein US-Gericht sprach den Autoren der Werke nun 3.000 Dollar Schadenersatz zu. Für Anthropic, die gerade das 10-fache der Strafe an Geld eingesammelt haben, könnte es dennoch ein Erfolg sein. Denn das Gericht stellte auch klar: Hätte Anthropic die Bücher zuvor auf dem Flohmarkt gekauft, wäre das Trainieren von Modellen mit Hilfe der Bücher im Sinne von “Fair Use” legal. Geschäftsidee: Kauf Dir Hunderttausende von Büchern oder eine ganze Bibliothek und verkaufe die Werke für eine logische Sekunde an die KI-Firmen, sodass diese im Moment des Trainings rein legal das Buch besessen haben. Zum Vergleich: Die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig beherbergt mehr als 37 Millionen Werke.
🔗 Associated Press | The New York Times

💻 Deutschland steigert Rechenkapazität um Faktor 20: Kanzler Merz weihte letzte Woche den ersten Exascale-Supercomputer auf deutschem Boden ein. Am Forschungszentrum Jülich wird in Zukunft “JUPITER” mit einer Trillion Rechenoperationen pro Sekunde die Forschung unterstützen. Der Standort Jülich steht in der Mitte Europas, nah an der RWTH Aachen und unterstützt die Transformation des rheinischen Kohlereviers. Jülich ist aber auch bereits seit den 80er Jahren Standort der leistungsfähigsten deutschen Computer-Cluster. Der Superrechner hat eine halbe Milliarde Euro gekostet und wird in der Spitze 27 MW Ökostrom verbrauchen. Zum Vergleich: Meta-CEO Mark Zuckerberg kündigte dieses Jahr sein Hyperion-Supercluster an. Mit 5 Gigawatt wird dessen Leistungsaufnahme etwa 200 mal höher sein, als die von JUPITER. Metas Hyperion soll unter Volllast mehr Strom verbrauchen als Dänemark!
🔗 Spiegel | JSC

🪰 Weitere News gibt es in der letzten Folge des Doppelgänger Podcast…
🔗 Doppelgänger Podcast

📶 Chart der Woche: Wo stehen eigentlich Datenzentren?

Deutschland ist die Nummer 2 bei Datenzentren. Und liegt damit (derzeit noch) vor China, dem Vereinigten Königreich und Frankreich. Ernüchternd ist aber nicht nur, dass die USA zehnmal mehr Superrechner haben. Wirkliche KI-Supercluster befinden sich unter den 500 deutschen Rechenzentren kaum.

📺 Sehenswert: Dankbare Broligarchen (ca. 1 min)

Ein kleiner Einblick in die Untertänigkeit der (Zitat Trump) “High-IQ People”, die gern bereit waren, für eine PR-Show an der Trump-Tafel Platz zu nehmen. Laut der Washingtoner Gazette “The Hill” war Tesla-Chef Elon Musk nicht geladen. Der dementiert dies auf Twitter und verweist auf einen Vertreter. Unglaubwürdig, auch wenn das White House die Behauptung um des lieben Friedens willen und der eigenen Einladungsliste widersprechend stützt.
🔗 Washington Post

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 8. September:
Dienstag 9. September: Oracle (AMC), GameStop (AMC)
Mittwoch 10. September:
Donnerstag 11. September: Adobe (AMC)
Freitag 12. September:

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Die erfolgreichsten Helfer:innen, erwähnen wir im nächsten Newsletter.