KW33 - GPT-5: Evolution statt Revolution

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 11. August 2025


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😒 GPT-5: Evolution statt Revolution

Was ist passiert? Nach einem halben Jahr Warten, das sich aufgrund der rasanten Entwicklung von KI wie eine Dekade angefühlt hat, stellte OpenAI letzte Woche endlich sein GPT-5 Grundlagenmodellsystem vor. Warum ich von einem System und nicht einem LLM spreche, dazu später.

Der Leistung ist zunächst überzeugend. Im Vergleich zu anderen State-of-the-Art (SOTA) Modellen, verschiebt GPT-5 die Pareto-Linie, die gemessene Intelligenz mit den Kosten vergleicht deutlich nach rechts oben. Mehr Leistung und günstige Preise pro Token.

Insbesondere bei einigen Kernanwendungen, zum Beispiel der Erstellung von Programmcode, eigentlich die Domäne der Konkurrenten Anthropic, bezwiehungsweise seines Claude-Models, ist OpenAI deutlich besser geworden. Auch medizinische Fragen, Googles Spezialität, legt man zu. Entweder wurde das Modell mit konkreten Use Cases im Kopf verbessert oder man hat deutlich mehr und/oder bessere Trainingsdaten in den entsprechenden Bereichen gefunden.

Der eigentliche Clou steckt aber hinter den Kulissen. Denn GPT-5 ist ein System aus verschiedenen Untermodellen. Die Software hat ein Disponenten-Modul, eine Art Router, der je nach Charakter und Schwierigkeit des Prompts die Beantwortung der Aufgabe an das passende Submodell weiterleitet. Ein Feature, dass man sich vermutlich beim Konkurrenten Alibaba in China abgeschaut hat. Dessen Modell Qwen3 konnte damit bereits eine deutliche Effizienzsteigerung erzielen.

Der Router-Prozess spart nun auch bei GPT-5 Kosten und ermöglicht es, nur bei schwereren Aufgaben die Platinen glühen zu lassen, während Mini- und Nano-Modelle einfache Anfragen kostengünstig beantworten können. Auch deswegen ist GPT-5 deutlich günstiger als bisherige SOTA-Modelle.

Ein weiterer Vorteil ist, dass OpenAI über den Router mehr und mehr lenken kann, welche Modelle User nutzen sollten. Oft sind Endnutzer gar nicht in der Lage zu entscheiden, ob es eines Reasoning-Modells bedarf oder nicht. Für die meisten Nutzer war der manuelle Model-Switcher schwer zu bedienen. Sucht OpenAI das richtige Modell aus, spart man nicht nur Kosten, sondern kann auch neue Fähigkeiten und Experten-Modelle in das Augenmerk der Anwender befördern.

Den Nachteil der automatischen Modellwahl zeigt die untere Grafik. Je nachdem welches Submodell der Router für einen ausnutzt, antwortet entweder das smarteste oder eins der dümmsten Modelle auf die eigene Anfrage. Einige Fachanwender wünschen sich sogar das Reasoning-Modell o4 zurück, weil sie es dem neuen GPT-5 bevorzugen. OpenAI-Gründer Sam Altman musste hier schon einlenken und das eigentlich veraltete Modell wieder reaktivieren.

Glaubt man den ersten Zahlen und Testberichten ist GPT-5 eine klare Verbesserung und Weiterentwicklung gegenüber älteren OpenAI- und anderen SOTA-Modellen. Günstigere Tokenpreise werden vor allem die Nutzung von KI weiter beflügeln.

Aber bald wird man die Skeptiker wieder lauter hören. Um von GPT-4 auf GPT-5 zu kommen, hat man laut OpenAI-Infrastruktur-Chef die Rechenzeit um den Faktor 15 steigern müssen. Grok (xAI, Elon Musk), R1 (DeepSeek) und Qwen (Alibaba) haben gezeigt, dass es einfach ist die Spitzenreiter in kürzester Zeit einzuholen und deren Leistung günstiger anzubieten. Einen Vorsprung zu erarbeiten, der in der Regel nur wenige Wochen andauert, benötigt aber hohe zweistellige Milliardeninvestitionen pro Jahr.

Selbst wenn man 100 Milliarden investiert, wie Amazon, Microsoft und Meta es bald tun werden, ist das gerade einmal der “Buy-In” für den Pokertisch. KI ist schon jetzt eine Domäne der Tech-Wale, die 50-100 Milliarden an operativem Cash-Flow im Jahr erwirtschaften. Wie lange OpenAI, xAI und Anthropic noch mithalten können bleibt fraglich. Zwar können sie im Moment regelmäßig in neuen Megarunden ihre Bewertungen verdoppeln und Milliarden einsammeln, die Mag7 haben aber fast endlos tiefe Taschen und können zusätzlich hohe Kreditlinien in Anspruch nehmen um KI-Infrastruktur zu errichten.

Am Höhepunkt der Dotcom-Bubble (2000) betrugen die CapEx Investitionen der Tech-Unternehmen 120 Milliarden US-Dollar. Allein der Datacenter-Buildout der Mag7 wird dieses Jahr 350 Milliarden US-Dollar übertreffen. Dabei handelt es sich größtenteils um Schaltkreise, die in 4-5 Jahren wieder abgeschrieben werden müssen, weil es nicht mehr wirtschaftlich ist, die alten GPUs zu betreiben.
🔗 Ausführliche Analyse wie immer auch im aktuellen Doppelgänger Podcast

“a team of PhD-level experts in your pocket..

Sam Altman - OpenAI-Gründer über die Fähigkeiten von GPT-5

Das sind die weiteren News der Woche: 

🫴 AMD und NVIDIA zahlen Trump-Fee: Um ihre abgespeckten KI-Chips H20 und MI308 wieder nach China verkaufen zu dürfen, haben die beiden Chipkonzerne zugestimmt, 15% ihrer Umsätze mit China an die US-Regierung weiterzuleiten. Ein weiteres Mal verwandelt Trump als Wegelagerer im Weißen Haus seine Macht in Tributzusagen von Unternehmen. Problematisch ist aber auch, dass Export-Zölle von der US-Verfassung (Art. I, Sec. 9, Cl. 5) untersagt sind. Als nächstes soll Intel-CEO Lip-Bu Tan zu Kreuze kriechen.
🔗 The Financial Times | The Wall Street Journal

🤑 xAI möchte 200 Milliarden US-Dollar Bewertung. Nachdem OpenAI zuletzt Secondaries von Mitarbeitern für 500 Millionen US-Dollar anbot und Anthropic versucht eine 170 Milliarden US-Dollar Runde zusammenzubringen, versucht Elon Musk laut Reuters eine bis zu 200 Milliarden schwere Investmentrunde für seine KI-Firma xAI auf die Beine zu stellen. Umsatzmäßig liegt xAI weit hinter Anthropic und OpenAI. Die Leistungsfähigkeit der Modelle steht den Führenden aber in nichts nach. Teile des Geldes sollen erneut aus der Golfregion kommen. Über den Staatsfonds PIF und die Kingdom Holdings investieren die Saudis regelmäßig in Musks Unternehmungen.
🔗 Reuters

🚕 Googles Waymo Taxis überholen Lyft: Der autonome Taxidienst Waymo wächst so schnell in Kalifornien, dass er Ubers Konkurrenten Lyft bereits eingeholt hat und sich den 2. Platz im Markt erkämpfen konnte. Das eigentlich spannende ist aber, dass Kunden bereit sind mehr für ein Robotaxi zu zahlen als für den menschlichen “Service”. Ein Teil der Erklärung ist sicher das knappe Angebot und die Neugier der Kunden verbunden mit der Instagram- und LinkedIn-Fähigen Dokumentation der eigenen Innovationsbereitschaft. Der Verzicht auf den Duft von scharfem Rasierwasser, alter Kleidung oder kaltem Zigarettenrauch, sowie die Ruhe vor schlechten Playlists oder Daueranrufen mit Friends und Family könnten auch eine Rolle spielen.
🔗 Benjamin Todd

🪰 Weitere News gibt es in der letzten Folge des Doppelgänger Podcast…
🔗 Doppelgänger Podcast

📈 Chart der Woche: Aus der Rubrik “Chart Crime” by OpenAI

Selten hat jemand so entschlossen gekämpft um den Chart der Woche zu liefern. An dieser Grafik aus der GPT-5 Launch-Präsentation von OpenAI stimmt wirklich einfach gar nichts. Hätte man eine KI gepromptet das Best-of-Powerpoint-Yoga in einen einzigen Chart zu stecken, würde ich dieses Ergebnis erwarten.

Angefangen damit, dass die zwei Säulen rechts optisch gleich hoch sind, der Wert der mittleren Säule aber mehr als doppelt so groß ist, wie der der Rechten. Mehr als doppelt so groß erscheint indes der linke Balken, dessen Wert tatsächlich aber nur etwa 8 Prozent über dem deutlich kleineren Kasten liegt. Auch die Relationen von 52.8 zu 74.9 stimmen nicht und letztlich dürfte der 52.8 Prozent große rosa Block eigentlich seinen Nachbarn nicht überragen.

Man fragt sich, wie solch eine Folie es durch die Augenpaare gleich mehrerer Personen in die finale Präsentation schaffen konnte. In den meisten Beratungen und Investment Banks, wäre jeder einzelne Fehler eine ernsthafte Bedrohung für die weitere Karriere.
🔗 X

📺 Sehenswert: Unitree A2 “Stellar Explorer” (ca. 2 min)

Der weltweit schnellste Vierbeiner. Und wieder mal kommt er von der chinesischen Roboterschmiede Unitree. Nicht nur bei humanoiden Robotern bietet Unitree mit einem weniger als 10.000 US-Dollar teuren Roboter Spitzentechnologie günstig an. Auch die “K9-Sparte” der Chinesen überzeugt mit immer neuen Fähigkeiten.
🔗 YouTube

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 11. August: monday.com (BMO), Plug Power (AMC)
Dienstag 12. August: Circle (BMO), sea Ltd. (BMO), on Running (BMO), CoreWeave
Mittwoch 13. August: Cisco (AMC), d.local (AMC)
Donnerstag 14. August: JD.com (BMO), nu Holding (AMC), Birkenstock (BMO)
Freitag 15. August:

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