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KW32 - Figma-FOMO: Die Hitzköpfe sind zurück
Doppelgänger Update (BETA)
Von Philipp Klöckner · 21. Juli 2025
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❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 1,184 Wörter und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Montag, der 4. August 2025 und die KW32 startet.
📈 Figma IPO: Kursfeuerwerk oder Marktversagen?

Was ist passiert? Diese Woche legte das Design-Kollaborationstool Figma einen fulminanten Auftakt an der New Yorker Börse hin. Ganze 250 Prozent legte die Aktie mit dem Ticker-Symbol $FIG am ersten Handelstag zu und schloss bei einem Kurs von USD 115.50.
IPO-Investoren haben die Aktie von Investmentbanken für 33 US-Dollar angeboten bekommen. Dabei handelte es sich schon um eine nachträgliche Erhöhung des ursprünglichen Preises aufgrund großer Nachfrage. Der Preis entsprach damit fast genau den 20 Milliarden US-Dollar, die Adobe einst für Figma bezahlen wollte, bevor UK-Wettbewerbsbehörden den Deal unterbunden. Vielleicht mit Recht übrigens, denn nun ist Figma ja fast viermal so viel Wert, als hätte es das Übernahmeangebot angenommen. Adobe hätte sich vor allem lästige Konkurrenz weggekauft.
Ein kleiner Kurs-Sprung am IPO-Tag gehört zum Handwerk der Investmentbanken. Wochenlang fliegen die Banker mit ihrem IPO-Kandidaten durch die Welt, um die Zahlungsbereitschaft der Kunden einzusammeln. Man versucht einen Kurs auszuloten, zu dem es noch eine adäquate Übernachfrage gibt, sodass die unbefriedigten Käufer, die nicht mehr zum Zug gekommen sind, am ersten Handelstag zuschlagen müssen und den Kurz um 20 oder 30% hochtreiben.
Wenn die Aktie aber 3,5mal so teuer schließt, wie sie im IPO-Prozess angeboten worden ist, muss man sich fragen, wie effizient dieser Prozess noch ist. Schließlich hätte man die rund 40 Mio Aktien dann statt für 1,2 Milliarden US-Dollar auch für 4 Milliarden US-Dollar verkaufen können? Profitieren tun nur die Investmentbank-Kunden, denen die Banker eine Portion der Aktien zugeschoben haben, sowie die Bank selbst, die einen “Greenshoe” von 5% selbst ausüben kann.
Altinvestoren schert das kaum. Wer noch Aktien an Figma hält, dem kann fast egal sein ob man die 6% der Firma nun zu günstig verkauft hat, solange die restlichen 94% nun fürstlich bewertet werden. Die Freude über die Bewertung von nun 70 Milliarden US-Dollar, dem 80-fachen des Umsatzes, wird bei den bestehenden Investoren überwiegen. Viele Wagniskapitalgeber haben ihr Geld ein Dutzend- oder gar hundertfach zurückbekommen.
Ein effizienterer Weg existiert. Statt auf den beziehungsbasierten Bookbuildingprozess der Banken zu vertrauen, können Unternehmen ihre Aktie auch direkt an der vergleichsweise höchst effizienten Börse, einem fast perfekten Marktplatz für Angebot und Nachfrage, bewerten lassen. Ein sogenanntes Direct Listing bietet diese Option, die unter anderem Unternehmen wie Palantir, Coinbase oder Roblox gegangen sind. Teilweise kam es auch hier zu Kurskapriolen, jedoch wurde nicht eine einzige Aktie zu billig herausgegeben, weil man im Vorhinein keine Kursabsprachen trifft, sondern einfach Inhaber von Aktien ermöglicht, ihre Anteile an der Börse zu verkaufen. Gerade weil Figma profitabel ist, ein Cash-Polster hat und gar nicht auf den Verkauf der Anteile angewiesen war, wäre das Direct Listing opportun gewesen. Interessanterweise kommt es bei Private Equity Unternehmen, die an die Börse gehen, seltener zu einem Mispricing als bei VC-getriebenen Neulingen. Hier scheint man auf jeden Cent zu achten.
Ein ganz perfekter Markt ist die Börse aber auch nicht. Im Fall von Figma hat es einfach auch an Liquidität gemangelt. Zu wenig Inhaber durften oder wollen Anteile anbieten und zu viele Spekulanten wollten Figma-Aktien kaufen. Nur so kann der Kurs binnen Stunden um Hunderte Prozente steigen. Kurzzeitig wurde der Handel sogar ausgesetzt, weil die sogenannten Circuit-Breaker, Kurzschlussschalter, die eine Überhitzung verhindern sollen, einschritten.
Effizienz hin oder her. Aus Sicht der Startup- und VC-Szene ist der IPO ein Erfolg. So stößt er doch das Fenster für weitere Börsengänge weit auf. Im Windschatten von Figma könnten Klarna oder Stubhub schon bald eilig ihr IPO lancieren. Börsentauglich haben sich bereits viele Unternehmen gemacht, um im richtigen Moment loszulegen.
Die Märkte kochen. Im KI-Markt gibt es FOMO-Megarunden mit den Protagonisten der 2021 “ZIRP-Bubble” und an der Börse haben Neulinge wie Figma, der KI-Sclare CoreWeave oder das Crypto-Unternehmen Circle bewiesen, dass einem Aktien beim IPO gerade so aus den Händen gerissen werden. Sogar SPACs, Börsenmäntel ohne konkrete Idee einer Firma, treibt es wieder massenhaft an die Börsen.
Und erneut stellt sich die Frage: Ist das nun die Zeit auszusteigen? Das weiß natürlich niemand. Ich erinnere mich aber an diese einfache Wahrheit: Es gibt mindestens drei Wege, an einer Bubble Geld zu verdienen: 1. Man kann sie reiten, solange Kurse weiter steigen. 2. Man kann beim (oder vor dem) Zusammenbruch auf fallende Kurse setzen und 3. Man kann am Boden des Einbruchs endlich wieder günstige Aktien kaufen.
🔗 Wall Street Journal | Jay Ritter | Ausführliche Analyse wie immer auch im aktuellen Doppelgänger Podcast
“When I see a bubble forming, I rush in to buy, adding fuel to the fire. That is not irrational.”
Das sind die weiteren News der Woche:
💰 OpenAI raised weiter Geld: Als Teil der bekannten 40 Milliarden US-Dollar, die OpenAI dieses Jahr aufnehmen möchte, kam nun eine Runde von ca. 8 Milliarden US-Dollar zusammen. Unter den Investoren befinden sich alte Crossover- und Growth-Capital-Namen, die man seit 2021 kaum noch gehört hatte: Tiger Global, Coatue, Altimeter, D1 und angeführt wird die Runde von Dragoneer. Auch die Private Equity Firmen Blackstone und TPG investieren. Von ihnen erhofft sich OpenAI mehr Kunden aus dem Portfolio der Fonds. Außerdem gab OpenAI bekannt, bereits 12 Milliarden US-Dollar annualisierten Umsatz zu machen. Damit wäre man nicht nur dem Ziel von knapp 13 Milliarden Umsatz in 2025 nahe, sondern die Bewertung von 300 Milliarden schiene auch gar nicht mehr so absurd.
🔗 New York Times
🦹🏻 El Crypto-Presidente auf Lebenszeit? Präsident Nayib Bukele lässt die Amtszeitbegrenzung im südamerikanischen Land El Salvador aufheben. Zuvor machte er Schlagzeilen, weil er Bitcoin zu einer offiziellen Währung machte und unter fragwürdigen Methoden festgenommene Migranten aus den USA für Geld in seinem Terrorknast einkerkerte. Das Land hat ein Bruttosozialprodukt von 35 Milliarden US-Dollar; vergleichbar mit der Wirtschaftsleistung von Städten wie Saarbrücken oder Heidelberg.
🔗 BBC
🧑⚖️ Tesla muss 234 Millionen US-Dollar Schadenersatz zahlen: Ein Schwurgericht in Florida hat den Hinterbliebenen eines Autounfalls fast eine viertel Milliarde US-Dollar an Schadenersatz sowie Strafzahlungen zugesprochen. Weil Tesla angeblich weiterhin den Eindruck erweckt beim “Full Self Driving” würde es sich um mehr als nur ein Assistenzsystem handeln, sprach die Jury dem Autohersteller eine Teilschuld zu. Der Schuldspruch sollte die ohnehin angespannte Profitsituation bei Tesla zusätzlich belasten.
🔗 Washington Post
☭ Donald Potemkin: US-Präsident Trump erwägt die Chefin des Statistikbüros Erika McEntarfer zu feuern, weil dessen Arbeitslosenzahlen dem Möchtegerndiktator nicht gefallen. Mehr als 650 Punkte verlor der Dow Jones aufgrund der mageren Jobaussichten im Juli. Trumps Reaktion? Den Überbringer der Nachrichten lynchen. So baut sich Trump nach und nach einen Deep-State aus Lakaien.
🔗 The Financial Times
🪰 Weitere News gibt es in der letzten Folge des Doppelgänger Podcast…
🔗 Doppelgänger Podcast
📈 Chart der Woche: Wer dominiert den globalen Handel?

Die USA und die EU dominierten den Welthandel im Jahr 2000. Doch das ist lange her. Binnen nur einer Generation hat China die Spitzenrolle als Exporteur in einen Großteil der Welt übernommen. Insbesondere in Südostasien und Afrika wurde China zum Nummer 1 Handelspartner. Die Exporte Chinas haben sich in dieser Zeit um den Faktor 15 vervielfacht, während die USA ihre Exporte nur etwas mehr als verdoppeln konnten, was auch ihr großes Außenhandelsdefizit erklärt.
🔗 Econovis
📺 Sehenswert: Maurice Höfgen - Ulf Poschardt DEBUNKED (ca. 38 min)

Im Sinne eines guten Diskurses, hier mal die Gegenmeinung zu dem letzte Woche verlinkten Ulf Poschardt Exkurs bei Hotel Matze. Ich stimme tendenziell - nicht generell - mehr mit Maurice Höfgen überein als mit Ulf Poschardt. Aufmerksamkeit suchen beide.
Eine gute Informationsbasis ist aber immer, sich viele Meinungen anzuhören und sich daraus eine eigene zu bilden. Auf dem Boden der Tatsachen scheint mir ebenfalls eher Maurice Höfgen verhaftet, während Poschardt oft das tut, was er anderen vorwirft: Ideologisch argumentieren. Klar ist aber auch, dass selbst Wissenschaftler wie Höfgen oder die zuvor bei Matze interviewte Martyna Linartas ihre Fakten und Zahlen so kuratieren, dass sie ihrem Narrativ entsprechen. Beide würde ich eher als Aktivisten mit wissenschaftlichem Hintergrund einordnen.
🔗 YouTube
🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche
Montag 4. August: Berkshire Hathaway (BMO), wayfair (BMO), BionTech (BMO), Palantir (AMC), hims | hers (AMC), MercadoLibre (AMC)
Dienstag 5. August: Pfizer (BMO), Lemonade (BMO), AMD (AMC), , Supermicro (AMC), Arista Networks (AMC), Opendoor (AMC), Snap Inc (AMC), Lucid Motors (AMC), Upstart (AMC), Rivian (AMC), Clover Health (AMC)
Mittwoch 6. August: Uber (BMO), Shopify (BMO), Oscar Health (BMO), Novo Nordisk (BMO), AppLovin (AMC), Duolingo (AMC), Fortinet (AMC)
Donnerstag 7. August: Eli Lilly (BMO), TheTradeDesk (AMC), Block (AMC), Pinterest (AMC), Atlassian (AMC), Twilio (AMC)
Freitag 8. August: —
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Die erfolgreichsten Helfer:innen, erwähnen wir im nächsten Newsletter.