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KW32 - Frisst die AI Revolution ihre Kinder?
Doppelgänger Update (BETA)
Von Philipp Klöckner · 5. August 2024
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❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 1.170 Worte und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Montag, der 5. August 2024 und die KW32 startet.
🟦 Frisst die AI Revolution ihre Kinder?
Was ist passiert? Letzten Freitag wurde bekannt, dass die Gründer des mit 150 Millionen US-Dollar finanzierten Startups Character.AI an ihre alte Arbeitsstätte bei Googles AI-Forschungsinstitut Deepmind zurückkehren werden. Gründer Niam Shazeer und sein Mitgründer Daniel De Freitas waren bis Oktober 2021 bei Google angestellt, bevor sie ihr Startup für intelligente Chatbots bauten, welches immerhin vom renommierten Wagniskapitalgeber Andreessen Horowitz (A16Z) finanziert wurde. Keine 3 Jahre später kehren sie nun an ihre alte Wirkungsstätte zurück.
Einerseits sehen KI-Skeptiker den Acqui-Hire sicherlich als Bestätigung für die Aussichtslosigkeit vieler KI-Startups. Wenn selbst bestfinanzierte Vorzeigeunternehmen von Industrieveteranen gesichtswahrend aus dem Markt gekauft werden, wird es der Mehrzahl der KI-Gründungen wohl kaum besser gehen. Tatsächlich scheint sowohl die Entwicklung neuer Foundation Models als auch die Anwendung zum Bau digitaler Agenten in Anbetracht der Konkurrenz durch große Techkonzerne kein leichtes Pflaster zu sein.
Andererseits offenbart der Weg der Akquisition eine neue Taktik bei der Assimilation kleinerer Unternehmen durch BigTech-Konzerne. Wie man bereits beim Wechsel von Ex-Googler Mustafa Suleyman von Inflection AI zu Microsoft sehen konnte, werben die AI-Giganten einfach das Gründerteam an und entschädigen die Shareholder über Lizenzeinnahmen in Richtung des Startups. So scheint man die Interessen aller Stakeholder auszugleichen, den anstrengenden Prozess einer kartellrechtlichen Prüfung aber umgehen zu können.
Nächster Kandidat könnte die Bildgebungssoftware Stability AI sein. Deren Gründer Emad Mostaque verabschiedete sich bereits im März. Ob das von Eric Schmidt, Coatue, Lightspeed Venture Partners und Intel finanzierte Startup noch lange auf eigenen Beinen stehen kann, muss sich nun zeigen.
Die Gretchenfrage könnte sein, ob es sich lohnt, dass dutzende Firmen um die Beherrschung einer General Purpose Technologie wie Generative AI konkurrieren. In der Vergangenheit wäre man schlau beraten gewesen, nicht in das Wettrennen einzutreten, um schneller Elektrizität, Verbrennungsmotor oder Atomkraft zu erfinden, sondern stattdessen Kühlschränke, Autos und Kernkraftwerke zu bauen.
Derzeit versucht KI noch oft menschliche Arbeit effizienter zu machen oder zu ersetzen. Vielleicht sollten wir uns aber fragen, was man mit Machine Learning entwickeln kann, was weit über die Fähigkeiten von Menschen hinausgeht. In Wissenschaft, Medizin und Bildung gibt es schon zahlreiche Beispiele dafür.
🔗 Techcrunch
“Some people call this artificial intelligence, but the reality is this technology will enhance us. So instead of artificial intelligence, I think we’ll augment our intelligence.”
Das sind die weiteren News der Woche:
🕵️ Argentinien: Milei setzt auf Predictive Policing. Freiheit scheint Argentiniens neuer Präsident Javier Milei allein für die Wirtschaft zu schätzen. Während er den Staat scheinbar konsequent zusammenschrumpft, will der Turbo-Libertäre einen Überwachungsstaat wie im Hollywoodstreifen Minority Report errichten. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, Überwachungskameras, Gesichtserkennung und Social Media Monitoring, will Milei sich dem Predictive Policing mit großen Schritten nähern und Verbrechen verorten, bevor sie passieren. Bürgerrechtler insistieren, dass die gleiche Technologie zum Profiling von Regierungsgegnern, Dissidenten oder Pressevertretern eingesetzt werden könnte. Gerade wegen den Geschehnissen während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 sollten die Argentinier und die Weltgemeinschaft aufhorchen.
🔗 The Guardian | Wikipedia
📨 Intel entlässt 15.000: NVIDIA und TSMC bleiben die Ausnahme im Chipsektor. Klassische integrierte Hersteller und fabless Architecten wie Arm, AMD, Intel, Qualcomm und Co können vom Halbleiter-Boom nicht profitieren. Die Intel-Aktie rauschte zuletzt 28% ab, nachdem man ankündigte, bis zu 15% der ca. 125.000 Mitarbeiter entlassen zu wollen. Sorgen sollte man sich auch um jüngste Investitionen wie in Magdeburg.
🔗 The Verge | Handelsblatt
📦 Amazon Zahlen enttäuschen: Nur noch 5% mehr Umsatz macht das Handelsgeschäft von Amazon. Dieses vernachlässigt man aber aus strategischen Kalkül. Enttäuschender ist wohl, dass auch das Marktplatzgeschäft mit Waren externer Händler nur noch 12% wächst und die Wachstumsrate im Werbegeschäft unter 20% fällt. Ein Lichtblick ist das wachsende Cloudgeschäft (AWS). Weil die hochmargigen Geschäftsbereiche Cloud und Werbung schneller Wachsen als das defizitäre eCommerce-Geschäft, steigen auch die Margen. Die Börse macht sich dennoch sorgen um das Wachstum beim Handelsriesen.
🔗 CNBC | Bloomberg
🍎 Buffett halbiert Apple: Mehr als 50 Milliarden US-Dollar an Apple-Aktien schmiss Investoren-Legende Warren Buffetts Berkshire Hathaway Holding im zweiten Quartal auf den Markt. Investoren beobachten selbst kleinere Verkäufe des Orakels von Omaha skeptisch. Trennt sich der Starinvestor von der Hälfte seiner Apple-Position, wie nun geschehen, sehen viele das als Vertrauensverlust in die zukünftige Ertragskraft des Unternehmens.
🔗 Financial Times
🎧 Hörenswert: Yoummday-Gründer Klaus Harisch im OMR Podcast (77 min)
Mit warmen nostalgischen Gefühlen habe ich die aktuelle Episode des OMR-Podcast gehört. Telekommunikationslegende Klaus Harisch hat nämlich nicht nur das Startup Yoummday groß gemacht, sondern war auch Gründer von Telegate. Das von Harisch gegründete Telefonauskunftsunternehmen mit der Kurzwahl 11880 hat nämlich quasi mein Studium finanziert. Dank des vergleichsweise klaren Sprachbild im Norden, siedelte Telegate seine Call Center nämlich überwiegend im Nordosten Deutschlands und damit auch in meiner Heimatstadt Greifswald an. (Neben der guten Aussprache, könnten auch Forderungen des Landesarbeitsamtes eine Rolle gespielt haben.)
Während ich in der Woche im Hörsaal saß, verbrachte ich die Nächte am Wochenende oft nicht (nur) in Kneipen, sondern erarbeitete mir begehrte Nachts-, Sonn- und Feiertagszuschläge mit freundlicher Recherchearbeit am Telefon. (“11880. Mein Name ist Philipp Klöckner, wie kann ich Ihnen helfen?”) Was für gesunden Schlaf und das Studium nur mittelbar gut war, hat mich aber schon früh gelehrt, wie man schnell und effizient Datenbanken durchsucht, um die Telefonnummer des richtigen A. Meier (oder Mayer? Maier? Meyer?) irgendwo in München unter zig Millionen von Telefonbucheinträgen aufzuspüren.
🔗 OMR | Spotify | Apple
📺 Sehenswert: Ethan Mollick bei 20VC (69min)
Ethan Mollick ist meiner Meinung nach einer der schlausten und kontroversesten Köpfe zum Thema künstliche Intelligenz. Er forscht an der renommierten Wharton Universität zu Unternehmertum und Innovation. Im Gespräch mit 20VC-Quasselstrippe Harry Stebbings äußert er interessante Gedankenspiele zum Thema AGI und warum jedes Startup eine Wette gegen OpenAI sei.
🔗 YouTube
🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche
Montag 5. August: Berkshire Hathaway (BMO), Biontech (BMO), Palantir (AMC), Hims (AMC), Clover (AMC), Lucid (AMC)
Dienstag 6. August: Uber (BMO), Rivian (AMC), Supermicro (AMC), Airbnb (AMC), reddit (AMC), Upstart (AMC)
Mittwoch 7. August: Shopify (BMO), Walt Disney (BMO), Dynatrace (BMO), Robinhood (AMC), Digital Turbine (AMC), Hubspot (AMC)
Donnerstag 8. August: Plug Power (BMO), Datadog (BMO), Unity (AMC), Paramount (AMC), The Trade Desk (AMC), Gingko Bioworks (AMC)
Freitag 9. August: Nikola (BMO)
AMC: After Markets Close (nach Börsenschluss 22 Uhr) | BMO: Before Markets Open (morgens)
Nicht vollständig, lediglich Aktien, die wir als relevant erachten oder im Podcast/Sheet covern.
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