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KW30 - Discover oder Gameover
Doppelgänger Update (BETA)
Von Philipp Klöckner · 21. Juli 2025
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❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 1,336 Wörter und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Montag, der 21. Juli 2025 und die KW30 startet.
📰 Google und die News: Discover oder Gameover

Quelle: ChartBeat
Ein impliziter Vertrag. So beschreiben regelmäßig Verleger, Webmaster und jene, die über Medien als Geschäft schreiben, den Modus operandi des Suchmaschinenkonzerns Google mit seinen Content-Lieferanten. Inhalt dieses imaginären Vertrages ist die Zurverfügungstellung von Inhalten durch Publisher, während Google die besseren Inhalte mit der Vermittlung von Websitebesuchern belohnt.
Gekündigt wurde dieser Vertrag ebenso wenig, wie er unterschrieben wurde. Aber Leistung und Gegenleistung haben sich über Jahre und Jahrzehnte im Ausmaß verändert. Zum einen schickt Google prozentual weniger Traffic denn je an die Urheber der Inhalte. Eine Inflation an Werbeanzeigen und eigenen Google Produkten sorgen dafür, dass immer weniger Nutzer die Angebote der Inhaltsersteller besuchen.
Erschwerend kommt hinzu, dass Google die Inhalte der Publisher aber tiefer denn je ausbeutet. So baut Google nicht nur seine Suchmaschine darauf auf, sondern optimiert eigene Produkte, schafft Datenbanken und trainiert künstliche Intelligenz darauf, die Inhalte und/oder deren Essenz wiederzugeben. Creatoren von Content leisten deutlich mehr und bekommen immer weniger.
Der vorläufige Tiefpunkt war die Einführung von KI-generierten Übersichten im Fokus der Nutzer, welche viele Nutzeranfragen bereits im Google-Universum beantworten und den Besuch von Webseiten bei vielen Anfragen obsolet machen. Geschult wurde diese KI natürlich auch mit den Inhalten des Google-Index, also der Contenterzeuger. Verleger klagen über teilweise deutlich zweistellige prozentuale Einbrüche beim Suchtraffic.
Ein Hoffnungsschimmer war das relativ neue Google Produkt “Discover”. An verschiedenen Stellen, zum Beispiel per Android Push-Mitteilung oder auf dem eigenen Portal, generierte Google für Nutzer einen Feed mit News und Artikeln, die für die User von persönlichem Interesse sein könnten. So schuf Google eine ganz neue Trafficquelle, erhöhte auch die Nutzung des eigenen Produkts, gab aber auch Besucher ans Netz ab. Wenn eine Tür zugeht, öffnet sich eine andere, dachten einige Medienschaffende. Letzten Herbst schwärmten einige Medien, ihr Discover-Anteil übersteigt den Such-Anteil inzwischen.
Doch diese Illusion findet nun ein jähes Ende. Denn in Zukunft wird Google auch News-Artikel in Discover mehr und mehr per KI zusammenfassen. Markante Stichpunkte oder ein prägnanter Paragraph können die journalistische Arbeit mehrerer Teams offenbar ausreichend gut subsumieren. So werden verschiedene Quellen zu einem Thema gruppiert und die Essenz extrahiert.
Extrahiert wird natürlich auch die Wertschöpfung. Verleger leben von Besuchern und die Werbekunden der Publisher sind dieselben Unternehmen, die auch bei Google werben. Fasst Google die Inhalte der Urhebenden mittels KI zusammen, wird das eigene Produkt eine knackige Presseschau, die Website besuchen aber nur wenige, auch weil die Quellen nur mit kleinen gruppierten Logos erscheinen.
Letztlich wird Google damit selbst zum Verleger. Natürlich streitet jede BigTech-Plattform die Publisher-Rolle und damit einhergehende Verantwortung ab. Aber wenn Googles eigener Roboterkommentator Quellen auswählt, zusammenfasst oder kommentiert, sollte doch klar sein, dass Google auch die Verantwortung für die auf Basis anderer Werke erstellten Inhalte übernimmt.
Der Demokratie schadet das Feature gleich doppelt. Es erodiert einerseits das Geschäftsmodell des Journalismus weiter. Die vierte Gewalt ist wichtiger denn je. Aber sie nagt am Hungertuch und es ist schwer anderen auf die Finger zu schauen, wenn man selbst nichts in den Händen hat. Zudem liegt der Wert von Nachrichten und Kommentaren auch in verschiedenen Blickwinkeln und Interpretationen. Eine Zusammenfassung journalistischer Quellen erweckt den trügerischen Eindruck einer Einheitsmeinung. Demokratische Meinungsbildung nährt sicher, aber aus einer heterogenen Medienlandschaft.
🔗 TechCrunch | Ausführliche Analyse wie immer auch im aktuellen Doppelgänger Podcast
“To organize the world's information and make it universally accessible and useful.”
Das sind die weiteren News der Woche:
🫡 ShitlerJugend: Elon Musk plant kinderfreundliche Version der xAI App. Die KI-generierten Avatare “Rudy”, der rüde Panda und das Softporn-Mädchen “Ani” rangieren klar im NSFW (“Not safe for work”) Bereich. Die neue Version “Baby Grok” soll laut Musk nun “kid-friendly” Content promoten. Was immer der Vorzeigeerziehungsberechtigte auch darunter vorstellen mag.
🔗 Bloomberg
📺 CBS sägt “Late Show with Stephen Colbert” ab. Trotz guter Erfolgsaussichten einigte sich der TV-Sender in einem von Trump angestrebten Gerichtsverfahren außergerichtlich und zahlte 16 Millionen für die Beilegung des frivolen Anliegens. Late Night Host Colbert nannte die Zahlung was sie ist: “Eine Bestechung” - Mutmaßlich möchte sich der Sender das grüne Licht für eine anstehende Fusion mit der Unterwerfung erkaufen. Drei Tage nach Ausstrahlung der Episode wurde die beliebte Show nun abgesetzt.
🔗 New York Times
🦄 Lovable wird Unicorn: Die schwedische NoCode-KI-Plattform Lovable wird zum Unicorn. In einer von Accel angeführten Runde investieren Wagniskapitalgeber 200 Millionen US-Dollar in das Unternehmen, dass in kürzester Zeit auf 75 Millionen Euro Recurring Revenue angewachsen ist. Ob die KI-Plattformen der neusten Generation eines Tages auch Rohmargen wie herkömmliche SaaS-Unternehmen haben werden, halte ich für fraglich. Ein Grund, warum der Umsatz so schnell wächst, ist oft auch, weil KI-Leistung in Form von generierten Tokens mit wenig Aufschlag oder sogar subventioniert weiterverkauft wird.
🔗 TechCrunch
🪰 Weitere News gibt es in der letzten Folge des Doppelgänger Podcast…
🔗 Doppelgänger Podcast
📈 Chart der Woche: Flugangst war nie irrationaler

Dass das Fliegen in einem Passagierjet weniger gefährlich ist, als zum Bäcker zu gehen, um Brötchen zu holen, wissen die meisten Menschen. Und dennoch leidet laut ADAC (!) jede(r) Deutsche an Flugangst. Bei Psychologen sind es sogar 16 Prozent, die nennen es aber Aviophobie. ;)
Griffige Regulierung, enge Wartungsintervalle und Redundanz in Technik und Besatzung machen Flugzeuge so sicher. Wie der auf Weltbank-Daten basierende Chart zeigt, werden Flugzeuge aber sogar immer noch sicherer. Während im Straßenverkehr allein in den USA mehr als 40.000 Menschenleben ein Ende fanden. In Deutschland sind es rund 3.000 Straßenverkehrstote pro Jahr. In Flugzeugen starben in den letzten 6 Jahren zusammen weltweit weniger als 3.000 Menschen.
📺 Hörenswert: Close The Deal - Wo steht die Welt? (ca. 62 min)

Zusammen mit Kai Hesselmann von DealCircle spreche ich ein wenig über unsere Einblicke in die derzeitige Makrolage, Trumps Handels- und Geldpolitik und ob das Klima für Börsengänge gerade wieder gut oder doch nicht so gut ist.
🔗 DealCircle | Spotify | Apple
🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche
Montag 21. Juli: verizon (BMO), NXP (AMC)
Dienstag 22. Juli: Coca Cola (BMO), SAP (AMC), Enphase (AMC)
Mittwoch 23. Juli: AT&T (BMO), Tesla (AMC), Alphabet (AMC), servicenow (AMC)
Donnerstag 24. Juli: Blackstone (BMO), intel (AMC), coursera (AMC)
Freitag 25. Juli: —
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Die erfolgreichsten Helfer:innen, erwähnen wir im nächsten Newsletter.