KW3 - Make Meta Angry Again

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 13. Januar 2025


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❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 1.530 Wörter und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Montag, der 13. Januar 2025 und die KW3 startet.

😡 Make Meta Angry Again

Was ist passiert? Vergangene Woche kündigte Meta CEO und Gründer Mark Zuckerberg weitreichende Veränderungen bei der Content Moderation auf den Meta-Netzwerken Facebook, Instagram und Threads an. Dem sich wandelnden politischen Klima folgend, behauptet Zuckerberg, dass Regierungen und “Legacy Media” in der Vergangenheit mehr und mehr auf Zensur pochten und es nun an der Zeit wäre, Regeln zu vereinfachen und zu lockern. Dazu trifft Meta fünf Maßnahmen:

Erstens. Man wird Fact-Checker mit dem von X bekannten Community Notes System ersetzen. Zuckerberg stellt Fact Checker als befangene Ideologen dar, die insbesondere in den USA mehr Schaden anrichten würden, als sie der Wahrheitsfindung dienten. Fact-Checker haben ebenso wie Community Notes Content hauptsächlich annotiert und die Hausregeln von Meta durchgesetzt. MAGA Mark spricht dennoch lieber von Zensur und beschränkter Ausdrucksfreiheit. Zwar ist die Meinungsfreiheit insbesondere in den USA ein hohes Rechtsgut, sie ist aber vor allem ein Recht, dass den Bürger vor staatlichen Übergriffen schützen soll. Auch der Zensur-Begriff beschreibt in der Regel staatliche Eingriffe. So wie Musk versucht Zuckerberg aber diese Begriffe alle in einen Topf zu werden um den Eindruck zu erwecken der Staat hätte unter Biden regelmäßig Meinungen unterdrückt. In der Coronakrise kam es tatsächlich zu Eingriffen, übrigens auch unter der Trump-Regierung 2020.

Zweitens. Die Content-Regeln werden gelockert. Einfach gesagt wird Hass wieder salonfähig, Hate Speech zum Thema Immigration und Gender-Debatte wird in Zukunft weniger moderiert. So kann man Mitglieder der LGBTQ+ Minderheit nun wieder als geisteskrank bezeichnen oder non-binäre Personen entmenschlichen (Kostproben). Im eigenen Haus regt sich bereits Widerstand.

Drittens. Bei der Durchsetzung der Regeln will man sich auf die schwersten Vergehen wie Kindesmissbrauch und Terrorismus konzentrieren um die Zahl zu Unrecht moderierter unschuldiger Nutzer zu reduzieren. Dazu versuchen sowohl Zuckerberg als auch sein neuer Trump-gefälliger Policy-Chef Kaplan die Anzahl der Fehleinschätzungen möglichst hoch erscheinen zu lassen. Tatsächlich werden aber nur wenige der Abermilliarden Posts täglich überhaupt moderiert und nur wenige Tausend am Tag korrigiert.

Natürlich gibt es immer einen Zielkonflikt zwischen zu harten Filtern und einer zu geringen Aufklärungsquote. Man könnte aber auch den Berufungsprozess für legitime Nutzer verbessern. Stattdessen stellt Meta seine eigenen “komplexen Systeme” so unfähig wie möglich vor. Man muss quasi zu dem Schluss kommen, dass wir alle ohne die 40.000 Fact-Checker, die das Meta Ergebnis mit mindestens einer Milliarde belasten, besser dran sind. Schließlich will niemand Minderheiten vor Hass schützen, wenn man damit eventuell ein paar Tausend legitime Posts versehentlich moderiert. Rein wirtschaftlich ist es aber wohlfeil, sich auf die Seite der Freiheitsrechte der eventuell unschuldigen Verfasser und nicht der Opfer zu stellen. Eine interessante Güterabwägung, in einem Lang, wo man vor kurzem noch die Todesstrafe praktizierte, obwohl es auch hier höchstwahrscheinlich zahlreiche Unschuldige traf.

Viertens. Nachdem man kürzlich noch anekdotisches Userbegehren nutze um politische Inhalte von Meta-Netzwerken zu verbannen, nutzt man ebenso unfundierte Erzählungen nun um zu erklären, dass Nutzer sich überraschenderweise unter der neuen Regierung wieder mehr politische Inhalte wünschen? Ich überlass es Ihnen zu entscheiden, wer profitiert, wenn politische Inhalte zurückkommen, diese aber weniger denn je moderiert werden. Eventuell gibt die “leichte Schlagseite”, die man inzwischen auf dem ehemaligen Twitter, X-poniert sieht einen ersten Hinweis? Rechter Hass bleibt in Zukunft vermutlich nicht mehr das Alleinstellungsmerkmal von Musks Meinungsarena, sondern könnte auch über Meta-Netzwerke weiter in die Welt getragen werden.

Fünftens. Die verbleibenden Fact-Checker werden nicht mehr im links-lastigen Ideologen-Mekka Kalifornien domizilieren, sondern im vollkommen Ideologie-freien Bundesstaat Texas angesiedelt. Ein performativer Kniefall vor der MAGA-Bewegung. Denn nur eine republikanische Zensur ist eine gute Zensur. Den Ring des angehenden Präsidenten Trump küssend verlegt man die Abteilung “Meinung und Debatte” in das Reich der Regierenden. Wer den Opportunismus Zuckerbergs bisher nicht erkannte, bekommt ihn hier noch einmal symbolisch manifestiert.

Noch relevanter ist aber die Schlussklausel hinter den fünf Inaugurationspräsenten: Denn Zuckerberg kündigt an, zusammen mit der Trump-Regierung den neuen Geist der Meinungsfreiheit in die Welt exportieren. In Schurkenstaaten wie Brasilien, China und der EU würde das Geschäft mit dem Hass nämlich immer wieder und immer mehr durch lästige Gesetze beschränkt und man zähle darauf, dass die neue US-Regierung ihre Macht nutzt, diesen grässlichen Umstand zu ändern. In einem Interview mit Joe Rogan erklärt Zuckerberg zudem auch, dass er auch über die Meinungsfreiheit hinaus darauf vertraut, dass Präsident Trump die US-Techkonzerne vor überbordender Regulierung im Ausland schützen wird.

Eine ausführliche Analyse von uns kann man auch im aktuellen Podcast oder diesem YouTube-Video sehen oder hören.

“Can we include that the WH [The White House] put pressure on us to censor the lab leak theory?”

Mark Zuckerberg - Meta CEO seinen Policy-Chef Nick Clegg fragend, ob man die eigenen Taten nicht der Biden Regierung andichten könne. Clegg verneinte dies. Link

Das sind die weiteren News der Woche: 

🤖 OpenAI steigt wieder in Robotik ein: Die eigene Robotiksparte hatte OpenAI bereits 2020 eingestellt. Nun wird die Entwicklung humanoider Roboter wiederbelebt. 2025 wird ganz sicher das Jahr der Robotik und nachdem NVIDIA Boss Jensen Huang seine Robotik-Strategie auf der CES präsentiert hat, scheint OpenAI diesen Trend nicht verpassen zu wollen. Da der Markt für humanoide Roboter quasi Billionen von Dollar groß ist, könnte es auch helfen, die Phantasiebewertung von OpenAI weiter zu stützen.
🔗 TechCrunch | Venture Beat

💰 Trade Republic wächst profitabel: Laut eigenen Angaben konnte das Berliner FinTech seine Kundenzahl auf über 8 Millionen Nutzer verdoppeln. Das verwaltete Vermögen stieg um zwei Drittel auf 100 Milliarden Euro. Ich halte das Modell für attraktiv, weil Trade Republic (1) über Neukunden (2) über deren Sparpläne und immer wieder neue Einzahlungen und (3) über die positive Marktentwicklung der Assets under Management wächst. Der beliebteste ETF legte letztes Jahr circa ein Viertel an Wert zu. Auch das steigert das verwaltete Vermögen fast automatisch. Gegenwind droht dem Modell, wenn 2026 das sogenannte Payment for Order Flow (PFOF) untersagt wird. Kickbacks für die Weiterleitung von Kundenorders, welche ca. ein Drittel des Umsatzes ausmachen, brechen dann als Erlösquelle weg. IPO Pläne dementiert CEO Hecker derzeit noch.
🔗 Handelsblatt | Financial Times

📚 Meta klaut Daten für KI-Training Mit dem Wissen von CEO Mark Zuckerberg soll Meta zum Training der eigenen Modelle auf im Netz verfügbare “Piraten-Datenbanken” von Büchern zugegriffen haben. Interne Warnungen durch Mitarbeiter soll Zuckerberg überstimmt haben.
🔗 The Decoder | Reuters

💩 Weidel zu Gast bei Musk: Zum Wahlkampfauftakt lud der amerikanische Milliardär und rechte Politaktivist Elon Musk, seine Herzenskandidatin Alice Weidel (AfD) in sein Wohnzimmer X ein. Die einzige komplizierte Frage stellte die AfD-Chefin, die Musk nach seinem Glauben fragte. Der kann religiöse Trumpisten aber nicht brüskieren, indem er sich als Agnostiker outet und redete daher minutenlang um den heißen Brei herum. Ansonsten strotzte der Gefälligkeitsaustausch vor Desinformation und Bekundungen der eigenen Inkompetenz. Das ist aber egal. Denn ganz offenbar sind weder Wahrheit noch Kompetenz maßgeblich für die Wähler rechter (und linker) Populisten. Im Gegenteil: Die verbliebene Bindung an Wahrheit und Anstand wird in einer von Social Media dominierten Welt zunehmend zu einem Handicap demokratischer Parteien. So zeugt das “Interview” davon, wie eine Welt ohne Journalismus und die Moderation durch “Legacy Media” aussehen könnte. Weidel, die sich über das falsche Framing durch Mainstream Medien beschwert, kann 90 Minuten lang Lügen und falsche Fakten verbreiten. Unterbrochen nur von Musks eigenen Desinformationen.
🔗 Spiegel | ZDF | Mimikama

🦉 Chart der Woche: Was schenkt man jemandem, der schon alles hat?

Geld. Natürlich ist Trump nicht käuflich. Aber man kann ja sicherheitshalber trotzdem mal eine Million für einen Amtseinführungsfonds spenden?
🔗 Newsweek

🪧 Fundstück der Woche

📺 Sehenswert: OMR Predictions 2025 mit Philipp Westermeyer & mir (ca. 88 min)

Es ist gute Tradition, dass OMR-Gründer Philipp Westermeyer und ich zum Jahresanfang das letzte Jahr Revue passieren lassen und uns ein paar Thesen für das kommende Jahr um die Ohren hauen. Dieses Mal haben wir zudem noch einige spannende Hörerideen diskutiert.
🔗 YouTube

🎧 Hörenswert: Close the Deal Predictions mit Philipp Klöckner (ca. 63 min)

Mit Kai Hesselmann von DealCircle spreche ich konkret über unseren Ausblick auf die Private Equity Landschaft für das Jahr 2025.
🔗 Spotify | Apple

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 13. Januar:
Dienstag 14. Januar:
Mittwoch 15. Januar: JP Morgan (BMO), citi (BMO), BlackRock (BMO), Wells Fargo (BMO), Goldman Sachs (BMO)
Donnerstag 16. Januar: TSMC (BMO), Bank of America (BMO), Morgan Stanley (BMO)
Freitag 17. Januar:

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