KW29 - NVIDIA: 50 Billionen oder Blase?

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 15. Juli 2024


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🦾 NVIDIA: 50 Billionen oder Blase?

Schlagzeilen machte zuletzt Starinvestor James Anderson, als er dem Chip-Giganten NVIDIA auf die nächsten 10 Jahre ein Kurspotenzial von bis zu 50 Billionen US-Dollar einräumte. Das wäre mehr als der heutige Gesamtwert aller Unternehmen im S&P 500 Index.

Heute betreut Anderson einen Fonds für die Agnelli Familie (FIAT). Zuvor verwaltete er für den erfolgreichen Techinvestor Baillie Gifford deren Flagship Fund Scottish Mortgage Investment Trust, der Verhundertfacher wie Tesla oder Amazon früh ins Portfolio legte.

Dass NVIDIA GPUs weiter heiß begehrt bleiben scheint auch der legendäre US Wagniskapitalfinanzierer Andreessen Horowitz zu glauben. Um KI-Gründer anzulocken, will der VC eigene Rechenkapazitäten mit bis zu 20.000 NVIDIA GPUs aufbauen. Das sollte inklusive Peripherie und Betrieb bis zu einer Milliarde US-Dollar kosten. Zwar wird A16Z vermutlich Teile ihrer Investments dann wieder über die Vermietung der Chips zurückholen, aber dennoch zeigt das Milliardeninvest, dass Ben Horowitz und Marc Andreessen, der einst den ersten Browser baute, glauben, dass NVIDIA Chips weiter knapp bleiben.

Skeptischer ist Andreessens Kollege David Kahn vom nicht weniger renommierten VC Sequoia Capital. Der Investor macht eine einfache Rechnung auf: Wenn NVIDIA in den nächsten 12 Monaten Chips im Wert von 150 Milliarden US-Dollar verkauft, werden Unternehmen etwa das Doppelte ausgeben müssen, um diese in Data Center einzubauen und zu betreiben. Um damit auch noch Gewinn zu machen, werden sie auf Rohmargen von mindestens 50% kommen müssen.

Kahn schließt daraus, dass dem 150 Milliarden Investitionszyklus (pro Jahr!) auch neue AI Umsätze in Höhe von 600 Milliarden (pro Jahr!) entgegenstehen sollten. Ganz so einfach ist es selbstverständlich nicht. Dieses Geld muss wie bei jedem Investitionsprojekt in der Zukunft verdient werden und die gesamten abgezinsten Rückflüsse müssen die Anfangsinvestition übersteigen. Das sollte für einen Großteil der bisher ausgelieferten GPUs und deren Betreiber ein profitables Geschäft sein. Ob es das auch im Angesicht steigender Absatzzahlen und moderierter Nachfrage noch ist, stellt Kahn vermutlich zurecht in Frage.

Wie Fähnchen im Wind wirken dagegen jüngste Perspektiven von Goldman Sachs. Nachdem die Banker vor etwas einem Jahr noch einen Impact von 7% auf das globale GDP vermuteten, schlägt man nun deutlich skeptischere Töne auf und mahnt, dass AI die Produktivität um weniger als 1% beeinflussen könnte. “Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln” sagt man in ländlichen Gegenden meiner Heimat dazu.

Ich denke, bemisst man den wahrscheinlichen Einfluss von KI auf Transportwesen (Full Self Driving), Gesundheitswesen, Bildung, Wissenschaft, Softwareentwicklung, Materialwissenschaft und und und… Dann wird KI Infrastruktur relativ sicher mehrere Billionenmärkte schaffen. Dennoch wird es Zeit, Wachstum und Margen von NVIDIA in Frage zu stellen, denn dass man 300 oder 500 Milliarden an GPUs bei ähnlichen Margen absetzen kann, scheint unwahrscheinlich. Letztlich ist die Aktie aber schon heute so bepreist.
🔗 Financial Times | The Information | Sequoia | Goldman Sachs

“No matter how you cut it, you’ve got to own Cisco.”

Andy Serwer - FORTUNE Autor in einer Eloge auf Cisco CEO John Chambers. Danach verlor die Aktie des Internet Schaufelverkäufers mehr als 90% an Wert.

Das sind die weiteren News der Woche: 

🌩️ Google will Wiz: 23 Milliarden US-Dollar könnte der Cloud Security Provider für Google-Mutter Alphabet wert sein. Dabei würde es sich um die größte Akquisition in Googles Geschichte handeln. Auch für die US-VC-Szene wäre der Exit ein willkommener warmer Regen in schweren Zeiten mit wenig Exits.
🔗 Wall Street Journal | The Verge 

📱AMD kauft Silo AI: Für 665 Millionen Dollar kauft NVIDIA Konkurrent AMD das finnische Startup Silo AI. Dem Anschein nach könnten die Finnen AMD helfen ihre Software-Plattform zu verbessern und zum großen Konkurrenten aufzuschließen.
🔗 Handelsblatt

📦 Temu goes Amazon: Während westliche Händler überlegen, was sie sich zuerst von Temu und Shein abschauen, gehen die Chinesen den umgekehrten Weg. Jedes fünfte US-Paket von Temu kommt schon jetzt nicht mehr per Flugpost, sondern über die eigene US-Logistik. Angst vor Regulierung, schnellere Lieferzeiten und sperrigere Güter im Bereich Inneneinrichtung und Elektronik sind nur einige Gründe, warum Temu eigene Logistik aufbaut.
🔗 The Information

🪑 Kein OpenAI-Boardseat für Microsoft und Apple: Die Aufseherplätze beim KI-Primus werden zum “heißen Stuhl”. Vermutlich weil ihnen ohnehin schon zu viel Kontrolle über das Unternehmen vorgeworfen wird, haben sowohl Microsoft als auch Apple beschlossen ihre Aufseherrollen bei OpenAI nicht anzunehmen. Ihrem Informationsbedürfnis wird CFO Sarah Friar vermutlich in einer anderen Meetingstruktur nachkommen.
🔗 Financial Times 

📺 Sehenswert: The “Modern Day Slaves” of the AI Tech World (53 min)

Die Arte Doku zeigt die Arbeit der “Ghost Worker”, welche für Centbeträge das Rückgrat der AI Industrie darstellen. Sogenanntes Data Labelling, auch Data Annotation genannt, hilft KI-Systemen, Daten anzureichern und die Modelle noch leistungsfähiger zu machen. Damit Autos selbstständig fahren können, Stimmen erkannt werden oder Chatbots und Suchmaschinen die richtigen Antworten geben, arbeiten Millionen von Tagelöhnern auf dem digitalen Hartgeldstrich. Firmen wie Scale AI, Appen Ltd, Amazon AWS und viele andere organisieren Marktplätze um skalierbar, on-demand und ebenso schnell wieder feuerbar Hilfsarbeiten an Klickworker zu vermitteln. Dank Globalisierung konkurrieren in Armut lebende Menschen weltweit um die Almosen der Techkonzerne. Um die effektiven Stundenlöhne von 2-3 Dollar kämpfen Menschen aus Afrika und Südostasien auch mit mittellosen Amerikanern, die versuchen ein paar Dollar hinzuzuverdienen.

Nur etwas besser bezahlt ist die ungleich belastendere Arbeit der “Content Moderation”. Für 800 Euro im Monat beschäftigt Accenture in Portugal, Polen und den Philippinen Menschen, um täglich Hunderte von Videos und Social Media Posts zu überprüfen. Dabei sehen sie täglich Enthauptungen, Verstümmelungen, sexuelle Gewalt gegen Minderjährige und weitere unsägliche Grausamkeiten. Was diese Vertragsarbeiter über Accenture für einen Monat emotionale Kläranlage “verdienen”, bekommen die meisten Facebook-Mitarbeiter im Silicon Valley an einem einzigen Tag ausgezahlt.
🔗 YouTube

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 15. Juli: Goldman Sachs (BMO), BlackRock (BMO)
Dienstag 16. Juli: Bank of America (BMO), Morgan Stanley (BMO), CharlesSchwab (BMO)
Mittwoch 17. Juli: ASML (BMO)
Donnerstag 18. Juli: TSMC (BMO), Domino’s (BMO), Netflix (AMC)
Freitag 19. Juli: Amex (BMO)

AMC: After Markets Close (nach Börsenschluss 22 Uhr) | BMO: Before Markets Open (morgens)
Nicht vollständig, lediglich Aktien, die wir als relevant erachten oder im Podcast/Sheet covern.

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