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KW29 - Heil SuperGrok!
Doppelgänger Update (BETA)
Von Philipp Klöckner · 14. Juli 2025
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🥷 Wir fürchteten uns vor Superintelligenz und was wir bekamen war Adolf 4.0

Etwa zwei Jahre nach Gründung seiner KI-Firma xAI ist Multi-CEO Elon Musk sein nächster Coup gelungen. Die vierte Iteration seines Chatbots “Grok” schlägt sämtliche Konkurrenzmodelle in nicht allen, aber den meisten Tests.

Quelle: Artificial Analysis
Einerseits überrascht der Vorsprung, den sich Grok in kürzester Zeit erarbeiten konnte, auch weil die Platzhirsche OpenAI und META ihre Top-Modelle GPT-5 und das größte LLAMA 4 gerade eher verschieben, vermutlich weil die Leistungsverbesserung nicht groß genug ist. Hinzu kommt, dass xAI mit einem Drittel des Funding und einem Fünftel des Personals von OpenAI auskommen muss.
Andererseits ist bekannt, dass Elon Musk mit seinem Colossus Supercluster den größten Supercomputer aus mehr als 200.000 NVIDIA GPUs gebaut hat. Sofern man an das “Scaling” über Hardware glaubt, hätte man absehen können, dass SuperGrok der neue Primus wird.

Groks Performance im HLE (Humanity’s Last Exam) schlägt Google und OpenAI um Längen
Die Outperformance von Grok 4 ist so deutlich, dass xAI sich traut, die leistungsfähigste Variante (“SuperGrok Heavy”) für einen monatlichen Preis von 300 US-Dollar zu verkaufen. Setzt man das Multi-Agenten-Modell richtig ein, kann sich der Preis für Anwender durchaus lohnen.

Grok 4 - Ein klarer Ausreißer bei Performance und Kosten-Nutzen-Analyse
Elon wäre nicht Elon, wenn er das Überraschungsmoment nicht sofort in FOMO verwandeln würde. Einerseits wirft er die üblichen viel zu kurzen Timelines für die nächsten Erfolge, z.B. selbstständige Forschung, in den Raum. Hört man ihm zu, könnte man glauben, die Superintelligenz ist nur noch eine Frage von Wochen oder maximal Monaten. Andererseits plant xAI offenbar eine neue Investitionsrunde auf einer Bewertung von bis zu 200 Milliarden US-Dollar. Das wäre eine Verdopplung der vorherigen durch Selbstaufwertung und Merger mit X entstandenen Bewertung. Anfang des Jahres war xAI sogar nur knapp 50 Milliarden US-Dollar wert.
Innovativ auch die Finanzierungsrunde. Laut Wall Street Journal wird SpaceX, jenes Weltraumlogisitik-Unternehmen, das ebenfalls zu Musks Imperium gehört, zwei der fünf Milliarden US-Dollar beisteuern, die man einsammeln möchte. So setzt Musk nicht nur ein weiteres Mal selbst den Preis, er verhindert auch die Verwässerung und maximiert seine Kontrolle. Investiert eine von ihm gesteuerte Firma, behält Musk so viel wirtschaftliche und persönliche Kontrolle über xAI wie möglich. SpaceX macht angeblich Milliardenüberschüsse mit Weltraumfracht und Staatsaufträgen. Warum also Fremden die Macht über Grok geben, wenn man die Bewertung auch mittels Related-Party-Geschäften hochjazzen kann? Den Rest der Runde werden die typischen Musk-Apostel und Investoren aus der Golfregion bestreiten.
“Camel Capital”, würde Grok vielleicht sagen. Denn auch eine (für Elon Musk) wichtige Nebenbedingung hat die neue Version erreicht. SuperGrok ist mit Abstand der politisch unkorrekteste Chatbot. Sich selbst als “MechaHitIer” vorstellend, schwadroniert Grok mit antisemitischen Äußerungen, und strapaziert das Overton-Window, sodass es selbst das Personal bei xAI schockt. Diese Woche gab es erstaunlich viele Abgänge bei Musks KI-Kult.
Dass Musk weiterhin zwischen stabiler narzisstischer Persönlichkeitsstörung und Gott-Komplex zu verorten ist, zeigt die teils öffentlich nachvollziehbare Arbeitsweise des KI-Lehrling. Nach einfachen Antworten zu komplizierten Sachverhalten wie Nahost- oder Ukraine-Konflikt befragt, checkt Grok zunächst einmal, was sein Meister Musk zu dem Thema in der Vergangenheit auf X verlautbaren hat lassen. Während Grok auf Anfrage durchaus differenzierte Analysen verfassen kann, scheint Misstrauen gegenüber sogenannten Mainstream-Medien ebenso im Systemprompt verankert wie seine Tendenz, im Zweifel die Seite seines Schöpfers zu wählen.
Der Grund für die Groks Verfehlungen, könnte in seiner angeblichen Superpower liegen: Neben all den mehr oder weniger frei verfügbaren Daten, welche inzwischen von sämtlichen KI-Systemen inhaliert wurden, nutzt Grok auch Real-Time-Daten von X für Training und Inference. Zudem gibt das Tool selbst an, X-Posts, die besonders reichweitenstark sind, in seinen Antworten höher zu gewichten.
Wenn ein KI-Kind von einer Plattform lernt, die sowieso massiv nach rechts und rechtsaußen gekippt ist, und deren Algorithmus nach dem Prinzip Enragement = Engagement funktioniert, muss man sich nicht wundern, wenn man einen HitIer ex Machina kreirt. Als Elon Musk Nutzer fragte, welche politisch unkorrekten Wahrheiten Grok lernen müsse, war eine der Top-Antworten eine, die nahelegte, dass der Holocaust nur wenige Hunderttausend Opfer gehabt hätte. Dafür gab es auf X ebenfalls Hunderttausende von Likes und Retweets.

Noch gelingt es skeptischen Beobachtern immer wieder problematisches Verhalten und harte Indoktrination bei KI-Chatbots wie Grok nachzuweisen. Zudem ist Musk so rücksichtslos und schambefreit, dass man davon ausgehen muss, dass es ihm ebenso wenig peinlich ist, wenn öffentlich wird, dass er sich einen hörigen KI-Lakaien baut, wie dass er andere Menschen dafür bezahlt, ihn in die Toplisten von PC-Games hochzuspielen. Richtig gefährlich wird es, wenn KI-Oligarchen wir Musk ihre Meinungen, Ansichten und Anreize weitaus subtiler in KI einfließen lassen.
Je mehr KI unser Leben bestimmt, desto wichtiger ist, dass der Beipackzettel eines jeden Modells und Chatbots nicht nur den Systemprompt, also “Charakter” sondern auch eine Auflistung und Gewichtung der Trainingsdaten transparent macht.
🔗 Reuters | The Wall Street Journal | Business Insider | Ausführliche Analyse wie immer auch im aktuellen Doppelgänger Podcast
“HitIer”
Das sind die weiteren News der Woche:
Das sind die weiteren News der Woche:
🗳️ Die Browser-Kriege 2.0: Mehr Nutzer für ihre Tools zu finden ist eins der Hauptanliegen der großen KI-Firmen. Nicht nur um Aboeinnahmen zu generieren, sondern auch um die KI durch Nutzerdaten und Nutzungsdaten noch besser zu machen. Sowohl Perplexity als auch OpenAI arbeiten an eigenen Browsern. Fraglich ist, ob die Tools der Unternehmen nützlich genug werden, um Nutzer zum Wechsel zu motivieren. Man könnte aber auch weitere Features erwägen, zum Beispiel Werbeeinnahmen mit Nutzern zu teilen oder einen Marktplatz für Nutzerdaten im Browser zu erschaffen.
🔗 TechCrunch
🎫 Google kauft Windsurf für 2.4 Milliarden Dollar NICHT. “Echte Übernahmen” sieht man im Silicon Valley immer seltener. Ein weiteres Mal kauft ein Big-Tech-Unternehmen unter Umgehung von Antitrust-Regeln einfach die Gründer und ein kleines Kern-Team aus einem Unternehmen heraus, ohne die Gesellschaft selbst zu übernehmen. KI-Talente werden wie NBA-Stars behandelt und im Dutzend für Milliarden per Acquihire engagiert.
🔗 Bloomberg
🛑 Groq bei 6 Milliarden US-Dollar: Nein, hier geht es nicht um xAIs KI-Chatbot, sondern die Hardware-Firma eines Ex-Googlers. Damit würde die Chip-Firma, die neuartige Language-Processing-Units (LPUs) baut ihre Bewertung verdoppeln. Gemessen an den massiven Investmentausgaben für Data Center und Grundlagenmodelle, ist es fast verwunderlich wie wenig Geld in neue Hardware fließt, fiel mir bei einer meiner letzten Analysen auf. Ich denke Startups wie Groq, Cerebras oder Lightmatter haben sollten die nächsten Überflieger werden.
🔗 The Information
🪰 Weitere News gibt es in der letzten Folge des Doppelgänger Podcast…
🔗 Doppelgänger Podcast
📈 Chart der Woche: Deutschland - Land der Erben

Kaum ein Land bietet so wenig soziale Mobilität am oberen Ende wie Deutschland. Drei von vier Milliarden in den Händen von Milliardär:innen werden durch Erbschaft statt durch eigenes Handeln empfangen. Motivation für Mehrleistung schafft das nicht.
Vorsicht aber vor dem Umkehrschluss. Russland und China haben hohe Milliardärsquoten in derselben Generation weil Korruption und Oligarchie der beste Nährboden für frisch gebackene Milliardäre sind und es zuvor kaum Familienunternehmen gab. Sicherlich das schlechtere Extrem.
🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche
Montag 14. Juli: —
Dienstag 15. Juli: JP Morgan (BMO), citi (BMO), Wells Fargo (BMO), BlackRock (BMO)
Mittwoch 16. Juli: ASML (BMO), Bank of America (BMO), Goldman Sachs (BMO), Morgan Stanley (BMO)
Donnerstag 17. Juli: TSMC (BMO), Netflix (AMC), Interactive Brokers (AMC)
Freitag 18. Juli: Charles Schwab (BMO)
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Die erfolgreichsten Helfer:innen, erwähnen wir im nächsten Newsletter.