KW25 - Intelligenz liegt im Auge des Betrachters

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 20. Mai 2024


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 🧠 Apple Intelligence: Ein zweiter Blick auf die KI-Strategie

Was ist passiert? Am Montagabend hielt der iPhone-Hersteller Apple seine heiß erwartete Entwickler:innen-Konferenz WWDC traditionell im Apple Hauptquartier in Cupertino ab. Eine Stunde lang langweilten CEO Tim Cook und Software-Chef Craig Federighi das Publikum mit lauwarmen Neuerungen für die verschiedenen Hardware-Plattformen und Aufholversuchen zu längst bestehenden Windows- und Android-Features. Selbst Apple-Fans sollten wenig begeistert sein.

Die eigentliche Aufmerksamkeit aber galt der Vorstellung von Apples KI-Strategie. Doch auch hier auf den ersten Blick kaum Innovation und bestenfalls ein vorsichtiges Herantasten an die Konkurrenz mittels #Babysteps. Siri erhält das erwartete Upgrade. Apps werden intelligent per Voice steuerbar (wenn der intelligente Entwickler das vorgesehen hat), Nutzer können einfache Bilder und Emojis generieren, Texte formulieren und korrigieren oder eMail zusammenfassen lassen. Es handelt sich um Dinge, die auf Experten wie Mindeststandards wirken. Kein Cutting-Edge-Shit, kein Modell welches Benchmarks stürmt, keine eierlegende Wollmilchsau. Während der Vorstellung bricht Apples Aktienkurs um 2 Prozent ein und vernichtet ungefähr ein SAP an Börsenwert.

Doch Daniel Kahneman* triumphiert: Was bei schneller Beurteilung langweilig und abgehängt klingt, könnte für Apple tatsächlich der Königsweg sein. Selten brillierte der Hardware-Primus als First Mover. Apple macht bestehende Technologie für die Masse zugänglich und anwendbar. Durch wenig sophistizierte, sondern einfach zu bedienende Applets könnte Apple das Distributionssystem von AI lösen und künstliche Intelligenz in mehr Hände bringen, als OpenAI, Microsoft und Google zusammen. Beginnen eine Milliarde Apple-Nutzer intuitiv AI Features zu nutzen, kurbelt das nicht nur iPhone-Verkäufe an, sondern es wird auch dazu führen, dass Entwickler sich die Finger wundprogrammieren um ihre KI-Anwendungen über Apples AppStore zu distribuieren und Einnahmen auch weiterhin demütig mit dem Giganten zu teilen.

Powerful, Intuitive, Integrated, Personal, Private - So die selbst definierten Ecksteine der Apple Strategie. Durch Integration in das Betriebssystem (und persönliche Daten) wird Apples KI mehr Kontext und relevante persönliche Informationen haben, als jede andere KI. Das liefert auch bei weniger Leistung (weil auf dem Gerät ausgeführt) bessere Ergebnisse und mehr Nutzwert. So weiß die KI, was man gerade auf dem Bildschirm sieht, wo man sich befindet, oder welche eMails und Messages zuletzt hereingetrudelt sind.

Auch Apples Privacy Versprechen wird kaum aufgeweicht. Apples KI Modell läuft lokal auf dem eigenen Endgerät. Bei den meisten Anfragen werden Daten nicht zurück in die Cloud gesendet. Komplexere Antworten kann die Apple Private Cloud geben, die weit mehr Datenschutz als normale Cloudhoster verspricht und das kleine Foundation Modell auf dem Endgerät augmentiert. Stößt auch diese an ihre Grenzen, kann der Nutzer sich bewusst für ChatGPT entscheiden, mit allen Vor- und Nachteilen. Weiter Partnerschaften mit Google oder Anthropic werden wahrscheinlich folgen.

AI for the rest of us. So die Losung Apples. Besser könnte man es kaum formulieren. Tech-Nerds wird Apple mit seinen vorsichtigen Versuchen nicht hinter dem Ofen hervorholen. Doch wenn jemand es schafft, die Mehrheit der Bevölkerung dazu zu bringen, AI einzusetzen, wird es Apple und nicht Sam Altman sein. 24h später ist Apples Aktie 7 Prozent im Plus. Allzeithoch. Gute Strategien offenbaren sich oft erst Jahre später, selten aber am gleichen Tag.

Mehr dazu auch in meiner Kolumne für das Manager Magazin Tech Update. Regelmäßig schreibe ich für diesen wöchentlich erscheinenden kostenlosen Newsletter, der allen wärmstens ans Herz gelegt sei.

“You can’t connect the dots looking forward; you can only connect them looking backwards. So you have to trust that the dots will somehow connect in your future. You have to trust in something — your gut, destiny, life, karma, whatever. This approach has never let me down, and it has made all the difference in my life..”

Steve Jobs - Verstorbener Apple Gründer und CEO.

Das sind die weiteren News der Woche: 

💰 Elons Pay Package: Nachdem ein Richter im sonst “businessfreundlichen” US-Bundesstaat Delaware ein 56 Milliarden US-Dollar schweres Optionspaket zur Kompensation von Tesla-CEO Elon Musk annulliert hatte, ließ Tesla nun erneut die Aktionäre abstimmen. Drei Viertel der Shareholder bestätigten das Gehalt, welches nur durch den überragenden Anstieg von Teslas Bewertung so unverhältnismäßig groß werden konnte. Musk hat sich dieses Gehalt verdient. Sorgen sollte Aktionäre aber weiterhin die mangelnde Aufsicht. Teslas Board ist ein Kaffeekränzchen aus Lakaien und verhandelt nicht auf Augenhöhe mit dem Über-CEO.
🔗 Reuters | BBC

🚁 Lilium ruft nach Staatshilfen: Nachdem auch Konkurrent Volocopter nach Steuergeldern ruft, verkündet der Flugtaxibauer Lilium laut Manager Magazin nun seinen Kapitalbedarf: 400 Millionen Euro, die private Investoren offenbar nicht mehr bereit sind zu investieren, sollen nun durch die französische Regierung, die KfW und öffentliche Bürgschaften aufgetrieben werden. Ich meine, der Staat sollte nie “Wagniskapitalgeber of last Resort” werden, wenn private Investoren die heißen Kartoffeln fallen lassen. Liliums internationale Konkurrenz schläft nicht und Flugtaxi haben wenig strategische Bedeutung für Deutschland. Den Investoren (Frank Thelens Freigeist, Tencent, Atomico und blauäugige SPAC-Anleger) ist der Verlust zuzumuten.
🔗 Manager Magazin

🫰 Wefox auf der Resterampe: Auf 4,5 Milliarden US-Dollar konnte PR-Primus und Wefox Gründer Julian Teicke die Bewertung seines InsurTech Startups wefox im Jahr 2022 hochjazzen. Nun scheint der Emirat-Investor Mubadala die Reißleine zu ziehen. Der neu eingesetzte CEO Mark Hartigan wurde beauftragt, die Firma zu Geld zu machen. Dabei werden werthaltige profitable Einheiten versilbert. Was danach noch an Wert übrig bleibt, ist fraglich. Die Gründer, welche, nachdem die letzten Investoren ihre Mindestrendite abgezogen haben, wohl leer ausgehen würden, versuchen laut Bloomberg den Verkauf zu verhindern.
🔗 Bloomberg | Financial Times

🇫🇷 Mistral AI fast 6 Milliarden wert: Das Pariser AI Startup Mistral, welches erfolgreich State-of-the-Art OpenSource KI-Modelle unter dem Namen Mixtral veröffentlichte hat ca. 500 Millionen US-Dollar auf einer Bewertung von über 6 Milliarden US-Dollar geraised. Zu den Geldgebern gehören DST Global und General Catalyst, berichten Insider.
🔗 Sifted | Reuters

🔨 Apple könnte erste DMA Strafe sehen: Mit Rügen und Strafen müssen vermutlich fast alle großen US-Techkonzerne in der EU rechnen. Ihre Anpassungen an den Digital Markets Act (DMA) reichen von Untätigkeit, über Scheinumsetzung bis zu “Malicious Compliance”, also Verschlimmbesserung. Die Europäische Kommission bemängelt, dass Apple es App-Entwicklern weiterhin nicht erlaubt, alternative Zahlmethoden effektiv umzusetzen.
🔗 Financial Times

🎧 Hörenswert: Der KI-Podcast (ARD, 27min)

Podcast Co-Host Gregor Schmalzried war so nett mich zum Thema Apple WWDC als ersten Gast in den vom BR/SWR produzierten ARD KI-Podcast einzuladen. In einer knappen halben Stunde analysieren wir Apples KI-Strategie.
🔗 Spotify | Apple Podcasts | Audiothek

📺 Sehenswert: OMR Digitale Vorreiter:innen AI Panel (55min)

Zusammen mit Digitale Vorreiter:innen Podcast-Host Christoph Burseg sprechen KI-Unternehmerin Elisabeth L’Orange und ich über den Status Quo und die Rolle Deutschlands mit Bezug auf Künstliche Intelligenz.
🔗 YouTube

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 17. Juni:
Dienstag 18. Juni:
Mittwoch 19. Juni:
Donnerstag 20. Juni: Accenture (BMO)
Freitag 21. Juni:

AMC: After Markets Close (nach Börsenschluss 22 Uhr) | BMO: Before Markets Open (morgens)
Nicht vollständig, lediglich Aktien, die wir als relevant erachten oder im Podcast/Sheet covern.

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