KW24 - Elon schießt den Vogel ab

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 20. Mai 2024


👋 Hallo! Du empfängst diesen Newsletter als eine(r) von 14,832 Abonnent:innen (+70).

❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 977 Worte und das vollständige Lesen dauert etwa 4 Minuten. Heute ist Montag, der 10. Juni 2024 und die KW24 startet.

🤦‍♂️ Elon schießt mal wieder den Vogel ab!

Was ist passiert? Am gestrigen Wahlabend, nach der Veröffentlichung der ersten (für demokratische Parteien und Bürger) desaströsen Hochrechnungen Antwortet Tesla-CEO und Twitter Führer Elon Musk auf ein Selbstbekenntnis zur Alternative für Deutschland (AfD) der Nutzerin Naomi Seibt. Musk fragt, warum einige so negativ auf die AfD reagieren würden. Seiner Meinung nach klingt die Politik der AfD keinesfalls extremistisch. Eventuell übersehe er aber etwas…

Naomi Seibt ist eine durchaus einflussreiche Klimaleugnerin mit Kontakten zur “Neuen Rechten”. Über 100.000 Follower hat sie sowohl auf Twitter als auch in ihrem YouTube-Kanal, der wie ein “Wrong Answers Only” Format zu jüngsten Ereignissen wie denen auf Sylt und in Mannheim wirkt. Seibt hilft mit ihrer Reichweite dabei, aus jeder Verfehlung der Rechten (Korrupter Krah, Höcke-Urteil) Beispiele für Unterdrückung von Patrioten und Opfermythen für AfD-Politiker zu formen. Ihre provokanten Einlassungen bringen ihr auch immer wieder Gastauftritte in Donald Trumps Lieblingssender Fox News, Alex Jones’ Desinformationskanal InfoWars oder dem russischen Propagandasender RT Deutsch ein.

Nun hat der reichste* und auf Twitter reichweitenstärkste Mann der Welt auf ihr Wahlbekenntnis reagiert und der neuen Rechten allein damit schon geholfen. Egal was Musk unter ihren Tweet geschrieben hätte, allein der Fakt, dass er mit ihr interagiert bringt der rechten Propagandistin zusätzliche Reichweite, weil Musks Account ca. 187 Millionen Follower hat und er aller Erkenntnis nach seine eigenen Inhalte stark übergewichten lässt. Naomi Seibt scheint sichtlich erfreut und distribuiert seine Twitter-Antwort mittelbar über einen von “ 🇷🇺 Russländer & Friends 🇩🇪”* geteilten Post im eigenen Telegram-Kanal.

Dass Musk qua Kommentarfunktion (“Wow!”, “Accurate!”, “Most people don’t know this.”) immer wieder rechten und rechtsextremen Inhalten und antisemitischen Verschwörungstheorien zusätzliche Reichweite verleiht ist leider nichts neues. Neu ist sein Interesse für deutsche Politik. So interagierte er im April auch erstmals mit dem mehrfach der Volksverhetzung bezichtigten und kürzlich wegen SA-Parolen verurteilten AfD-Ideologen Björn Höcke.

Geh nicht von Böswilligkeit aus, wenn Dummheit ausreicht, besagt Hanlon’s Razor. Doch sollte man Elon Musk so viel Naivität nicht unterstellen. Auch wenn seine Kommentare bei deutschen Faschisten stets mit einer Mischung aus Demut und Neugier daherkommen, weiß der Twitter Chef genau, was seine Interaktionen auf der inzwischen stark rechts-lehnenden Plattform bewirken.

Seine rechte Kommunion erfuhr Musk zu COVID-Zeiten. Als von Maßnahmen betroffener Unternehmer spürte er wirtschaftliche Nöte und staatliche Ein- und Übergriffe besonders stark und begann sämtliche demokratische Institutionen wie Regierung, Verwaltung, Parlamente, die sogenannten Mainstreammedien, selbst die Wissenschaft zu verteufeln. Er schien durchzumachen, was die typische Biografie vieler Reichsbürger ist. An Deutschland dürfte ihn vor allem die mangelnde Unternehmerfreundlichkeit, Proteste und Entschiede gegen den Bau und die Erweiterung seiner Gigafactory, die macht der Betriebsräte und “woke” Politik im Allgemeinen stören.

Bei allem unterstellten Kalkül wirkt Elon Musk dennoch weder intellektuell noch reflektiert. Nicht nur weil ihm klar sein muss, dass es natürlich insbesondere Plattformen wie Twitter, Telegram und TikTok sind, die auch dazu führen, dass gerade junge Menschen immer öfter radikale Ideen verinnerlichen und zur Wahlurne bringen. Auch nicht weil sein pseudo-reflektiertes “Maybe I’m missing something” nur eine Antwort kennt: Elon Musks Realität scheint nur noch auf Twitter stattzufinden, während er einen Großteil des Medienspektrums ignoriert und verunglimpft. Für jemanden, dessen Morning News Twitter sind, muss die AfD fast wie die politische Mitte wirken.

Die eigentliche kognitive Dissonanz im Visionärshirn von Elon Musk sollte der Umstand auslösen, dass er als selbsternannter Kämpfer für die freie Rede ausgerechnet jenen Politikern und Parteien Vorschub leistet, die ganz sicher als erste Amtshandlung zunächst klassische Medien, dann aber auch seine Plattform verbieten oder beschränken werden. Denn nirgendwo ist die freie Meinungsäußerung stärker unterdrückt als in den autokratischen Regimes Russlands, Chinas, des Nahen Ostens oder auch im rechten Ungarn.

“Elon Musk ist mein Held.”

Frank Thelen - Deutscher TV-Unterhalter über sein Idol im ntv Podcast.

Das sind die weiteren News der Woche: 

🚨 AI Arbeiter fordern Whistleblower Schutz: Eine Gruppe aus Mitarbeitenden in führenden AI-Unternehmen fordert, dass Angestellte, die sicherheitsrelevante Informationen aus der AI Forschung intern melden oder der Öffentlichkeit berichten ähnlich geschützt werden, wie Whistleblower, die kriminelles Verhalten in Unternehmen melden..
🔗 Right to Warn | Vox

🔙 Microsoft macht Total Recall: Nachdem das neue KI-Feature, welches alle 5 Sekunden Screenshots produziert und ablegt, um Nutzer:innen später ein ewiges Gedächtnis zu bieten immer wieder aufgrund von Sicherheitsmängeln kritisiert wurde, rudert Microsoft nun zurück und gelobt Besserung. Verschafft sich ein Hacker Zugang zum Rechner, könnte er im “Recall” Ordner Suchhistorie, Messenger-Kommunikation, Passwörter und vieles weiteres finden. Es sollte nicht einfach werden, die Nützlichkeit eines solchen Tools mit den extrem hohen Privacy-Anforderungen auszubalancieren. In Zukunft wird die Funktion per Default abgeschaltet bleiben.
🔗 Wired

🎥 TikTok Konkurrent stellt Video-Modell “Kling” vor: Kuaishou ist in China der größte Konkurrent der chinesischen TikTok-Schwester Douyin. Das Video-Modell namens Kling kann Videos bis zu 120 Sekunden in einer Auflösung von 1080p und 30 FPS erstellen. Die Qualität der Outputs kann sich mit OpenAIs Sora Modell messen und wirft Fragen über die Trainingsdaten beider Modelle auf.
🔗 Kling | Kommentar

🎧 Hörenswert: Haken Dran - Das Social Media Update mit Gavin Karlmeier und Philipp Klöckner

In der heutigen Folge des Haken Dran Podcast sprechen Host Gavin Karlmeier und ich unter anderem darüber, was der Norwegische Staatsfonds über Elon Musks 56 Milliarden Dollar Vergütung denkt, warum Microsoft sein AI-Gedächtnis “Recall” zurückrufen musste und weitere News aus der Social Media Sphäre.
🔗 Spotify | Apple Podcasts | Haken Dran Discord

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 10. Juni: Apple WWDC Konferenz, Yext (AMC)
Dienstag 11. Juni: Oracle (AMC)
Mittwoch 12. Juni: broadcom (AMC)
Donnerstag 13. Juni: Adobe (AMC)
Freitag 14. Juni:

AMC: After Markets Close (nach Börsenschluss 22 Uhr) | BMO: Before Markets Open (morgens)
Nicht vollständig, lediglich Aktien, die wir als relevant erachten oder im Podcast/Sheet covern.

Dieser Newsletter wird auch weiterhin jeden Montagmorgen auf wundersame Weise in Deiner Inbox erscheinen. Einen Faxabruf gibt es leider nicht. Vielleicht solltest Du die Absender-eMail in Deinem eMail-Programm whitelisten oder den Newsletter in Deine Primary Inbox verschieben, um keine Ausgabe zu verpassen.
Danke für Deine Zeit und Aufmerksamkeit! ❤️

📮 Schick mir gern Dein Feedback an [email protected] oder leite diese Mail an Freunde und Kollegen weiter, wenn Du sie nützlich fandest.

Oder nutze diesen Link um ihn in sozialen Netzwerken und mit Freunden zu teilen: https://doppelgaenger.beehiiv.com/subscribe?ref=PLACEHOLDER
Die erfolgreichsten Helfer:innen, erwähnen wir im nächsten Newsletter.