KW19 - Holgers KI Bilanz

Doppelgänger Update (BETA)

Von Holger Zschäpitz (Gastautor) · 6. Mai 2024


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❤️ Danke an Jonas, Patrick und Andre, die diese Woche die meisten neuen Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben, aber auch an alle anderen! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 867 Worte und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Montag, der 6. Mai 2024 und die KW19 startet.

Der Newsletter wurde heute von Gastautor und WELT-Wirtschaftsjournalist Holger Zschäpitz kuratiert. ❤️

🤖 KI Winner & Loser - eine Bilanz seit ChatGPT

Was passiert? Das OMR Festival steht vor der Tür und natürlich wird das prägende Thema auch in diesem Jahr Künstliche Intelligenz (KI) sein. Ein Höhepunkt ist sicherlich Pips Vortrag „Beyond the AI Hype: Wo wir wirklich stehen und was uns erwartet“. Da Pip noch an seiner Präsentation feilt, habe ich die Ehre, in dieser Woche ein paar bemerkenswerte Nachrichten auszuwählen.

Und was wäre sinnvoller, als die KI-Welt von den Börsen sortieren zu lassen, um eine Bilanz zu ziehen und Orientierung zu geben. Wie der Publikumsjoker bei „Wer wird Millionär“ die Weisheit der Vielen preisgibt, funktionieren die Finanzmärkte als Prognostiker noch besser. Schließlich wetten hier Akteure mit echtem Geld.

Es ist irre, wie leistungsfähig die KI-Modelle binnen so kurzer Zeit geworden sind. Nach dem Anfangshype muss es jetzt darum gehen, wo wirklich Mehrwert durch KI entsteht, wo Geschäftsmodelle disruptiert werden und wo andere Geschäftsmodelle plötzlich aufblühen.

Für die Bilanz habe ich die Börsenentwicklung seit dem Launch von ChatGPT Ende November 2022 herangezogen. Wenig überraschend haben die Schaufelhersteller für den KI-Boom, die Chiphersteller, gut abgeschnitten. Ganz vorn Nvidia mit einem Plus von 425 Prozent. Spannender ist schon, dass nach der jüngsten Rallye Alphabet im Kampf mit Microsoft in Sachen Börsenperformance die Nase vorn hat: 66 Prozent hat die Google-Mutter seit Ende 2022 gewonnen, Microsoft „nur“ 59 Prozent. Die Prophezeiung, das KI die Suche bei Google killen könnte – Perplexity & Co lassen grüßen –, ist nach den jüngsten Zahlen verschoben worden.

In Deutschland halten die Börsen SAP für einen KI-Gewinner. Die Walldorfer sitzen auf einem Datenschatz, der dank KI jetzt besser monetarisiert werden kann. Außerdem lässt sich mit dem Argument KI auch die Kundschaft ins Abo-Modell schubsen. Unter den Cloudfirmen ist Crowdstrike weit vorn. Die Aktie hat sich fast verdreifacht seit dem KI-Urknall. Diese Woche hat etwa Amazon angekündigt, die Sicherheitssoftware von Crowdstrike exklusiv in der eigenen Cloud zu verwenden.

Für mich überraschend stehen auch Booking (plus 72 Prozent) und Duolingo (+244 Prozent) in der Spitzengruppe. Viele Experten sahen beide Firmen als Verlierer. Ein Reiseagent könnte direkt mit den Hotels Deals machen. Und zum Sprachenlernen eignet sich auch ein KI-Bot, der könnte – ähnlich wie Duolingo – auch per Gamification zum Lernen motivieren. Großer Gewinner ist auch RELX. Der Anbieter der Anwaltssoftware Lexus Nexus kann seine juristische Datenbank nun besser aufbereiten und hat eine immense Preissetzungsmacht.

Apple hinkt seit November 2022 mit einem Plus von 24 Prozent dem Markt hinterher und hat mit der jüngsten Ankündigung eines rekordverdächtigen Aktienrückkaufs in Höhe von 110 Milliarden Dollar für etwas Börsenzauber gesorgt. Hier wollen die Akteure auf der Worldwide Developers Conference (WWDC) im Juni erst mal Fakten zur KI sehen. Verlierer dagegen sind bislang noch die Consultingfirmen. Accenture hat ein Prozent zugelegt seit November 2022. Hart im Minus sind die Lernplattformen Chegg (-82 Prozent) und Coursera (-31 Prozent) sowie der Call-Center-Agent Teleperformance (-56 Prozent) und der Anbieter von Kundensupport-Dienstleistungen Liveperson (-95 Prozent). Auch Fiverr, eine Plattform für Freelancerjobs, hat KI nicht gut getan. Schließlich kann die KI viele der angebotenen Jobs übernehmen.

Das sind die weiteren News der Woche: 

🥨 Trigger-Warnung: Ein OMR-Highlight ist wie jedes Jahr Philipp Westermeyers Keynote „State of the German Intenet”. Damit niemand wegen des digitalen Zustands in Deutschland in Depression verfällt, habe ich schon mal den Taschenrechner gezückt. Der Wert des GIX, das ist der von OMR zusammengestellte Index der börsennotierten deutschen B2C-Internetfirmen mit einer Marktkapitalisierung jenseits von 1 Mrd. Euro, dürfte von 43 Milliarden Euro im Vorjahr auf aktuell 37 Milliarden Euro gefallen sein. Hauptschuldige sind Hellofresh, Delivery Hero und Zalando, die binnen Jahresfrist 75, 34 bzw. 27 Prozent gefallen sind. Die 52 Prozent, die UnitedInternet gewonnen hat, oder die 46 Prozent Plus bei CTS Eventim konnten das nicht auffangen.

Bilanz eines Desaster: Deutsche Internetwerte fallen weiter zurück

🥦 Hellofresh könnte mit einem Börsenwert von knapp 1 Mrd. Euro schon bald aus dem GIX fliegen. Wie trostlos es bei börsennotierten Internetwerten hierzulande aussieht, offenbart der globale Vergleich. Die GAFAs, also Google, Amazon, Facebook und Apple, konnten ihren Wert von 5,1 Billionen Euro im Vorjahr auf 7,4 Billionen Euro erhöhen. Damit ist auch die Antwort auf eine der Fragen des letztjährigen OMR-Festivals „Peak GAFA?“ beantwortet. Friustrierend: selbst die chinesischen Internetgiganten Baidu, Alibaba und Tencent, die bei Westermeyers Keynote unter BAT firmieren, konnten dank der jüngsten Rallye deutlich ihren Wert steigern, nämlich von umgerechnet 600 Mrd. Euro im Vorjahr auf aktuell 634 Mrd. Euro.


🧟 Grok bei X: Elon Musk will bei X damit beginnen, Nachrichtenereignisse innerhalb der App mit Hilfe des Chatbots Grok von xAI zusammenzufassen. Die KI-generierten Zusammenfassungen basieren auf Nutzer-Tweets - nicht auf Nachrichtenartikeln von Drittanbietern - und werden nur für Premium-Abonnenten zur Verfügung stehen.
🔗 Bloomberg

☢️ Buffett vergleicht KI mit Atombombe: Investoren-Legende Warren Buffett hat auf der Hauptversammlung seiner Holding Berkshire Hathaway mal wieder gegen die Künstliche Intelligenz gerantet. Die Technik könnte sich so entwickeln, dass wir uns wünschen, den KI-Geist nie aus der Flasche gelassen zu haben. Betrügereien mit Künstlicher Intelligenz könnten die größte Wachstumsbranche aller Zeiten werden. Möglicherweise werde KI aber auch Gutes tun. Buffett selbst ist kein Technik-Experte. Das zeigt sich allein an seinem Portfolio. Bis auf Apple, Amazon, Snowflake und Nu Holding hat er nur traditionelle Werte in seinem Depot, mit Vorliebe Öl.
🔗 Quartz

“Artificial intelligence scams could become the growth industry of all time.”

Warren Buffett - Berkshire Hathaway

📈 Chart der Woche: Gazprom mit Milliardenverlust

Sanktionen doch nicht ganz wirkungslos? Wer die Reports des IWF liest, kann schnell den Eindruck gewinnen, dass die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland vollends verpuffen. Nach einem Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent im vergangenen Jahr prognostiziert der IWF für dieses Jahr ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 3,2 Prozent und für 2025 von 1,8 Prozent. Immerhin zeigen jetzt die Zahlen des vom Staat kontrollierten russischen Energieriesen Gazprom, dass die Sanktionen doch deutliche Spuren hinterlassen.

Erstmals seit 24 Jahren hat Gazprom im vergangenen Jahr einen Verlust gemacht und zwar gleich umgerechnet 6,9 Milliarden US-Dollar. 2022 lag der Gewinn noch bei 13,5 Milliarden US-Dollar, im Vorkriegsjahr 2021 sogar 26 Milliarden US-Dollar. Für den Kreml ist das eine Katastrophe, wird der Haushalt doch auch durch Einnahmen des Staatskonzerns Gazprom finanziert.
🔗 Bloomberg

🎙️ Hörenswert: Lanz & Precht über die Oxford Studie

Fernsehmoderator Markus Lanz und Fernsehphilosoph Richard David Precht haben jetzt endlich auch die Oxford-Studie in ihrem Podcast ausführlich diskutiert. Wir erinnern uns: 2013 sorgte eine Analyse der Universität Oxford für Furore, die anhand der Automatisierungswahrscheinlichkeit einzelner Jobs deren Zukunftsfähigkeit vorhergesagt hatte. Danach sollten langfristig rund 47 Prozent der Jobs verschwunden sein: Buchhalter, Ärzte, Juristen, Lehrer, Steuerberater, Bürokraten und Finanzanalysten alles sei problemlos ersetzbar.

Lanz und Precht lassen uns wissen, dass schon immer Jobs verlorengegangen sind wie Laternenanzünder, Sündenböcke oder Prügelknaben. Und wir erfahren auch, dass immer wieder neue entstanden sind wie beispielsweise der Influenzer. Aber die beiden glauben nicht, dass eine heutige Demokratie solche Umbrüche, die oftmals mehrere Jahrezehnte gedauert hätten aushalten. Im Podcast ist von unterkomplex die Rede, das gilt oft auch für den Podcast.
🔗 Spotify

📺 Sehenswert: How to Navigate AI Trends

Ich bin ja ein bekennender Market Maniac. Entsprechend ist auch meine Leidenschaft für Videos, die mir Ideen liefern, wie sich in AI investieren lässt. “How to Navigate the AI Trends”, könnte das Video von RealVision mit Krypto/Makro-Guru Raoul Pal, KI-Experte David Mattin und dem Optionspricing-Mann Imran Lakha überschrieben sein. Schaut rein und dankt mir später, könnte ich reißerisch wie die Spam-Dullies schreiben. Wer schon immer mal wissen wollte, wie das mit der Liquidität und den Kursen ist, schaut rein, wer sich für seine KI-Investments eine Bestätigung abholen will auch.
🔗 YouTube

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 6. Mai: Biontech (BMO), Palantir (AMC), Hims (AMC)
Dienstag 7. Mai: Ferrari (BMO), Disney (BMO), Datadog (BMO), Crocs (BMO), Nikola (BMO), Rivian (AMC), Arista Networks (AMC), Upstart (AMC), Lyft (AMC), Twilio (AMC), Electronic Arts (AMC)
Mittwoch 8. Mai: Uber (BMO), Shopify (BMO), Affirm (BMO), Arm (AMC), RobinHood (AMC), AirBnB (AMC), TheTradeDesk (AMC), BeyondMeat (AMC), Duolingo (AMC)
Donnerstag 9. Mai: Roblox (BMO), Plug Power (BMO), Constellation (BMO), Unity (AMC)
Freitag 10. Mai: DigitalOcean (BMO)

AMC: After Markets Close (nach Börsenschluss 22 Uhr) | BMO: Before Markets Open (morgens)
Nicht vollständig, lediglich Aktien, die wir als relevant erachten oder im Podcast/Sheet covern.

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