- Doppelgänger Update
- Posts
- KW18 - Alle Wege führen nach Chrome
KW18 - Alle Wege führen nach Chrome
Doppelgänger Update (BETA)
Von Jan aus dem Off · 28. April 2025
👋 Hallo! Du empfängst diesen Newsletter als eine(r) von 19,065 Abonnent:innen (+178).
❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 1,176 Wörter und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Montag, der 28. April 2025 und die KW18 startet.

Der Newsletter wird heute von unserem Producer “Jan aus dem Off” zusammengestellt.
Danke für die Unterstützung!
🌌 Alle Wege führen nach Chrome
Was ist passiert? Google scheint sein bereits im Suchgeschäft gerügtes Fehlverhalten nun auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz fortzusetzen. Letzten Sommer hatte ein US-Gericht geurteilt, dass Google ein Monopol auf dem Markt für Web-Suche besitzt. In einem Folgeprozess muss nun ein Bundesrichter festlegen, wie diese Marktmacht beschränkt werden kann. Dort sagte diese Woche ein Google Manager aus, dass Google eine „enorme Summe“ an Samsung zahle, damit die Gemini-KI-App vorinstalliert werde – obwohl Gerichte vergleichbare Absprachen im Suchmarkt bereits für illegal erklärt haben. Google argumentiert, dass seine KI-Produkte nicht in das laufende Verfahren gehörten, da die Suche alleiniger Verfahrensgegenstand sei. Die vom US-Justizministerium (DoJ) vorgeschlagene Maßnahmen gegen Google würden Innovationen in den USA zurückhalten und die USA im Wettrennen mit China schwächen. Welche Maßnahmen stehen im Raum?
Ein möglicher Verkauf des Chrome-Browsers. Das DoJ fordert, dass Google den Chrome-Browser veräußert. Mit einem Marktanteil von über 60 Prozent verschafft Chrome dem Konzern einen erheblichen Wettbewerbsvorteil – sowohl weil Google dort eigene Such- und KI-Dienste als Standard setzen kann als auch, weil der Browser umfangreiche Daten über Nutzerverhalten und Webseiteninhalte liefert. Mehrere Unternehmen sollen bereits Interesse an einer möglichen Übernahme bekundet haben. So erklärte Yahoo vor Gericht, man arbeite zwar an einem eigenen Webbrowser, doch der Kauf von Chrome wäre der deutlich einfachere Weg, um eine größere Nutzerbasis zu erreichen. Neben Nutzerzugang wäre OpenAI aus weiteren Gründen daran interessiert, Chrome zu kaufen.
Eine Kooperation mit OpenAI hatte Google abgelehnt, wie im Verfahren bekannt wurde. Nachdem OpenAI bei seinem bisherigen Suchpartner Bing auf Probleme gestoßen war, wandte sich das Unternehmen an Google. In einer vor Gericht vorgelegten E-Mail schrieb OpenAI: „Wir glauben, dass mehrere Partner – insbesondere Googles API – es uns ermöglichen würden, für Nutzer ein besseres Produkt anzubieten.“ Ein leitender OpenAI-Mitarbeiter erklärte, der Vorschlag des DoJ, Google zur Weitergabe seiner Suchdaten an Wettbewerber zu verpflichten, würde die Weiterentwicklung von ChatGPT deutlich beschleunigen. ChatGPT sei noch Jahre davon entfernt, sein Ziel zu erreichen, mit eigener Suchtechnologie 80 Prozent der Anfragen beantworten zu können. Für den Erfolg von Chatbots ist eine zuverlässige Suche mit aktuellen Daten entscheidend, da die Trainingsdaten großer Sprachmodelle üblicherweise bereits mehrere Monate alt sind.
Perplexity sei nicht an der Übernahme von Chrome interessiert, sagte Aravind Srinivas, der CEO des KI-Suchmaschine. Chrome sei dank seiner “hervorragenden Umsetzung zum dominierenden Browser geworden” und Perplexity entwickle einen eigenen Browser basierend auf Chromes Open-Source-Version Chromium. Srinivas sagte diese Woche im TBPN Podcast, dass einer der Gründe für den Bau eines eigenen Browsers darin liege, Daten über alles zu sammeln, was Nutzer außerhalb der eigenen App tun um anschließend Premium-Werbeplätze verkaufen zu können. Was Perplexity an Google “besonders frustriert” sei, wie schwierig es sei, irgendetwas an Android zu ändern. Gerätehersteller dürften nur dann eine von Google zertifizierte Android-Version ausliefern, wenn zentrale Google-Apps wie Play Store oder Maps vorinstalliert seien. „Google-genehmigt“ bedeute de facto, dass Google als Standardsuchmaschine sowie Gemini als Standard-Sprachassistent gesetzt bleiben. “Die aus unserer Sicht richtige Abhilfe ist keine Zerschlagung von Google, sondern den Verbrauchern die freie Wahl ihrer Standardeinstellungen auf Android zu ermöglichen”, betonte Srinivas.
AI als Verfestigung von Googles Such-Monopol. Das DOJ befürchtet, dass Googles Such-Monopol dem Konzern dabei hilft, KI-Produkte zu verbessern, die ihrerseits Nutzer wieder zur Google-Suche zurückführen. Parisa Tabriz, General Managerin von Chrome, betonte am Freitag während des Kartellverfahrens, es sei unmöglich, Google vom Erfolg von Chrome zu „entflechten“. Tabriz erwähnte außerdem, dass das Chrome-Team derzeit daran arbeite, künstliche Intelligenz direkt in den Browser zu integrieren, um ihn „agentischer“ zu machen. Google möchte, dass Chrome im Namen der Nutzer automatisiert Aufgaben übernimmt – von der Formularausfüllung über Recherchen bis hin zum Online-Shopping.
Plötzlich keine Kleptokratie mehr? Die dreiwöchige Verhandlung endet am 9. Mai. Richter Amit Mehta wird voraussichtlich im August sein Urteil fällen, woraufhin Google plant, Berufung einzulegen, sodass Analysten davon ausgehen, dass eine endgültige Entscheidung erst in einigen Jahren fällt – allerdings noch während der Amtszeit von Präsident Trump. Es fällt schwer zu glauben, dass der Präsident ausgerechnet beim Kartellrecht plötzlich seine Leidenschaft für Gerechtigkeit und Fairness entdeckt hat: Bei der jüngsten Amtseinführung standen Zuckerberg, Pichai und Bezos hinter ihm und applaudierten begeistert. Noch 2017 hatten Google-Führungskräfte mit Mitarbeitern gegen strenge Einwanderungsmaßnahmen protestiert. Heute, während Menschen ohne Verfahren nach El Salvador deportiert werden und ein Verfassungsgerichtsurteil dazu von der Regierung ignoriert wird, herrscht Schweigen. Noch scheinen sich die Investitionen in Trumps zweite Amtszeit für Alphabet und Meta nicht ausgezahlt zu haben. Denkbar ist allerdings, dass die laufenden Antitrust-Verfahren für Big Tech letztlich glimpflicher enden, als es derzeit scheint – Trump könnte in den Verfahren einen eigenen Vorteil sehen und das Kartellrechtsschwert so lange über den Konzernen schweben lassen, bis sie den geforderten Preis zahlen.
“Vladimir, STOP!” 🙏
Das sind die weiteren News der Woche:
🚼 Bei Meta wird Jugendschutz weiterhin klein geschrieben. Meta steht wegen seiner KI-Chatbots in der Kritik. Das Wall Street Journal führte Hunderte Testgespräche durch und stellte fest: Trotz bestehender Sicherheitsrichtlinien sind die Bots in der Lage, sexuelle Rollenspiele mit Minderjährigen zu simulieren. Mark Zuckerberg soll sich intern für weniger strenge Sicherheitsmaßnahmen ausgesprochen haben, um die Bots „menschlicher“ und interessanter wirken zu lassen. Laut den WSJ-Recherchen hat Meta zwar einige Änderungen vorgenommen, zahlreiche Schwachstellen bestehen jedoch weiterhin.
🔗 WSJ
🚀 Don’t be evil: Rund 300 Mitarbeiter der Google-Tochter DeepMind in London versuchen derzeit, sich der Communication Workers Union (CWU) anzuschließen. Hintergrund ist die wachsende Unzufriedenheit über DeepMinds Verteidigungsverträge und Verbindungen zur israelischen Regierung. Kritisiert wird unter anderem das Cloud-Computing-Abkommen “Project Nimbus” mit Israel sowie Berichte über den Einsatz von KI-Systemen im Gazastreifen. Die Mitarbeiter werfen dem Unternehmen vor, seine ethischen Grundsätze zu verraten – insbesondere seit Google 2024 eine Selbstverpflichtung aufgehoben hat, keine KI für Waffen- oder Überwachungszwecke zu entwickeln. Einige DeepMind-Ingenieure haben bereits aus Protest gegen die militärische Nutzung der Technologie gekündigt..
🔗 Financial Times
💰 $120 Mrd. angestrebte Bewertung für XAi: Elon Musks xAI Holdings führt laut Bloomberg noch frühe Gespräche über eine Finanzierung von rund 20 Mrd. US-Dollar. Damit würde das neu fusionierte KI-/Social-Media-Gebilde (xAI + X) auf über 120 Mrd. US-Dollar taxiert – die zweitgrößte Start-up-Runde nach OpenAIs 40-Mrd.-Dollar-Deal im März. Das Kapital soll unter anderem Xs Zinslast von etwa 200 Mio. Dollar pro Monat verringern; als potenzielle Geldgeber gelten langjährige Musk-Förderer Antonio Gracias (Valor Equity) und Luke Nosek (Gigafund)..
🔗 TechCrunch
📱 Apple will iPhone Endfertigung von China nach Indien verlegen. Apple plant, die gesamte Endfertigung von iPhones für die USA bis spätestens Ende 2026 nach Indien zu verlagern, bleibt aber auf viele Vorprodukte aus China und anderen Ländern angewiesen. Aktuelle iPhones setzen sich aus etwa 2 700 Teilen zusammen, gefertigt von 187 Zulieferern in 28 Ländern. China reagiert auf diese Verlagerung mit gezielten Exportbeschränkungen für kritische Produktionsmaschinen und Know-how. Die chinesischen Behörden blockieren oder verzögern zunehmend die Ausfuhr von Spezialmaschinen, die für den Aufbau und Ausbau von Hightech-Fertigungsstraßen in Indien nötig sind.
🔗 CNBC
🤑 Chart der Woche: Der Aufstieg der Ultrareichen
Die reichsten Amerikaner haben 2024 rund eine Billion Dollar ($1,000,000,000,000) an neuem Vermögen geschaffen – mehr als das BIP der Schweiz. Laut Ökonom Gabriel Zucman kontrollieren die 19 reichsten Haushalte nun 1,8 % des gesamten US-Haushaltsvermögens, etwa 2,6 Billionen Dollar.
Insgesamt hielten die reichsten 1 % in den USA 2023 34,8 % des Vermögens – deutlich mehr als in Großbritannien, Frankreich oder Deutschland. Je wohlhabender ein Haushalt 1990 war, desto schneller wuchs sein Vermögen seither.
🔗 Wall Street Journal
🎧 Hörenswert: Lage der Nation #428 (ca. 84 min)

Bei der Lage der Nation Folge 428 erfahrt ihr aus erster Hand wie die Ermittlungen zu Cum-Ex abliefen, wie der Staat durch Steuerbetrug Milliarden verliert – und warum er sich das gefallen lässt.
🔗 Lage der Nation
📺 Sehenswert: Europa: Abgehängt bei seltenen Erden? (ca. 10 min)

Im letzten Doppelgänger Podcast haben wir gehört: Was ist die ultimativ knappe Ware, wenn Arbeit und Strom beinahe kostenlos werden in entfernter, aber absehbarer Zukunft? Dann bleiben first-principle-thinking am Ende nur die Rohstoffe. In dieser kurzen Doku wird erklärt, wie das Rennen um strategisch wichtige Rohstoffe läuft. Die EU ist bislang massiv von Importen abhängig, doch das soll sich ändern. Die EU-Kommission hat viel Geld versprochen, um eine starke Infrastruktur aufzubauen.
🔗 Arte.tv | YouTube
🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche
Montag 28. April: Opera (BMO)
Dienstag 29. April: SoFi (BMO), PayPal (BMO), Spotify ( BMO), Visa (AMC), Snap (AMC), Booking Holdings (AMC)
Mittwoch 30. April: Microsoft (AMC), Meta (AMC), RobinHood (AMC)
Donnerstag 1. Mai: Roblox (BMO), Apple (AMC), Amazon (AMC), AirBnB (AMC), reddit (AMC), Atlassian (AMC) — 🌹 Internationaler Kampftag der Arbeiterklasse ✊
Freitag 2.Mai: —
Dieser Newsletter wird auch weiterhin jeden Montagmorgen auf wundersame Weise in Deiner Inbox erscheinen. Einen Faxabruf gibt es leider nicht. Vielleicht solltest Du die Absender-eMail in Deinem eMail-Programm whitelisten oder den Newsletter in Deine Primary Inbox verschieben, um keine Ausgabe zu verpassen.
Danke für Deine Zeit und Aufmerksamkeit! ❤️
📮 Schick mir gern Dein Feedback an [email protected] oder leite diese Mail an Freunde und Kollegen weiter, wenn Du sie nützlich fandest.
Oder nutze diesen Link um ihn in sozialen Netzwerken und mit Freunden zu teilen: https://doppelgaenger.beehiiv.com/subscribe?ref=PLACEHOLDER
Die erfolgreichsten Helfer:innen, erwähnen wir im nächsten Newsletter.