KW13 - Apple in der Sackgasse - Reddit "poppt"

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 25. März 2024


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❤️ Danke an Marcus B., Selina und Niklas, die diese Woche die meisten neuen Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben, aber auch an alle anderen! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 2.209 Worte und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist der 25. März 2024 und die KW13 startet.

⛈️ Dunkle Wolken über Apple - Steckt Tim Cook in der Sackgasse?

Apple CEO Tim Cook | Bild durch KI generiert (MidJourney)

Was passiert? Bei Apple läuft es gerade nicht. Der Umsatz stagniert. Die iPhone-Verkäufe in China gingen zuletzt um ein Viertel zurück. Die vermeintlich nächste Plattform, das Apple Auto hat man aufgegeben. Die Datenbrille Vision Pro wird auf Jahre gesehen nicht relevant zum Umsatz beitragen. Gegen den Techkonzern wurden neue Antitrust-Verfahren in der EU und den USA eröffnet. Es ist schwer abzusehen, wie CEO Tim Cook das legendäre Unternehmen zurück auf Wachstumskurs steuern soll.

2.7 Billionen US-Dollar ist Apple derzeit wert und damit das zweitwertvollste Unternehmen nach Microsoft. Immerhin 87 Prozent dieses Wertes wurde unter dem Regime von Tim Cook aufgebaut, der Apple Gründer Steve Jobs 2011 ablöste, als die Firma gerade einmal 350 Milliarden US-Dollar wert war. Jedes vierte Smartphone wird von für Apple gebaut. Ein Großteil der Profite der gesamten Smartphone-Branche werden im kalifornischen Cupertino vereinnahmt. Von 400 Milliarden Umsatz wird Apple dieses Jahr mehr als ein Drittel als operativer Gewinn verbleiben. Was Jobs und Cook aufgebaut haben, ist zweifelsohne der erfolgreichste Hardwarehersteller der Welt.

Doch die Maschine stottert. In Coronazeiten konnte Apple zeitweise mit mehr als 50 Prozent wachsen, weil Unternehmen, Behörden und Menschen sich für die neue Arbeitswelt mit neuen Geräten ausstatteten und das neuste iPhone oft den Shoppingbummel in der Stadt kompensierte.

Heute sind Nutzer noch mit guter Hardware eingedeckt und die neueren iPhone Generationen bieten einfach zu wenig Innovation und Mehrwert, um einen Anlass zum Modellwechsel zu geben. Im wirtschaftlich angeschlagenen China rutscht Apple daher auf Platz vier der meistverkauften Smartphones ab. Selbst Menschen, für die 1.500 Euro keine Hürde darstellen, sehen keinen Grund zum Wechsel.

Software: Mit Abonnements, Serviceangeboten und dem eigenen AppStore verdient Apple fast 20 Prozent seines Umsatzes - Tendenz steigend. Mehr als 20 Milliarden kassiert Apple zudem von Google dafür, dass es deren Suchmaschine als Standardeinstellung vorinstalliert. Letztlich verkauft Apple die Suchen seiner Nutzer an Google und bekommt dafür einen guten Anteil des Gewinns, wenn Nutzer Anzeigen klicken. Der Serviceanteil der Apple-Umsätze wächst immerhin noch zweistellig.

Cash Cow in Gefahr. Ausgerechnet die AppStore-Einnahmen und eventuell später der Google-Deal könnten aber in Gefahr sein. Zudem droht ein Schaden für das Saubermann-Image Apples. Das US Department of Justice (DOJ) eröffnete Donnerstag ein Verfahren gegen Apple. Vorgeworfen wird dem Unternehmen unter anderem der Umgang mit Konkurrenten auf der eigenen Plattform und mangelnde Interoperabilität der eigenen Produkte und Messaging-Lösung. Die EU wiederum verhängte aus ähnlichen Gründen bereits eine Strafe in Höhe von 1.8 Milliarden Euro und kündigte weitere Untersuchungen im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) an.

Die Aufmerksamkeit der Regulatoren wird vermutlich nicht dafür sorgen, dass Apple deutlich weniger iPhones verkauft. Die teilweise auf Apples selbst geschaffenen Monopol beruhenden Service-Umsätze weiter zu steigern, sollte aber schwer werden, wenn die AppStore Gebühren beanstandet werden. Gleichzeitig könnte im schlimmsten Fall der lukrative Suchmaschinen-Deal mit Google untersagt werden.

So what? Scheint sich Apple zu sagen. Denn die Antwort auf den fragwürdigen Deal unter Monopolisten von Apple zeigt - wenn überhaupt - dass der Konzern noch wenig Sensibilität für die neuerliche Antitrust-Aufmerksamkeit entwickelt. Denn um einen Agent mit künstlicher Intelligenz auf die eigenen Geräte zu bringen, entschied sich Tim Cook nun ausgerechnet für einen weiteren Exklusivdeal mit - wieder einmal - Google. Deren Gemini Modell könnte Apple zukünftig an über eine Milliarde von Apple-Nutzern distribuieren.

Fazit: Was kurzfristig gesehen wieder einmal wie ein attraktives Geschäft für Apple scheint, könnte strategisch zur Sackgasse werden. Kunden an Googles Produkte verkaufen bringt mehr Geld als selbst eine überlegene KI zu entwickeln. Braucht Apples Innovationsmangel aber ein weiteres Mahnmal, dann wäre es diese wegweisende Entscheidung. So hoffe ich, dass es sich bei der Google-Zusammenarbeit nur um eine temporäre Lösung handelt, bis Apple seinen eigenen Chat-Agenten entwickelt.
🔗 TechCrunch | The Verge | Bloomberg

Das sind die weiteren News der Woche: 

💰 Microsoft wirbt Inflection AI Team ab. Mustafa Suleyman ist einer der Gründer der später von Google akquirierten AI Schmiede Deepmind. Finanziert von LinkedIn Gründer Reid Hoffman raiste Inflection für seinen Chat Agent PI 1.5 Milliarden US-Dollar. Nun wechseln die Gründer Suleyman und Simonyan samt Team zu Microsoft. Investoren des wenig erfolgreichen Startups bekommen ihr Geld zurück und hunderte Millionen Lizenzeinnahmen von Microsoft, nicht aber die übliche Wagniskapitalrendite. Müffeln tut der Deal aus zwei Richtungen. Zum einen rettet Reid Hoffman, der auch im Board von Microsoft sitzt, scheinbar ein zweites Mal eins seiner Investments mit anderer Leute Geld. Zum anderen scheint Microsoft, in der Gewissheit ebenfalls unter Antitrust-Verdacht zu stehen, immer kreativer dabei zu werden, die Dienste und Rechte von Unternehmen zu erwerben, ohne das Unternehmen selbst zu kaufen. Denn das könnte ja einem Wettbewerbsvorbehalt unterliegen.
🔗 TechCrunch | Financial Times | The Verge

🔔 Reddit IPO poppt fast 70 Prozent. Einen furiosen Start legte der Börsengang der Forenplattform Reddit hin. Für 34 US-Dollar zugeteilt, stieg die Aktie am ersten Handelstag um fast 70 Prozent auf fast 58 US-Dollar, bevor sie den Tag um die 50 US-Dollar beendete. Wie im letzten Newsletter beschrieben, ist Vorsicht geboten. Das neuerliche User- und Umsatzwachstum von Reddit könnte einerseits darauf beruhen, dass Google die Webseite kürzlich so gut wie noch nie platziert. So gut, dass ein weiterer Aufstieg unwahrscheinlich wirkt. Andererseits ist unklar, wie gut Reddit die Inhalte seiner Nutzer an KI-Firmen lizenzieren kann. Aus Sicht des Werbegeschäfts ist die Plattform untermonetarisiert. Ob man die internetaffinen User aber besser vermarkten kann, bleibt fraglich. Mit dem Neunfachen des Umsatzes bewertet erscheint mir Reddit nun noch teurer als auf IPO-Niveau. Ein gutes Signal ist das gelungene IPO auf jeden Fall für weitere Kandidaten in der Börsenwarteschlange.
🔗 The Guardian | Reuters | Financial Times

💸 Saudis wollen 40 Milliarden in AI stecken: Der Public Investment Fund des Königreich Saudi Arabien (PIF) will mit bis zu 40 Milliarden US-Dollar der größte KI-Investor der Welt werden. Angeblich wurde auch eine Partnerschaft mit dem renommierten US-VC Andreessen Horowitz (A16Z) diskutiert. Die Golfstaaten scheinen schon seit längerem ihr strategisches Interesse für das Thema KI entdeckt zu haben. Ihr Vorteil ist vor allem, dass in den Kassen von herkömmlichen Wagniskapitalinvestoren mangels IPO eher Ebbe herrscht, das Geld im Golf weiterhin aus dem Boden sprudelt.
🔗 New York Times | Reuters

🧠 Neuralink Patient spielt Schach mittels Hirnchip: Die von Elon Musk initiierte Firma Neuralink entwickelt neuartige Schnittstellen (Interfaces) zwischen Computern und dem menschlichen Gehirn. In einer Präsentation zeigte man nun, wie ein gelähmter Patient das erste Mal einen Schachcomputer via Neuralink-Implantat bedient. Neuralink ist nur eine von vielen Firmen, die auf dem Gebiet gerade Fortschritte erzielen. Sympathie hat sich Patient Noland Arbaugh (29) bei mir verdient, weil er die meiste Zeit mit seinem Chip dazu genutzt hat, das Spiel Civilization VI zu spielen.
🔗 Wall Street Journal | ZEIT

⚖️ Chart der Woche: EU Antitrust Strafen

Von Rekordstrafen liest man regelmäßig im Zusammenhang mit Wettbewerbsstrafen durch die Europäische Kommission? Schaut man sich jedoch die betroffenen Märkte und Sachverhalte etwas länger an, kann man leider keinerlei abschreckende Wirkung dieser Strafen feststellen. Zu attraktiv sind die Profite aus dem fortgesetzten Marktmachtmissbrauch der Techkonzerne.

📺 Sehenswert: AlphaGo (90 min)

Durch Zufall bin ich kürzlich auf die Dokumentation AlphaGo gestoßen. Der Film, der bereits im Jahr 2017 erschien, dokumentiert das Unterfangen der Google-Tochter Deepmind, eine künstliche Intelligenz zu erschaffen, die menschliche Spieler in dem mehr als tausend Jahre alten chinesischen Brettspiel übertrifft.

Während Schach ein vergleichsweise unterkomplexes Spiel ist, und der erste Triumph eines Computer über Schachgroßmeister nur eine Frage der Rechenleistung war, gilt Go als das komplexeste Spiel der Welt und Wissenschaftler hielten es für unmöglich, dass ein Computer es meistern könnte.

Berührt hat mich der Moment, in dem der 18fache Meister Lee Sedol begreift, dass er, der begabteste Kandidat im Team Menschheit, der künstlichen Intelligenz in einem derart sophistizierten Spiel unterliegen wird. Ein Gefühl der tiefen Demütigung muss Lee Sedol beschlichen haben. Zumindest habe ich das gefühlt. Gleichzeitig sind es Menschen, die das Supermodell das ihn schlagen konnte programmiert haben.

Künstliche Intelligenz wird uns in den nächsten Jahren immer wieder brüskieren und eine Niederlage nach der anderen beibringen. Doch gleichzeitig ist sie die nächste Stufe unseres Bewusstseins und wird den Menschen unendliche Möglichkeiten erschließen.
🔗 IMDb | YouTube 

Yesterday I was surprised, but today it’s more than that; I am quite speechless.

Lee Sedol - Go Meister, nachdem er wiederholt gegen Deepminds AlphaGo unterliegt

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 25. März: —
Dienstag 26. März: GameStop (AMC)
Mittwoch 27. März: ASML (BMO), SAP (BMO), Braze (AMC)
Donnerstag 28. März: LVMH (AMC)
Freitag 29. März:
AMC: After Markets Close (nach Börsenschluss 22 Uhr) | BMO: Before Markets Open (morgens)
Nicht vollständig, lediglich Aktien, die wir als relevant erachten oder im Podcast/Sheet covern.

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Die erfolgreichsten Helfer:innen, erwähnen wir im nächsten Newsletter.