KW12 - Aufstehen, aber wofür?

Doppelgänger Update (BETA)

Von Philipp Klöckner · 17. März 2025


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❤️ Danke an alle, die letzte Woche neue Leser:innen auf unseren Newsletter aufmerksam gemacht haben! Die “Share the Newsletter” Funktion findet ihr am Ende der aktuellen Ausgabe und das Rennen startet jeden Montag von neuem. Der heutige Newsletter hat 1,170 Wörter und das vollständige Lesen dauert etwa 5 Minuten. Heute ist Montag, der 17. März 2025 und die KW12 startet.

🧑‍🔬 Aufstehen für Tesla oder für die Wissenschaft?

Was ist passiert? Auf dem Rasen des Weißen (Auto-)Haus verkündete US-Präsident Trump während einer Tesla-Dauerwerbesendung in Gegenwart des Tesla-CEO und Trump-Symbionten Elon Musk und dessen Lieblings PR-Accessoire Sohn Lil X, dass Angriffe auf Tesla Autos, Ladesäulen oder Filialen in Zukunft als Akt des inländischen Terrorismus eingeordnet würden.

Ein weiteres Mal werden Interessenkonflikte offenbart. Denn man möchte intuitiv sagen, dass es vollkommen absurd ist, wenn der Staat seinen engsten Sicherheitsschirm über ein privates Unternehmen spannt. Da Tesla-Boss Musk und die Regierung aber gar nicht mehr zu trennen sind, könnte man mit Leichtigkeit argumentieren, dass ein Angriff auf dessen Besitzstände auch immer ein Akt politischer Kriminalität ist.

Teslas Probleme häufen sich. Anschläge auf Firmeneigentum sind nur die extremste Form des Protests. Dem Aktienkurs schadet viel mehr, dass eine breite Schicht demokratischer und liberaler Menschen auf der ganzen Welt nicht mal für Geld in eins von Elons Swasticars einsteigen würden, geschweige denn den Neupreis zahlen würden, um dem Wertverfall der einstigen E-Pionierwagen zuzuschauen. 94 Prozent der Deutschen würden laut einer aktuellen Umfrage keinen Tesla-Kauf erwägen.

Stand with Tesla. Der nächste Akt im rechten Drama ist immer die Märtyrer-Erzählung. Rednecks und MAGA-Maxis sollen jetzt erst recht ihre von Inflation und Zöllen belasteten Ersparnisse auflösen, um einen Tesla zu kaufen und den Bailout für den reichsten Mann der Welt zu organisieren. Trump verwandelt den Präsidentensitz in einen Tesla-Showroom, Podcaster Joe Rogan nimmt sein Sondermodell öffentlichkeitswirksam in Empfang und Elon-Speichellecker in dessen Echokammer X posten “Stand with Tesla” Bilder. Früher hätte Elon das noch als “The New Thing” verspottet. Wenn Bürger mit Ukraine- oder Impf-Emojis Haltung zeigen, framt er sie als gehörige Herdentiere. Jetzt ist er auf die letzten Glaubenskrieger im Kampf um den Niedergang Teslas angewiesen.

Forschung statt Faschismus. Aus ganz anderen Gründen gehen in den letzten Tagen immer wieder Wissenschaftler in den USA auf die Straße. Unter dem Motto “Stand up for Science” kämpfen Forscher gegen Kürzungen und Denkverbote. Allein die renommierte Johns Hopkins Universität musste mehr als 2.000 Mitarbeiter:innen entlassen, weil Elons Staatsverkrüppelungsbehörde DOGE Mittel kürzte. Vielerorts fällt wichtige Forschung in Naturwissenschaften, Medizin und anderen Fächern dem Rotstift des Trump-Oligobro Musk zum Opfer.

Ebenfalls bedenklich finde ich, wie oft ich in den letzten Tagen und Wochen gehört habe, dass Wissenschaftler sich in Podcasts, Radio oder Artikeln nicht namentlich erwähnen lassen wollen oder gar komplett die Aussage vermeiden. Immer wieder wird auf Angst vor Repressionen und drohende Kürzung von Forschungsmitteln verwiesen. Wer an unliebsamen Protesten teilnimmt, muss sogar mit der Einziehung der Green Card und einem Ticket für einen Abschiebeflug rechnen. Redefreiheit und Freiheit der Forschung gehören längst zu den ersten Opfern, während man peinlich genau die Projekt25 Agenda abarbeitet.

Vielleicht ist eine Chance für Europa, das natürliche, sichere und freie Zuhause für die ambitioniertesten Forscher der Welt zu werden. Einfach wird das nicht, aber schon jetzt googlen mehr Menschen denn je als man aus den USA nach Großbritannien oder Europa ausreist.

Mit Spannung beobachte ich auch die Entwicklung um Yann LeCun. Der französisch-stämmige KI-Guru von META äußert sich regelmäßig pro-Wissenschaft und damit sollte er für Facebook-Gründer und Trump-Wegbegleiter Mark Zuckerberg zunehmend ein Dorn im Auge sein. Der kann aber wiederum nicht auf seinen Superforscher verzichten. Wäre es nicht ein tolles Signal, wenn LeCun seine Arbeit stattdessen in Europa fortsetzt?

“The US seems set on destroying its public research funding system. Many US-based scientists are looking for a Plan B.”

Yann LeCun - US-Investor in einem 2009 veröffentlichten Manifest.

Das sind die weiteren News der Woche: 

🤷 Google und OpenAI wollen weiter aus dem Internet lernen. Derzeit versuchen die großen Techkonzerne und Lobbyorganisationen die KI-Gesetzgebung der US-Regierung mitzugestalten. OpenAI und Google versuchen dabei zu erreichen, dass sie auch weiterhin Urheberrechtgeschütztes Material zum Training ihrer Grundlagenmodelle verwenden können. OpenAI wünscht sich außerdem, dass der chinesische Konkurrent DeepSeek in den USA verboten wird. Auch Konkurrent Anthropic warnt vor Sicherheitsrisiken.
🔗 The Decoder | TechCrunch

🧠 Baidus Ernie-Modelle legen nach: Der chinesische Suchmaschinenbetreiber Baidu veröffentlichte gestern sein neuestes Modell Ernie 4.5 und das Reasoning-Modell Ernie X1. Letzteres soll mit dem chinesischen Konkurrenten DeepSeek R1 mithalten können und nochmal 50% günstiger sein.
🔗 TechCrunch | Reuters

💰 Klarna IPO rückt in greifbare Nähe. Nachdem schon relativ lang bekannt war, dass das schwedische BNPL-Unternehmen einen Börsengang plant, hat man nun das IPO-Prospekt veröffentlicht. Eine ausführliche Analyse wird es in der Mittwochsepisode des Doppelgänger Podcast geben.
🔗 TechCrunch

🆘 Chart der Woche: Schuldenbazooka

Rüstungs- und Infrastrukturinvestitionen sind lange überfällig. Schaut man sich Länder an, welche die Konjunkturflaute besser meistern und weiter wachsen, fällt schnell ins Auge, dass ein Großteil der Wirtschaftsleistung mit Schulden erkauft wurde. Im Idealfall winken dem Staat später auch höhere Einnahmen durch die Besteuerung der Mehrleistung und bessere Infrastruktur und Bildung.

Friedrich Merz’ 900 Milliarden Euro Bazooka wird den durchschnittlichen Steuerzahler bzw. Erwerbstätigen rund 20.000 EUR an neuen Schulden über die nächsten Jahre kosten. Direkte Zinsen und die Steigerung des langfristigen Zinsniveaus werden allein rund 1.000 EUR zusätzliche Kosten pro Jahr generieren.

Umso wichtiger wäre es darauf zu achten, dass die neuen Schulden streng in Investitionen in Sicherheit, Bildung und Infrastruktur fließen. Aber damit ist Merz schon jetzt gescheitert, weil er ein ähnlich schlechter Verhandler ist wie sein US-Kollege.
🔗 FAZ

📺 Sehenswert: Can you fool a self-driving car? (ca. 19 min)

Lidar ist Elon Musk zu teuer? Wenn Menschen mit zwei Augäpfeln ein Auto fahren können, warum sollten es nicht auch Autos mit ein paar Kameras schaffen. Zumal das Light Detection and Ranging (LIDAR) System um ein Vielfaches teurer ist.

Ein YouTuber hat ausprobiert, wie gut die Tesla Optik funktioniert, wenn Nebel oder Regen die Sicht verschlechtern und ob man die überlegene Optik glauben lassen könnte, dass sie durch eine bemalte Mauer fahren könnte. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass LIDAR zwar teurer, aber jeden Cent wert ist.
🔗 YouTube

🖨️ Earnings Season: Quartalsergebnisse der Woche

Montag 17. März: 360 Finance (BMO)
Dienstag 18. März: XPeng (BMO), StoneCo Ltd (AMC)
Mittwoch 19. März:
Donnerstag 20. März: PinDuoDuo (BMO), Accenture (BMO), Nike (AMC)
Freitag 21. März:

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